Hinter den Masken:Mehr als ein Schnupfen

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Kinderarzt Florian Bauer hat Covid-19 selbst durchgemacht - nun ist er wieder im Dienst

Von Anna Hoben

Im Zuge eines Screenings hatte er sich testen lassen. Tags darauf wusste er, dass er infiziert war - und ging direkt nach Hause. Er fühlte sich zu dem Zeitpunkt kaum krank, hatte nur einen leichten Schnupfen. "Das ist dann erst mal komisch, wenn man da liegt und nicht weiß, was auf einen zukommt", sagt Florian Bauer. Der 36-Jährige ist Kinderarzt in der Klinik in Harlaching, und vor einigen Wochen hat ihn das Coronavirus erwischt. Mittlerweile ist er genesen - und seit Karfreitag auch wieder im Dienst. Bei dem leichten Schnupfen war es nicht geblieben; Bauer bekam eine Lungenentzündung, die er zu Hause durchstand. Seine Familie wurde nahezu zeitgleich ebenfalls krank, mit Erkältungssymptomen. Wo er sich angesteckt hat, weiß er nicht. "Ich denke, nicht in der Klinik, wir schützen uns eigentlich optimal."

Natürlich haben sie in der Kinderklinik, in der er als leitender Oberarzt tätig ist, nicht viele Covid-19-Patienten. Das bedeutet aber nicht, dass es keine gibt. Weil grundsätzlich alle auf Corona getestet werden, gibt es auch ganz vereinzelt asymptomatische mit dem Virus infizierte Patienten, die wegen etwas anderem gekommen waren. Im Normalfall kurieren sie die Erkrankung zu Hause aus. Der Kinderarzt erzählt aber auch von einem Fall, der schwerer war: ein zweijähriger Junge, der vorher eine Lungenentzündung gehabt hatte. Auf die vorgeschädigte Lunge hatte sich das Coronavirus gesetzt. Sie verlegten ihn nach Schwabing, dort gibt es eine Covid-Station für Kinder.

Etwa ab dem Vorschulalter hätten Kinder ein Verständnis dafür, "was es bedeutet, wenn eine Krankheit viele Menschen betrifft", Seine eigene Tochter ist sechs, "die weiß ganz genau, was Corona ist". Die Schutzmaßnahmen haben auch in der Kinderklinik vieles verändert. Das fängt beim Betreten des Hauses an - wer nicht auf einer Gästeliste steht, kommt nicht an der Security vorbei. Und es hört damit auf, dass Eltern von unter sechsjährigen Kindern, die mit aufgenommen werden, sich nicht mehr abwechseln dürfen. Beeindruckt hat Bauer in den vergangenen Wochen der große Zusammenhalt. Mitarbeiter, die quarantänebedingt ausfielen, hätten so schnell wie möglich wieder arbeiten wollen, um die Kollegen zu unterstützen. Natürlich mussten sie die Auflagen erfüllen.

Und nach der Krise? Florian Bauer hofft sehr, dass die Politik nach der Krise "dem mehr Beachtung schenkt, was gesund gespart werden sollte". Er weiß genau, wovon er spricht: Auch in der Kindermedizin kämpfen sie in München seit Längerem um Intensivbetten.

© SZ vom 24.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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