Münchner Verkehrsgesellschaft:So funktioniert das Handy-Ticket

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Konkurrenz für die Automaten: Auch die Handy-Tickets müssen vor Antritt der Fahrt gekauft werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Wer in München Bus und Bahn fahren will, muss sich nicht mehr an Automaten anstellen. Nun kann man Fahrscheine per Smartphone kaufen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Handy-Ticket.

Von Marco Völklein

In anderen Städten wie Nürnberg, Augsburg oder Berlin kann man Nahverkehrsfahrscheine schon seit Längerem per Handy kaufen. Von kommendem Sonntag an gibt es das "Handy-Ticket" auch im Münchner Netz - allerdings zunächst noch nicht für Abonnementkunden, sondern vor allem für Gelegenheitsfahrer im MVV. Die brauchen dafür erst einmal das richtige Smartphone - müssen darüber hinaus aber noch mehr beachten.

Wie funktioniert das Handy-Ticket?

Im Grunde ganz einfach: Der Kunde muss sich zunächst eine der drei Fahrplan-Apps von MVV, MVG oder der Münchner S-Bahn auf sein Smartphone laden. Außerdem muss er sich vor dem ersten Kauf per App oder im Internet mit einigen persönlichen Daten sowie Angaben zu seiner Bankverbindung oder Kreditkarte registrieren, über die später die Zahlungen abgebucht werden. Dann kann es schon losgehen.

Wie läuft der Kauf genau ab?

Es gibt zwei Wege auf der App: Entweder man wählt aus der Liste der angebotenen Fahrscheine das benötigte Ticket aus. Oder aber man fordert eine konkrete Fahrplanauskunft an, zum Beispiel vom Stachus zum Flughafen. Dann spuckt die App zunächst die Verbindungen aus - und per Antippen fordert der Fahrgast dann das passende Ticket dazu an.

Welche Fahrscheine werden angeboten?

Vom 15. Dezember an gibt es zunächst nur Einzelfahrscheine, Tageskarten, Fahrrad-Tageskarten sowie zwei Fahrkarten, die sich vor allem an Touristen richten: die "City-Tour-Cards" sowie das "Airport-City-Day-Ticket". Andere Fahrscheine wie etwa die beliebten Streifenkarten sowie die Wochen- und Monatskarten, die viele Pendler nutzen, gibt es noch nicht per Handy. Die Unternehmen arbeiten aber daran, auch diese Tickets künftig anzubieten - Mitte 2014 soll die Kurzstrecke dazukommen, "mittelfristig" auch Wochen- und Monatskarten sowie Abonnements.

Was ist daran so schwierig, Kurzstrecke und Streifenkarten anzubieten?

Bei der Kurzstrecke kann der Kunde entweder zwei Stationen mit U- oder S-Bahn fahren - oder vier Haltestellen mit Bus und Tram. Das ist kompliziert zu programmieren und dauert deshalb bis Mitte 2014. Auch bei der Streifenkarte ist die Programmierung nicht so einfach: Dabei handelt es sich im Grunde ja um ein Guthaben, das nach und nach abgefahren werden kann. Das zu programmieren, dauert etwas.

Über welche Apps kann man die neuen Handy-Tickets kaufen?

Das ist zum einen die "MVG Fahrinfo München", die die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) aufgelegt hat. Außerdem bietet der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) seinen "MVV Companion" an. Und schließlich offeriert die Deutsche Bahn den "München Navigator". Alle drei Apps sind für Apple-Smartphones wie auch Geräte mit Android-Betriebssystem erhältlich; für Windows-Phone-Nutzer oder Besitzer eines Blackberry-Gerätes gibt es solche Apps nicht.

Bei allen drei Verkehrsbetrieben sind sämtliche Handy-Ticket-Fahrscheine erhältlich. Auch die Technik dahinter sowie die Abwicklung der Zahlung sind bei allen drei Apps identisch. Wichtig: Auch wer eine der Apps jetzt bereits auf dem Handy hat, kann bis in die Nacht von Samstag auf Sonntag darüber noch keine Tickets kaufen. Diese Funktion spielen die Unternehmen erst pünktlich zum 15. Dezember mittels einer Aktualisierung auf die App auf.

Wie werden die Tickets kontrolliert?

Wer ein Handy-Ticket gekauft hat, erhält für sein Smartphone-Display eine Übersicht des gekauften Tickets sowie einen sogenannten "QR-Code", ein elektronisches Muster. Dieses können die Kontrolleure mit speziellen Lesegeräten prüfen. Außerdem montiert die MVG solche Kontrollgeräte in ihre insgesamt 435 Busse, damit auch deren Fahrer die Tickets lesen können. Denn in den MVG-Bussen müssen Fahrgäste abends von 21 Uhr an beim Einsteigen den Fahrschein vorzeigen.

In den MVV-Regionalbussen, die in den Landkreisen unterwegs sind, gilt diese Regel auch tagsüber. Dennoch werden Handy-Ticket-Nutzer dort den Fahrern bis auf Weiteres nur die Übersicht vorzeigen müssen - die Nachrüstung mit den speziellen Lesegeräten geschieht laut MVV-Chef Alexander Freitag "sukzessive erst in den nächsten Jahren" - nämlich immer dann, wenn der MVV eine Buslinie neu ausschreibt und den neuen Betreiber dann per Vertrag zur Nachrüstung verpflichten kann. Wichtig ist aber: Neben dem Strichcode müssen Nutzer auch immer einen Personalausweis oder Reisepass vorzeigen. Das soll verhindern, dass ein anderer das Ticket nutzt.

Potenzielle Schwarzfahrer könnten nun auf folgenden Trick kommen: Sie steigen in eine U- oder S-Bahn und beobachten den Waggon. Sobald am anderen Ende ein Kontrolleur zusteigt und mit den Kontrollen beginnt, tippt er schnell auf sein Smartphone - und kauft ein Handy-Ticket. Dieser Trick allerdings wird nicht funktionieren, warnen die Unternehmen: Denn die Technik sieht vor, dass das Handy-Ticket erst nach zwei bis drei Minuten aktiviert wird - erst wenn ein Leuchtbalken über dem QR-Code grün ist, ist das Ticket gültig. Erreicht der Kontrolleur den Käufer aber vorher, sieht er, dass der Fahrschein erst kurz zuvor gekauft wurde. Dann muss der Kunde mit Diskussionen rechnen. Grundsätzlich gilt: Das Ticket muss vor Fahrtantritt gekauft werden - also vor dem Betreten des Busses oder der Tram beziehungsweise vor dem Erreichen des Bahnsteigs bei U- und S-Bahn.

Wie fälschungssicher ist der QR-Code ?

Auch an diese Möglichkeit des Schwarzfahrens haben die Entwickler gedacht - dass jemand den Code kopieren und an Freunde schicken könnte. Pech gehabt: Denn das Ticket ist nur gültig, wenn sich der grüne Kontrollbalken bewegt. Auf einem Screenshot oder Foto tut sich dagegen nichts.

Was passiert, wenn dem Smartphone der Strom ausgeht?

Dann hat der Kunde zunächst einmal Pech gehabt. Die Kontrolleure behandeln ihn dann so, als hätte er eine Monatskarte zu Hause vergessen: Er muss seine Personalien angeben und später im Kundencenter nachweisen, dass er ein gültiges Ticket hatte. Wenn dies zweifelsfrei möglich ist, fallen nur fünf Euro Bearbeitungsgebühr an.

Kosten die Tickets mehr? Oder gibt es sie vielleicht sogar günstiger?

Weder noch. Die Handy-Tickets kosten genau so viel wie Fahrscheine am Automaten oder am Kiosk. Auch einen Rabatt räumen die Verkehrsbetriebe nicht ein. Langfristig hoffen die Unternehmen zwar, den Aufwand (beispielsweise für Automaten oder die Belieferung der Kioske) zu reduzieren, derzeit zahlen sie aber noch drauf.

Werden die Daten weitergegeben?

Nein. Die Unternehmen beteuern, sie behalten die Kontrolle über die Daten. Die Abrechnung wird von einem deutschen Finanzdienstleister erledigt - und auch der reiche die Daten nicht weiter. Wichtig: Auch Bewegungsprofile der Kunden würden nicht erstellt. Aber es kann gut sein, dass die Unternehmen künftig per E-Mail Werbebotschaften verschicken (zumindest an die, die diese Möglichkeit nicht per Mausklick ausgeschlossen haben).

Benötigt man eine teure Flatrate für sein Smartphone?

Nein. Bei der Ticket-Buchung würden nur geringe Datenmengen übertragen, heißt es bei den Anbietern. Das sollte auch bei günstigen Tarifen mit niedrigem Datenvolumen keine Zusatzkosten verursachen.

Gibt es die Tickets auch im Internet?

Ja. Beim sogenannten "Print-Ticket" erhält man eine DIN-A-4-Seite mit Barcode zum Ausdrucken am heimischen PC - es werden dieselben Fahrscheine angeboten wie beim Handy-Ticket mit Ausnahme des Einzeltickets. Außerdem ist das MVV-Thermenwelt-Ticket erhältlich. Der Zugang erfolgt über www.onlineticket-münchen.de (aber auch erst vom 15. Dezember an).

© SZ vom 09.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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