Gesellschaft:Freundschaft und soziales Engagement

Lesezeit: 2 min

Zu den beiden gesellschaftlichen Festen, die der Deutsch-Amerikanische Frauenclub in jedem Jahr veranstaltet, gehört der "Silbertee" im November und der glanzvolle "Magnolienball" im Februar. Letzterer findet an diesem Samstag im Münchner Hotel Bayerischer Hof statt. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Deutsch-Amerikanische Frauenclub in München feiert sein 70-jähriges Bestehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kümmerten sich die Damen um notleidende Bürger. Heute unterstützen die 200 Mitglieder 16 karitative Einrichtungen in der Stadt und im Umland finanziell

In amerikanischen Filmen und Serien werden sie gerne als Szenerie bemüht: Frauenclubs. Meistens werden deren Mitglieder als höhere Töchter dargestellt. Frauen mit edlen Kostümen und perfekten Umgangsformen. In der Vorstellung vieler engagieren sie sich für seltene Blumen oder noch seltenere Tierarten. Politisch aktiv sind sie nicht. Das ist die Vorstellung - die Realität sieht wie so oft etwas anders aus.

Elke Rilke-Mai ist die Präsidentin des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs in München. Die Organisation hat eine lange Tradition, feiert nun ihr 70-jähriges Bestehen. Ziele des Clubs: soziales Engagement und die deutsch-amerikanische Freundschaft. In Zeiten des umstrittenen US-Präsidenten Donald Trump vielleicht nötiger denn je? "Freundschaft ist etwas zwischen Menschen und Völkern", betont Rilke-Mai. Regierungen seien temporär. Die Brücke über den Atlantik nach Amerika trotz aller Stürme stabil halten - dafür fördert der Frauenclub ein studentisches Austauschprogramm. Seit Jahrzehnten engagieren sich die Frauen auch für ein Jugendprogramm für Schüler.

Etwa 200 Frauen gehören dem Deutsch-Amerikanischen Frauenclub an. Die meisten sind zwischen 65 und 90 Jahre alt, darunter 30 Amerikanerinnen. "Es ist ein freundschaftliches Verhältnis", sagt Rilke-Mai über die Beziehung der Mitglieder zueinander. Um Mitglied zu werden, muss man sich beim Frauenclub bewerben. Voraussetzungen: Engagement und die Pflege der deutsch-amerikanischen Freundschaft. Auch die Persönlichkeit sei ausschlaggebend. "Kandidatinnen müssen an drei unserer monatlichen Clubtreffen teilnehmen. Das reicht eigentlich, um sich einen guten Eindruck von ihnen zu verschaffen." Dann entscheidet der Vorstand, eine Mitgliedschaft kostet jährlich 90 Euro.

Gegründet wurde der Frauenclub nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 von amerikanischen Offiziersfrauen und Damen der Münchner Gesellschaft, um die Not der Menschen in der bayerischen Hauptstadt zu lindern. "Damals fehlte es ja an allem", berichtet Rilke-Mai. Die Frauen hätten dabei geholfen Münchner Bürger, vor allem Frauen und Kinder, mit den nötigsten Dingen zu versorgen. "Was daraus entstanden ist, führen wir weiter." Heute unterstützt der Frauenclub 16 karitative Einrichtungen im Raum München finanziell. "Das ist eine ganze Bandbreite, da geht es um Seniorenhilfe, um Hilfe für Frauen in Not oder um Hilfe für Kinder, die in Armut leben", erklärt die Präsidentin. Ein Großteil der Spenden stamme aus Wohltätigkeitsveranstaltungen, die der Club jedes Jahr veranstaltet. Die beiden wichtigsten sind der "Silbertee" im November und der glanzvolle "Magnolienball" im Februar. Letzterer findet an diesem Samstag im Münchner Hotel Bayerischer Hof statt. Schirmherr ist unter anderem Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU).

Frauenclubs haben in den USA eine lange Tradition und sind weit verbreitet. "Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung verloren", sagt Michael Hochgeschwender, Professor für nordamerikanische Kulturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihre Hochphase hätten die Clubs zwischen dem ausgehenden 19. Jahrhundert und den 1960er- und 1970er-Jahren gehabt. Entstanden seien sie vor dem Hintergrund schwacher USA, die als Sozialstaat nicht sehr ausgeprägt gewesen seien. "Die gemeinnützigen Organisationen haben Lücken geschlossen und wurden für Wohltätigkeitsarbeit ins Leben gerufen." Das Gros ihrer Mitglieder stamme aus der Mittelklasse. "Frauen aus der Arbeiterklasse sind seltener in solchen Clubs zu finden", so Hochgeschwender. Auch wenn es vor allem ein US-Phänomen ist: Der Deutsch-Amerikanische Frauenclub in München ist nicht der einzige in Deutschland. Bundesweit gebe es 30 von ihnen. "Die sind auch alle in einem Bundesverband zusammengeschlossen", berichtet Rilke-Mai.

© SZ vom 02.02.2018 / Aleksandra Bakmaz/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: