Hochhäuser in München:Der Schatten der Investoren

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Höhe ist nicht unbedingt weltstädtisch - dafür aber egoistisch, und fürs Klima problembehaftet

"Höchst umstritten" vom 13. November, Leserbriefe "Die Bochumisierung an der Paketposthalle" vom 18. November und "Denkmalschützer wollen aus München ein Museum machen" vom 25. November:

Auf anderer Leute Kosten

Für Herrn Büschl ist es sicher eine Bereicherung, wenn er aus 155 Metern auf unser museumshaft schönes München schaut. Finster wird es im langen Schatten der austauschbar anmutenden Türme. Wer "Höhe = Weltstadt" denkt, lebt Gigantismus auf Kosten anderer. Denn nur mit freier Sicht, wenn niemand anders in seiner Nähe höher baut, gefallen seine Türme, siehe Frankfurt.

Herr Büschl sollte mit dem gesparten Geld lieber verspielte und ökologische 60 Meter hoch bauen. Dass passt besser zum charismatischen Charakter und der Klimazukunft unserer "Weltstadt mit Herz". Klaus Siersch, München

Klimawandelstress

Bis 2050 möchte die Stadt München klimaneutral sein. Ein ambitioniertes Ziel, das zwar eigentlich für die Einbremsung des Klimawandels viel zu spät kommt, aber bei einer Millionenstadt muss man wohl Abstriche akzeptieren. Zugleich ist zu lesen, Dieter Reiter sei ein Freund der Hochhauspläne an der Paketposthalle. Das darf er gern persönlich sein, aber als Oberbürgermeister einer Großstadt im Klimawandelstress sollte er andere Prioritäten haben. Eine großflächige Bebauung der Dachflächen von Neubauten mit Photovoltaikanlagen beispielsweise, gesteuert über die Bauleitplanung.

Ach, das geht wegen der Verschattung bei den um die Hochhäuser herum gruppierten Neubauten nicht so richtig? Na, dann wenigstens ein ressourcenschonendes Bauen. Wie, Beton verursacht deutlich mehr CO₂-Emissionen als das Bauen mit Ziegeln, und Holzhochhäuser sind einfach viel zu teuer? Na ja, dann muss halt am Ende der Bürger wieder einsparen - und die Großen dürfen ungehindert weiter die Stadt verbauen und dem Klima schaden. Schöne Zukunft 2050. Benjamin Hahn, Vaterstetten

Anstrengende Abwehrarbeit

Das Landesamt für Denkmalpflege spricht sich im laufenden Bebauungsplanverfahren gegen die beiden Hochhäuser aus. Der Denkmalrat fordert, das Bebauungsplanverfahren auszusetzen, bis die von der Stadt München in Auftrag gegebene Hochhaus-Studie hinreichend öffentlich diskutiert sei.

Nicht erwähnt wurde in der SZ-Berichterstattung das Münchner Forum, das diese Forderung des Denkmalrates durch eine Resolution mit initiiert hatte und zum Thema Hochhäuser und (!) Hochhausstudie sogar ein eigenes Standpunkteheft herausgegeben hat: Hochhäuser und Hochhausstudie kritisierend.

Wie viele unbezahlte Stunden verlangt man uns Bürgern eigentlich noch ab, um diese Investoren- und leider auch Architekten-Peinlichkeiten abzuwehren?

Elke Wendrich, München

© SZ vom 03.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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