Hadern:Der Fehler hat Methode

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Schlimm: Der Drahtzaun an der Baustelle der Unterkunft ist zerstört. (Foto: privat)

Erneut beschweren sich Anwohner einer künftigen Flüchtlingsunterkunft lautstark über die Informationspolitik der Stadt - diesmal in Hadern. Für Aufregung sorgt auch Vandalismus durch Unbekannte auf der Baustelle

Von Berthold Neff, Hadern

Allenfalls 100 Flüchtlinge werden es sein, die auf einer vom Stiftsbogen, der Kurpark- und der Schröfelhofstraße begrenzten Brachfläche untergebracht werden sollen. Dennoch ist die Aufregung in der unmittelbaren Umgebung des Standortes groß. "Das ist eine Informationspolitik, bei der ich mich nicht gut aufgehoben fühle", sagte eine Anwohnerin aus der Kurparkstraße am Montagabend in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Hadern. Zusätzliche Brisanz hatte das Thema kurz zuvor bekommen, denn bisher unbekannte Täter haben den Drahtzaun aufgeschnitten und die beiden Leichtbauhallen sowie etliche Container und Bauwagen mit Farbe beschmiert. Die Schmierereien wurden inzwischen entfernt.

Unübersehbar aber ist, dass sich die Anwohner, aber auch die Mitglieder des Bezirksausschusses von Stadt und Freistaat schlecht informiert fühlen. Das Desinteresse städtischer Stellen an einer umfassenden Informationspolitik wurde schon bei der vorigen BA-Sitzung im November deutlich. Obwohl dazu eingeladen, schickte das Sozialreferat keinen Vertreter in die Sitzung. Unklar ist bisher auch, was auf dem staatlichen Grundstück sonst noch geplant ist. Die Stadt kann die Leichtbauhalle mit 100 Plätzen nur solange betreiben, bis der Freistaat dort etwas Größeres baut. Was genau, wurde bisher nicht mitgeteilt. Bisher hieß es, der Freistaat wolle dort 2016 eine Gemeinschaftsunterkunft mit bis zu 350 Plätzen errichten. Dann hieß es, es sollten dort Sozialwohnungen in neuer Bauweise entstehen.

Quer durch die Fraktionen zeigte man sich im Stadtviertel-Gremium verärgert. "Es ist schon befremdlich, dass hier Sachen verkündet werden und wir von nichts wissen", kritisierte der SPD-Fraktionssprecher Gerhard Fries. Auch Franz Rudrich von der CSU zeigte sich von der Informationspolitik wenig angetan: "Das Sozialreferat soll endlich die Pläne vorlegen und klar sagen, wo die Einfahrten angelegt sind." Mehrere Anwohner aus der Kurparkstraße, die aus ihren Reihen-Bungalows nun direkt auf die Leichtbauhallen blicken, machten ihrem Ärger Luft. Sie kritisierten nicht nur die mangelhaften Informationen, sondern nahmen auch an der Adresse Anstoß: "Wieso heißt das Stiftsbogen, wenn es direkt vor uns, an der Kurparkstraße, entsteht?", fragte eine Bürgerin. Eine andere erkundigte sich, ob ein Bewachungsdienst für die Unterkunft vorgesehen sei. Und eine weitere wollte wissen, ob an eine Expansion gedacht sei, denn bereits jetzt seien zwei Leichtbauhallen hochgezogen.

Irmgard Hofmann (SPD) betonte, in der zweiten Halle seien nur Aufenthaltsräume. Hofmann wurde Anfang November zur Vorsitzenden des Vereins "Miteinander leben in Hadern" gewählt, der sich, wie schon in den Neunzigerjahren während des Bosnien-Krieges, um die Integration kümmern will. Und Fraktionskollegin Isabella Fiorentino stellte fest: "Wegen 100 Menschen braucht niemand Angst zu haben."

Details zu der Unterkunft will die Stadt am Donnerstag, 17. Dezember, bei einer Informationsveranstaltung im Augustinum, Stiftsbogen 74, nennen. Beginn ist um 19 Uhr.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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