Gefährliche Forschungsbedingungen:LMU muss Chemie-Labore schließen

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Die Chemie-Fakultät zählt zu den besten an der LMU - doch jetzt sind große Probleme bekannt geworden: In den Laboren sind die Abzüge defekt. Praktika für Studenten finden nicht statt, Forscher sind in ihrer Arbeit blockiert. Die Verantwortlichen arbeiten an einem Notfallplan.

Von Sebastian Krass

Die Probleme mit den Abzügen in den Chemie-Laboren haben die Leitung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in Alarmbereitschaft versetzt. "Es ist in einer unserer besten Fakultäten die schwierigste Situation für Forschung und Lehre, die man sich vorstellen kann", sagt der zuständige Vizepräsident Christoph Mülke, nachdem am Donnerstag bekannt wurde, dass auch der Notfallplan für den gestörten Laborbetrieb in der Fakultät für Chemie und Pharmazie nicht aufgeht. Außer in der Biochemie darf bis auf weiteres nicht mit Gefahrstoffen gearbeitet werden. Praktika für Studenten finden nicht statt, Forscher sind in ihrer Arbeit blockiert. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht. Gewiss ist nur, dass es auch in den nächsten Semestern zu Beeinträchtigungen kommen wird. Das Wissenschaftsministerium spricht von einem "großen Problem".

Anfang vergangener Woche, zu Beginn des Sommersemesters, kam die schlechte Nachricht, dass die Probleme mit den Abzügen nicht in den Griff zu bekommen waren. Die Probleme waren seit Ende 2012 bekannt und hatten sich bei Messungen in den Semesterferien noch einmal verschärft. Manche Abzüge zogen zu viel Luft, manche zu wenig - was aus Sicht der Landesunfallkasse bei der Arbeit mit teils hochgiftigen, krebserregenden Substanzen nicht hinnehmbar war. Weil "Gefahr für Leben und Gesundheit der Versicherten" bestehe, verbot sie Arbeiten mit Gefahrstoffen.

Auch der Notfallplan, der zumindest den Betrieb eines Teils der Anlage hätte ermöglichen sollen, ist derzeit nicht umsetzbar, wie eine Prüfung am Mittwoch ergab. Nun soll es in dieser und der nächsten Woche weitere "Gespräche und Prüfungen" geben, wie die LMU erklärt. In der Woche ab 6. Mai werde man ein "Maßnahmenpaket" vorstellen. Konkreter könne man derzeit nicht werden, weil noch zu viele Faktoren ungewiss seien, erklärt die LMU.

Klar sei aber, dass "wir nur mit einer umfassenden baulichen Maßnahme das Problem im Kern beheben können". Die Abzüge in einem Teil des erst 1999 für insgesamt 220 Millionen Euro fertiggestellten Chemie-Areals in Großhadern sind also bereits nach knapp 15 Jahren hinfällig. Normalerweise, sagt LMU-Vize Mülke, sollten sie 20 bis 25 Jahre halten. Ob es Baumängel die Ursache seien könne man noch nicht sagen, erklären Ministerium und Uni. Wie teuer die Sanierung wird, will die LMU auch noch nicht beziffern. Man kann aber davon ausgehen, dass ein Millionenbetrag nötig wird, den die LMU kaum aus ihrem normalen Instandhaltungsetat finanzieren kann. Vom Ministerium heißt es: "Wir lassen die LMU nicht im Regen stehen."

Wie groß die Beeinträchtigungen an der Fakultät mit ihren mehr als 2200 Studenten in den nächsten Semestern sein werden, hängt nicht nur davon ab, ob irgendwann ein eingeschränkter Betrieb der defekten Abzüge möglich wird, sondern auch davon, inwiefern die Fakultät ihre Laborarbeit in andere Einrichtungen verlegen kann. "Es gibt Fortschritte", erklärt die LMU. Mehr könne man im Mai sagen.

Zumindest die Technische Universität (TU) reagiert allerdings zurückhaltend. Beim Chemie-Dekan sei noch keine offizielle Anfrage eingegangen, sagt ein Sprecher. Zudem baue man selbst gerade den Chemietrakt um und habe nicht alle Labore zur Verfügung. "Wir sind sehr voll, erst recht, wenn das Wintersemester losgeht." Es sei "fraglich", ob man der LMU "Angebote machen" könne.

© SZ vom 26.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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