Hengst Feuerblitz:Bestes Pferd im Stall

Lesezeit: 3 Min.

Münchner Erfolgsgeschichte: Feuerblitz hat in diesem Jahr rund 360.000 Euro Preisgeld erlaufen. "Ein Traumpferd", sagt sein Besitzer Patrick Bertermann. (Foto: Claus Schunk)

Hengst Feuerblitz galt lange als untrainierbar - er wollte sogar andere Hengste besteigen. Doch nun startet der Dreijährige aus München als einziges deutsches Pferd bei einem der wichtigsten Rennen der Welt. Gekauft wurde Feuerblitz einst für 3000 Euro, nun ist er mehr als eine Million Euro wert.

Von Fabian Kautz

Ob Patrick Bertermann Harry-Potter-Fan ist? Eines teilt der Münchner jedenfalls mit dem Zauberlehrling: Wenn er über Feuerblitz spricht, strahlen seine braunen Augen vor Begeisterung. Feuerblitz, so heißt der Besen von Harry Potter. Feuerblitz, so heißt auch das beste Pferd in Bertermanns Stall Eivissa.

"Feuerblitz ist ein Traumpferd. Toller Charakter, hoher Speed, tempohart - genau das Zuchtziel", schwärmt Bertermann. Der braune Hengst mit dem kleinen weißen Fleck oberhalb der linken Vorderhufe ist der beste Dreijährige, der jemals in Riem trainiert wurde. An diesem Sonntag startet Feuerblitz als einziges deutsches Pferd beim mit rund zwei Millionen Euro dotierten Hongkong Cup über 2000 Meter.

Die Prüfung zählt zu den wichtigsten Rennen der Welt, starten darf nur, wer vom Hongkong Jockey Club eingeladen wird. Der Jockey Club ist der größte Arbeitgeber und Steuerzahler in der chinesischen Metropole, der Jahresumsatz beläuft sich auf mehr als zehn Milliarden Euro. An jedem Renntag macht der Klub einen größeren Umsatz als der gesamte deutsche Galoppsport in einem Jahr. Es gibt Pferdebesitzer, die ihr Leben lang vergebens auf eine Einladung aus Hongkong warten. Bertermann gründete seinen Stall vor zwei Jahren. Eivissa schreibt auf Anhieb Erfolgsgeschichte. Es ist die Geschichte von Feuerblitz.

2010 kauft der Österreicher Alexander Wetschko den Hengst für 3000 Euro auf einer Auktion. Bald darauf bringt er ihn nach Riem ins Training zu Michael Figge. Feuerblitz gilt als Problempferd. "Er war anfangs so hengstig, dass er sogar andere Hengste besteigen wollte. Fast untrainierbar", sagt Figge. Unter der Führung des jungen Trainers legen sich die Probleme bald. "Wir haben ihn im Training einerseits für Gutes gelobt, andererseits auch klar die Grenzen aufgezeigt", sagt Figge. Von der Klasse des Hengstes ist er schnell überzeugt. Im seinem ersten Rennjahr, 2011, platziert sich Feuerblitz bei vier Rennen dreimal, gewinnt 7600 Euro an Prämien. Doch es gibt ein neues Problem.

Wetschko kommt seinen Rechnungen nicht nach, muss Pferde verkaufen. Figge bietet Feuerblitz zahlreichen Agenten an, mit der Bedingung, dass er der Trainer bleibt. Keiner hat einen Käufer. Figge bietet den Hengst auch Bertermann an, für den er die Pferde des Stalls Eivissa trainiert. Nach kurzem Zögern greift Bertermann zu. Der Kaufpreis soll bei 30.000 Euro liegen, bestätigen will er das aber nicht.

Die Investition lohnt sich schnell. Bei seinem ersten Start siegt Feuerblitz beim Aufgalopp in Riem. Es folgt ein zweiter Platz Ende April beim Derby-Trial in Hannover und damit die sichere Nennung für das Deutsche Derby in Hamburg Anfang Juli, das wichtigste Rennen in Deutschland. Figge sucht nach einem guten Vorbereitungsrennen, wird in Rom fündig, beim Italienischen Derby. Einem 2200-Meter-Rennen der zweithöchsten Kategorie (Gruppe II). "Vorher haben mir viele abgeraten, weil sie meinten, dass Feuerblitz kein Steher ist", sagt Figge. Ein Steher kann auch die längeren Distanzen von mehr als 2000 Meter gewinnen.

Ob ein Pferd ein Steher ist, hängt vor allem von seiner Abstammung ab. Feuerblitz' Erzeuger ist Big Shuffle. Ein hervorragender Deckhengst, bekannt für extrem schnelle Nachkommen. Aber keine Steher. Im Gegensatz zu seiner Mutter, Flamingo Island. Figge behält Recht. Feuerblitz gewinnt in Rom. Als erstes in München trainiertes Pferd in der 129-jährigen Geschichte des Italienischen Derbys. Feuerblitz ist ein Steher.

Doch auf den Sieg folgen Enttäuschungen. Ein zehnter Platz im Deutschen Derby, ein fünfter Platz beim Dallmayr-Preis in München. Dann erst zeigt der Hengst erneut seine Klasse, erreicht drei zweite Plätze auf Gruppe-I-Niveau, schlägt zweimal den Derbysieger des Jahres 2011, Waldpark, gewinnt Preisgeld in Höhe von knapp 360.000 Euro. Sein Wert steigt auf mehr als eine Million Euro. Als Krönung kommt die Einladung nach China.

Feuerblitz ist seit Samstag in Asien, gemeinsam mit einem Pfleger. Figge folgte am Sonntag. Als Jockey wurde Maxime Guyon verpflichtet. Der Franzose gewann in den vergangenen drei Jahren 19 Rennen der höchsten Kategorie. Feuerblitz gilt in Hongkong als Außenseiter, bei den Buchmachern hat er eine Quote von 300:10. Seine Entwicklung ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte. Figge sagt: "Das einzige, was fehlt, ist ein Gruppe-I-Sieg."

© SZ vom 05.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Wiesn-Brauereipferd
:Und dann die Hände zum Rudi!

Hände nähern sich ihm, Handykameras werden gezückt: Bei Brauereipferd Rudi lassen Oktoberfestbesucher manchmal die nötige Distanz vermissen. Wir haben dem Wallach eine Cat Cam verpasst - eine Kamera, die alle paar Sekunden automatisch Bilder macht. Das Oktoberfest von innen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: