Hasenbergl:"Mehr als nur ein Erfolgserlebnis"

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Die Gesundheitsberatungsstelle ist im Hasenbergl eine Institution

Von Simon Schramm, Hasenbergl

Das Viertel im Münchner Norden ist ein Quartier, dessen soziale Probleme oft nur deshalb entdeckt und auch gelöst werden, weil die lokalen Institutionen untereinander stark vernetzt sind. Wie gut diese Zusammenarbeit funktioniert, zeigt eine Begebenheit aus der Gesundheitsberatungsstelle an der Wintersteinstraße: Als die Sozialpädagogin Monika Schneider bei zwei Kindern des Viertels starke Lungenprobleme bemerkte, schickte Schneider die Kinder zu der dort arbeitenden Kinderärztin Kathrin Martignoni. Es stellte sich heraus, dass die vierköpfige Familie in einer Ein-Zimmer-Wohnung lebte, in der sich Schimmel gebildet hatte. Pädagogin Schneider unterstützte die Mutter bei der Suche nach einer neuen Wohnung, erst kürzlich gelang der Umzug. "Das war mehr als nur ein Erfolgserlebnis", sagt Schneider.

Gegründet wurde die städtische Beratungsstelle vor vierzig Jahren; damals gab es im Hasenbergl keinen Kinderarzt, Sozialmedizin-Studenten regten darum an, zumindest eine Anlaufstelle für Familien zu schaffen. Die Praxis im Norden des Viertels fungiert seitdem als Vermittlung: Zwar führen die zwei Ärztinnen der Stelle mitsamt einer Arzthelferin sehr wohl Grunduntersuchungen durch, Hauptaufgabe ist es aber, die Kinder an die Ärzte im Viertel oder in ganz München weiterzuleiten.

Von Vorteil ist der niederschwellige, vertrauensbildende Zugang zur Gesundheitsberatung, die Familien erreicht, welche sonst wohl keinen Arzt besuchen würden: Die Einrichtung bietet mehr Zeit als ein kurzer Arzttermin und setzt Dolmetscher ein; zum Team gehört Sozialpädagogin Schneider, die untersucht, inwiefern eine Erkrankung mit den sozialen Umständen zusammenhängt. Etwa 800 Besucher verzeichnete die Stelle im vergangenen Jahr.

Für Joachim Lorenz, den Leiter des Referats für Gesundheit und Umwelt, hat die Beratungsstelle Vorbildcharakter: So werde die gleiche Einrichtung in der Messestadt Riem gebaut, womöglich soll auch der neue Stadtteil Freiham ein Pendant erhalten. Anlässlich des Geburtstags wird an diesem Mittwoch ein Festakt stattfinden. Er beginnt um 14 Uhr in der katholischen Kirche Mariä Sieben Schmerzen, Thelottstraße 28. Am 24. Juli wird in der Wintersteinstraße außerdem ein großes Straßenfest gefeiert.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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