Fußball für Statistiker:Warum Bayern weiterkommt

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Hat Lyon beim Champions-League-Rückspiel einen Heimvorteil? Nein, sagen Wissenschaftler der LMU München. Statistisch gesehen gewinnt der FC Bayern München.

Martin Thurau

Jan Gertheiss ist Bayern-Fan, da gibt es kein Vertun. Und manchmal gelingt es ihm sogar, dieses Privatinteresse auch mit dem beruflichen zusammenzubringen. Gertheiss arbeitet am Institut für Statistik der Universität München LMU.

Bastian Schweinsteiger bei der Pressekonferenz am Montag in Lyon. (Foto: Foto: dpa)

An diesem Dienstagabend tritt der FC Bayern im Halbfinale der Champions League wieder gegen Olympique Lyon an - im Stade Municipal de Gerland. Bringt allein dieses Heimrecht im heutigen Rückspiel den Franzosen schon einen Vorsprung?

Eine klassische Frage für einen Statistiker. Dieser Frage ist Gertheiss jetzt zusammen mit zwei anderen wissenschaftlichen Mitarbeitern des Instituts nachgegangen. Sicher, der Heimvorteil, so sagt Gertheiss, sei statistisch erwiesen:

Die gewohnte Umgebung, die Fankulisse, das kann der Heimmannschaft unter Umständen schon den nötigen Rückenwind geben. Aber gilt dieser Effekt auch für den speziellen Fall eines Rückspiels in K.o.-Runden?

Alle selbst ernannten Chefstrategen unter den Fans würden das wahrscheinlich bejahen. Nein, sagen jetzt Gertheiss und seine Kollegen Manuel Eugster und Sebastian Kaiser, ein solcher Vorteil lässt sich statistisch nicht belegen.

"Auf die Frage bin ich gekommen, als ich nach dem Rückspiel gegen Manchester United noch wachlag", berichtet Gertheiss. An dem Abend waren die Bayern auswärts weitergekommen, wenn auch nur wegen der größeren Zahl der Auswärtstore.

Auf gleiche Weise hatten sie es schon gegen AC Florenz in dieses Viertelfinale geschafft. Um der Sache auf den Grund zu gehen, werteten die drei Statistiker die Ergebnisse aller K.o.-Spiele der Champions League seit 1994 aus.

Bei einer einfachen Auszählung hatten die Teams, die im Rückspiel daheim antraten, in der Tat bei 57 Prozent der Partien die Nase vorn. Doch das sage nicht viel aus, weil nämlich nach dem UEFA-Reglement stets ein meist stärkerer Gruppensieger gegen einen schwächeren Gruppenzweiten spielt und dabei das Heimrecht im Rückspiel hat.

Berücksichtigten die Statistiker in ihrem Modell dagegen zusätzlich die Spielstärken der Mannschaften, wie sie ein spezielles Team-Ranking der UEFA vorgibt, war es genau dieser Faktor, der sich als allein ausschlaggebend für den Erfolg in der Partie erwies, berichtet Gertheiss. Und danach, sagen die Münchner Statistiker, sind heute die Bayern der Favorit.

© SZ vom 27.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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