Handy-Tickets im Münchner Nahverkehr:App-gestempelt

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An diesem Wochenende startete das Handy-Ticket. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Handy-Ticket von MVG und MVV legt einen guten Start hin - 1600 Tickets sind schon verkauft. Manche Nutzer klagen allerdings über technische Probleme.

Von Marco Völklein

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat am Montag zufrieden Zwischenbilanz gezogen: Der Start des Handy-Tickets sei an den ersten beiden Tagen gelungen. Etwa 10 000 Kunden hätten sich seit Sonntag alleine bei der MVG für den neuen Vertriebsweg registriert. Zudem habe man etwa 1000 Tickets verkauft. Auch die beiden anderen Handy-Ticket-Anbieter, der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) und die S-Bahn, waren zufrieden. Sie setzten bis Montagmittag jeweils etwa 300 Handy-Tickets ab. Und: "Die technische Umsetzung funktioniert ohne nennenswerte Probleme", sagte ein MVG-Sprecher.

Einige Nutzer haben da allerdings ganz andere Erfahrungen gemacht. So aktualisierten sich nach Aussage einiger Kunden die Apps von MVG, MVV und S-Bahn, die viele bereits auf ihren Smartphones installiert hatten, am Sonntag nicht automatisch, um damit die Handy-Tickets kaufen zu können. Auch eine Aufforderung dazu sei zunächst nicht verschickt worden.

"Ganz so simpel, wie von den Anbietern dargestellt, war die Umstellung dann doch nicht", schimpfte etwa SZ-Leser Markus Paul. Andere Geräte meldeten nach Berichten von Fahrgästen zudem einen "Fehler bei der Datenabfrage" oder erklärten, dass die drei Apps, obwohl seit Monaten auf dem Smartphone in Benutzung, plötzlich gar nicht mehr auf dem Handy installiert seien. Hatte man die App dann aber zum Laufen gebracht, funktionierten die Anmeldung, die Registrierung der Bankdaten und der Kauf der Tickets ohne weitere Probleme.

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Andere Fahrgäste wiederum hatten bereits am Freitag Schwierigkeiten, via Smartphone eine Fahrplanauskunft zu bekommen - ein Handy-Ticket kaufen konnten sie zu diesem Zeitpunkt ohnehin noch nicht. Offenbar waren aber bereits vor der Umstellung auf den Online-Vertrieb die Server des MVV überlastet, auf die alle drei Smartphone-Apps für die Fahrtauskünfte zugreifen. So hatte vor allem die MVG versucht, ihre App mit viel Werbe-Trara in den Markt zu drücken, was ihr auch gelungen war. Den Zuwachs an Nutzern verkraftete der MVV-Server dann aber wohl nicht: So stellten die MVG-Leute "seit Freitagnachmittag Überlastungen beim Fahrplanauskunfts-Server" des MVV fest. Laut einer MVV-Sprecherin waren im Vorfeld des Handy-Ticket-Verkaufs "temporäre Neustarts der Server nötig " gewesen; die hätten wohl zu den Schwierigkeiten geführt.

Gelegenheitsfahrer zum Umstieg bewegen

MVV-Chef Alexander Freitag hat bereits vor einigen Wochen eingeräumt, dass man die Serverkapazitäten für die elektronische Fahrplanauskunft in naher Zukunft "gewaltig aufrüsten" müsse - eben weil immer mehr Fahrgäste Smartphones besitzen und mit diesen immer häufiger und intensiver die Fahrplanabfrage nutzen. Auf 200 000 bis 300 000 Euro beziffert Freitag die Summe, die der MVV im kommenden Jahr wohl in den Ausbau seiner Server-Infrastruktur stecken müsse, um den Andrang der Smartphone-Nutzer zu bewältigen.

Mit dem neuen Handy-Ticket wollen die Nahverkehrsbetreiber vor allem Gelegenheitsfahrer zum Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen bewegen. Zunächst werden aber nur Einzelfahrscheine, Tageskarten sowie die vor allem für Touristen gedachte "CityTourCard" per Smartphone angeboten. Wochen-, Monats- und Streifenkartensind weiter nur an Automaten oder Kiosken erhältlich - ebenso das beliebte Kurzstrecken-Ticket. "Das ist ein echtes Manko", bemängelt Andreas Nagel von der "Aktion Münchner Fahrgäste", der aber die gesamte Handy-Ticket-Offensive im MVV skeptisch sieht. Die von einigen Nutzern gemeldeten Technikprobleme zeigten nur, dass man künftig erst ein "MVV-Fahrgast-Abitur" machen müsse, um das Tarifdickicht noch zu durchblicken.

© SZ vom 17.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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