Gleichstellungspolitik:Was bewegt die Münchnerin?

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Auf der Frauenkonferenz im Rathaus geht es daher nicht nur um die Studie, sondern sie beschäftigt sich auch mit dem außerpolitischen und doch politischen Engagement von Frauen. (Foto: Robert Haas)

Eine Studie beschäftigt sich mit ihren Bedürfnissen und stellt fest, dass viele sich in den politischen Strukturen kaum vertreten fühlen.

Von Melanie Staudinger

Frauen in Führungspositionen an sich seien kein Garant dafür, dass "normale" Frauen sich vertreten fühlten, dass es einen Führungsstil gebe, der Frauen und ihre Bedürfnisse respektiere, sagt eine Münchnerin. Eine andere ärgert sich, dass Frauen oft die Arbeit im Hintergrund übernehmen und selten nach außen in Erscheinung treten würden. Und eine dritte beklagt, dass grundsätzlich zwar sowohl Frauen wie Männer von einem Karriereknick bedroht seien, wenn sie in Elternzeit gingen - Paare sich aus pragmatischen Gründen allerdings meist dafür entschieden, dass die Frau zuhause bleibe, weil sie weniger verdiene.

Es sind deutliche Worte, die die Teilnehmerinnen der Studie "Wählen und Gestalten" aussprechen, die die Gleichstellungsstelle der Stadt München in Auftrag gegeben und die sie bei einer Frauenkonferenz an diesem Freitag vorgestellt hat. Aussagen, die davon zeugen, dass sie sich von den bestehenden politischen Strukturen nur wenig vertreten fühlen, dass sie sich mehr Solidarität unter Frauen wünschen und mehr Anerkennung ihres Engagements, das sich eher außerhalb politischer Gremien abspielt.

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100 Jahre ist es nun her, dass Frauen in Deutschland das Wahlrecht erhielten. Seitdem dürfen sie nicht nur wählen, sie können auch gewählt werden. Gleichberechtigung herrscht deshalb aber noch lange nicht. Noch immer sitzen mehr Männer als Frauen in politischen Gremien, noch immer bekleiden mehr Männer als Frauen Führungspositionen. Und durch den Rechtsruck in der Gesellschaft seien Frauenrechte zusätzlich bedroht, sagt Nicole Lassal, Leiterin der städtischen Frauengleichstellungsstelle.

Anlass genug für sie und ihre Mitarbeiterinnen, mal genauer hinzuschauen, was bisher erreicht wurde und wo Nachholbedarf besteht. Auf der Frauenkonferenz im Rathaus geht es daher nicht nur um die Studie, sondern sie beschäftigt sich auch mit dem außerpolitischen und doch politischen Engagement von Frauen, mit Politikerinnen, die sich in männerdominierten Strukturen durchsetzen wollen und müssen, mit Gewalt gegen Frauen und den rechtspopulistischen Tendenzen in der Gesellschaft.

"Uns hat nicht nur interessiert, wie viele Frauen in welchen Gremien sitzen, auch wenn das natürlich ein wichtiger Indikator für die Gleichstellung ist", sagt Lassal. Die Studie des Schäuble-Instituts für Sozialforschung solle auch Aufschluss darüber geben, wie die Situation der Bürgerinnen in den einzelnen Stadtvierteln aussehe, um die Gleichstellung in der Gesellschaft. Die Forscherinnen Ingegerd Schäuble und Oranna Erb erkundigten sich nach der Motivation von Frauen, am politischen Prozess mitzuwirken, danach, wie Frauen ihr Wahlrecht wahrnehmen, in welchen Formen sie sich engagieren, wie sie für ihre Interessen eintreten und wie sich Erfolge und Niederlagen auf sie auswirken. 80 Frauen kamen zu den vier Veranstaltungen in Giesing, Milbertshofen, Sendling und München-Mitte. Etwas mehr Akademikerinnen waren dabei, Migrantinnen waren eher in der Unterzahl. Repräsentativ ist die Untersuchung nicht.

Sie gebe aber einen guten Überblick über das, was Münchnerinnen bewege, sagt Lassal. Sie fühlen sich oft nicht ausreichend repräsentiert. "Das System ist ein patriarchales, Frauen können nur wenig ändern", sagt Lassal. Der Studie zufolge gehen nicht wenige Münchnerinnen nicht wählen, um ihrer Ablehnung des Systems Ausdruck zu verleihen. Das bedeute aber nicht, dass Frauen grundsätzlich unpolitisch seien: Sie engagierten sich sehr wohl, im sozialen Bereich zum Beispiel. "Den befragten Frauen sind Solidarität, Respekt, Gestaltungsmöglichkeiten und Resonanz wichtig", sagt Lassal. "Das Ringen um Posten und Listenplätze - wie bei Parteien üblich - schreckt viele eher ab." Wie sich das ändern könne? Lassal setzt auf Quotenregelungen in Parteien, wie etwa die Grünen sie schon länger haben. Denn freiwillig ändere sich so schnell nichts, das hätten die Erfahrungen der vergangenen Jahre gezeigt.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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