Haftantritt nach zwei Jahren:Ermittlungen einer Mutter

Lesezeit: 1 min

Unter Drogen fuhr er einen Jugendlichen tot, nach der Urteilsverkündung tauchte er einfach ab: Eine Mutter hat auf eigene Faust den Wohnort des Mannes ermittelt, der Schuld am Tod ihres Sohnes ist. Zwei Jahre nach dem Unfall ist der Täter nun in Haft.

Susi Wimmer

Zwei Jahre, nachdem ihr 17-jähriger Sohn bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, hat eine Mutter dafür gesorgt, dass der untergetauchte Unfallfahrer doch noch seine Strafe verbüßen muss. Die Frau gab der Polizei den entscheidenden Tipp, dass der Mann nach München umgezogen war. Beamte nahmen den 39-Jährigen daraufhin fest. Jetzt sitzt er zwei Jahre und sechs Monate Haft ab, zu der ihn das Gericht verurteilt hatte.

Das Unglück passierte auf der A 92 zwischen dem Münchner Flughafen und der Ausfahrt Freising Mitte. Der Trockenbauer hatte sich mit seinem Kleintransporter auf den Heimweg gemacht. Verbotenerweise. Denn er hatte erstens keinen gültigen Führerschein, und er stand zweitens unter Drogen.

In seinem Rausch übersah der Mann das vor ihm fahrende Mofa des 17-Jährigen aus dem Kreis Kelheim. Er rammte das Kleinkraftrad von hinten, der Jugendliche, der noch eine 17-jährige Bekannte aus Freising auf dem Sozius sitzen hatte, stürzte, und die beiden Jugendlichen schleuderten auf den Seitenstreifen. Für den 17-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Das Mädchen wurde schwer verletzt.

Wenig später wurde der wegen Drogenmissbrauchs polizeibekannte Unfallfahrer vom Amtsgericht Freising wegen fahrlässiger Tötung und Straßenverkehrsgefährdung zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft beziehungsweise zur Unterbringung in einer Entziehungsanstalt verurteilt. Das Landgericht Landshut bestätigte dieses Urteil in einer Berufungsverhandlung, und das Oberlandesgericht schmetterte im Mai dieses Jahres ein Revisionsverfahren ab. Das Urteil war nun rechtskräftig, der Verurteilte allerdings abgetaucht. An seiner alten Adresse in Landshut war der Mann für die Justiz nicht mehr erreichbar. Schließlich erließ die Staatsanwaltschaft im August Haftbefehl zur Strafvollstreckung gegen den inzwischen 39-Jährigen.

Den entscheidenden Hinweis zur Festnahme lieferte die Mutter des getöteten Schülers. Sie fand auf eigene Faust heraus, dass der Unfallfahrer von Landshut nach München umgezogen war. Sie rief die Polizei an, und die konnte den Mann nach einigen weiteren Ermittlungen tatsächlich festnehmen. Er hatte sich in Neuperlach im neunten Stock eines Hochhauses einquartiert, allerdings ohne einen Namen auf dem Klingelschild. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Unfall wurde er in ein Bezirkskrankenhaus eingeliefert. In der Wohnung stellten die Beamten einen Joint und sechs Dolden Marihuana sowie zwei Dutzend Tabletten sicher.

© SZ vom 13.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: