Haus der Kunst:Auf die Wahrnehmung kommt es an

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Das Haus der Kunst geht mit den Kapsel-Schauen des Kolumbianers Oscar Murillo und der Russin Polina Kanis in den Herbst. Und es steht noch mehr auf dem Programm.

Von Jürgen Moises

"Stellen Sie sich einen Mix aus Beuys, Polke und Kiefer vor, zusammengemischt von einem DJ, der gerade high ist." Mit diesem Vergleich wurde vor einem Jahr im Magazin New Yorker die Kunst von Oscar Murillo beschrieben.

Und man kann verstehen, was der Autor damit meint, wenn man die Installationen des jungen kolumbianischen Künstlers sieht, die aus schweren, verschlissenen Leinwänden bestehen, aus industriellen Haken, Waagen oder Stahlkonstruktionen.

Da stecken materialästhetisch gesehen durchaus erkennbare Bezüge zu den deutschen Künstlern drin. In der internationalen Kunstszene sorgt der in London lebende Murillo damit seit einigen Jahren für Aufsehen. Jetzt ist im Haus der Kunst seine erste Solo-Schau in Deutschland zu sehen.

Gezeigt wird sie als Nummer 07 der "Kapsel"-Ausstellungen, die als relativ neues Format vorwiegend junge, aufstrebende Künstler vorstellen. Parallel dazu werden am 15. September gleich noch drei weitere Ausstellungen und Installationen im Haus der Kunst eröffnet: "The Procedure" von Polina Kanis, die als Kapsel Nummer 08 präsentiert wird, sowie "Again and Again" mit Videoarbeiten aus der Sammlung Goetz und "Centrifuge" von Sarah Sze, die als fünftes Werk der Serie "Der Öffentlichkeit - Von den Freunden Haus der Kunst" in der Mittelhalle ausgestellt wird.

"Centrifuge" ist eine Installation aus neu hergestellten oder fertig gekauften Objekten, die an subatomare Teilchen oder biologische Strukturen erinnern und zusammen eine "Verschiebung von Sinneswahrnehmung" bewirken sollen.

Wie sich vor allem unsere Selbstwahrnehmung in den 1990er und 2000er Jahren verschoben hat, darum drehen sich im Wesentlichen die Videoarbeiten von Künstlern wie Mark Lackey, Doug Aitken, Matthew Barney oder Cindy Sherman aus der Sammlung von Ingvild Goetz. Ein "zersplittertes Bild vom Selbst" wird hierbei von Kurator Daniel Milnes konstatiert, das sich in digitalen Video-Strategien und -Formen wie Loop, Split-Screen oder Mehrkanal-Installation ausdrücke.

Auch die russische Künstlerin Polina Kanis hat mit "The Procedure" für ihre gleichnamige "Kapsel 08"-Ausstellung eine Mehrkanalinstallation geschaffen. Im Zentrum der dreiteiligen Filmarbeit steht ein Museum, das bei einer Katastrophe stark zerstört wurde. Was die Ursache dafür war, bleibt bis zum Schluss ein Rätsel.

Kapsel 07: Oscar Morillo / Kapsel 08: Polina Kanis, beides Fr., 15. Sep. bis 18. März; Sarah Sze - Centrifuge, bis 12. Aug.; Again and Again, bis 8. April; tgl. 10-20 Uhr, Do., 10-22 Uhr, Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1, 089/21127113

© SZ EXTRA vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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