Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse:Fachkräfte, bitte warten

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Viele Menschen aus dem Ausland möchten in München arbeiten. Doch der Weg zur Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse ist oft steinig und vor allem langwierig. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Sie sind Krankenpfleger, Ingenieurinnen oder Sozialpädagogen aus dem Ausland, werden dringend gebraucht und würden gerne in München arbeiten. Doch auf Hilfe bei der Anerkennung ihrer Abschlüsse müssen sie lange warten. Das soll nun besser werden.

Von Sven Loerzer

Fast in allen Branchen fehlen Fachkräfte, große Hoffnungen richten sich daher darauf, dringend benötigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ausland oder unter Geflüchteten zu gewinnen. Doch für jene, die schon hier sind, ist der Weg zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen oft mühevoll und langwierig. Der Nachweis der Gleichwertigkeit ausländischer Qualifikationen ist aufwendig. Dabei helfen soll die Servicestelle zur Erschließung ausländischer Qualifikationen des städtischen Sozialreferats. Doch die Lotsen durch den Anerkennungsdschungel sind überlastet: Mehr als 600 Ratsuchende stehen auf der Warteliste, sechs Monate müssen sie auf einen Beratungstermin warten. Eine Personalaufstockung der derzeit 8,5 städtisch finanzierten Stellen um fünf Stellen, wie sie vom grün-roten Rathausbündnis beantragt wurde, soll jetzt helfen, die Wartezeit zu verkürzen.

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Zu Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor etwas mehr als einem Jahr standen 350 Personen auf der Warteliste, inzwischen sind es 606. Derzeit würden die Anfragen von Mitte Oktober vergangenen Jahres bearbeitet, heißt es im Sozialreferat. "Anfragen von Personen aus dem Ausland, die in München eine Stelle in Aussicht haben, werden gar nicht erst auf die Warteliste genommen", berichtete Sozialreferentin Dorothee Schiwy dem Sozialausschuss des Stadtrats. Rund 400 solche Anfragen gab es allein schon 2021. Dazu kommt noch der Ukraine-Krieg mit seinen unvorhersehbaren Folgewirkungen: "Die Brisanz des Fachkräftemangels in München hat sich enorm verschärft."

Da mehr als ein Drittel der Geflüchteten Kinder und Jugendliche seien und außerdem der Anteil an vulnerablen Menschen hoch sei, wirke sich dies auch unmittelbar auf den Fachpersonalbedarf für Betreuung und Versorgung der Geflüchteten aus, etwa bei Kindertageseinrichtungen, Schulen, Gesundheitswesen, Betreuung und Beratung in Unterkünften, Erwachsenenbildung. Auch in der Stadtverwaltung werde dringend mehr Personal benötigt, nicht nur in der Kinderbetreuung: So fehlten "inzwischen unter anderem auch massiv sozialpädagogische Kräfte". Und für die Energiewende mangle es an Fachkräften im Ingenieurwesen und Handwerksbereich.

Die Servicestelle ist zwar keine Anerkennungsbehörde, aber sie berät zu den Möglichkeiten der beruflichen Anerkennung, hilft bei der Antragstellung und begleitet durch das Verfahren. Erfolgt nur eine Teilanerkennung, kümmert sich die Servicestelle um Angebote, die zu einer vollen Anerkennung und somit zu einer erfolgreichen Integration als Fachkraft am Münchner Arbeitsmarkt führen. Viele der Ratsuchenden hätten Abschlüsse, deren deutsche Referenzberufe zu den Mangelberufen zählen. Häufig kommen Anfragen, zu denen die Servicestelle berät, von Pädagoginnen und Pädagogen, vor allem für Kitas, von Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Ingenieuren und Ingenieurinnen, Ärzten und Ärztinnen, Krankenpflegekräften und Physiotherapeutinnen und -therapeuten.

Die Aufstockung des Servicestellen-Personals um fünf Vollzeitstellen mit jährlichen Kosten in Höhe von knapp 390 000 Euro sowie einige andere Personalzuschaltungen für das Sozialreferat hat das Stadtratsplenum gegen die Stimmen der AfD beschlossen.

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