Ostbahnhof:Der Kampf gegen die Schwingtüren

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Gläserne Barriere: die Schwingtüren am Eingang zum Ostbahnhof. (Foto: Stephan Rumpf)

Bezirksausschuss verlangt, die Zugänge am Ostbahnhof durch eine Automatik behindertenfreundlich zu machen

Von Julian Raff, Haidhausen

Dank der Aufzüge am Orleansplatz und an den Bahnsteigen gilt der Ostbahnhof offiziell als barrierefrei, wirklich bequem haben es Fahrgäste und Passanten aber nicht - vor allem, wenn sie die Verkehrsdrehscheibe vom Busbahnhof aus übers Erdgeschoss erreichen wollen. Mit einem Antrag, die Schwingtüren am Haupteingang durch automatische Schiebetüren ersetzen, ist der Bezirksausschuss (BA) zuletzt vor drei Jahren bei der Bahn abgeblitzt. Ein erneuter Anlauf im Oktober brachte nun zumindest die Hoffnung auf eine Teillösung, mit der sich die Stadtteilpolitiker allerdings nicht zufrieden geben.

Nach Bahnangaben betritt und verlässt ein Großteil der täglich rund 124 000 Fahrgäste den Ostbahnhof durch die Schwingtüren. Wie die Antragstellerin und BA-Beauftragte für Barrierefreiheit Tilla Meyer (SPD) beobachtet, tun sich dabei nicht nur Senioren mit den gegenläufig öffnenden Türflügeln schwer, sondern auch Mütter mit Kinderwagen oder Reisende mit Gepäck; Rollstuhlfahrer sind dort auf fremde Hilfe angewiesen. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) geht hingegen davon aus, dass die Türen "auch von den meisten mobilitätseingeschränkten Personen genutzt werden können", vor allem aber seien sie "robust und wartungsarm".

Als "extrem störungsanfällig" stuft hingegen die für den Stationsbetrieb zuständige Service AG die gewünschten Automatik-Türen ein. Zudem verlaufe der Gehweg so nah am Bahnhofsgebäude, dass auch Passanten, die nicht in den Bahnhof wollen, den Mechanismus im Vorbeigehen auslösten; der Dauerbetrieb erhöhe die Anfälligkeit exorbitant. Die Flügeltüren seien wiederholt aus mittelfristigen Bauprogrammen wieder herausgefallen, sollen aber nun "im Frühjahr des nächsten Jahres wieder instand gesetzt werden". Gleichzeitig überlegt die Stations-AG, zumindest einen Türflügel mit einem Taster und einer Öffnungsautomatik auszurüsten.

Ein erneuerter Beschluss aus der Februar-Sitzung des BA nennt diese kleine Lösung zumindest akzeptabel, fordert aber weiterhin berührungslose Schiebetüren, wie sie ja "fast jedes Kaufhaus und fast jeder Großmarkt" habe. Einen durchgängigeren Ostbahnhof habe laut Beschluss-Begründung sogar Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) in seiner Regierungserklärung 2013 versprochen - zumindest indirekt, im Rahmen der Zehn-Jahres-Initiative zur Barrierefreiheit.

Mit derartigem Schub von oben fasste der BA sein Votum beinahe einstimmig. Lediglich Dominik Pelders (Grüne) stimmte gegen die erneuerte Forderung, da der komplett barrierefreie Zugang weiterhin nur über den Lift am Orleansplatz erfolgen könne. Seiner Meinung nach solle sich der BA daher auf Dringlicheres konzentrieren, wie etwa störungsfreie Rolltreppen am Ostbahnhof und am Rosenheimer Platz.

Ein weiteres Hindernis möchten die Lokalpolitiker nordwestlich des Bahnhofs beseitigen: Die Fußgänger-Furt über die Orleansstraße weicht mit einem Knick einer gepflasterten Schwelle aus. Per Verschiebung der Verkehrsinsel um nur einen Meter ließe sich die Stolperfalle beseitigen.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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