Fürstenfeldbruck:Auszeichnung für Zivilcourage

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Igor Axinger (Zweiter von links) und Karoline Blau-Kiefer bei der Verleihung der Medaille durch Minister Joachim Herrmann (rechts) und Polizeipräsident Michael Schwald. (Foto: Matthias Balk/Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration)

Jugendliche attackieren am S-Bahnhof einen Schüler. Ein Mann aus Eichenau mischt sich ein, eine Frau aus Emmering fotografiert die Täter. Beide werden nun vom Innenminister ausgezeichnet.

Von Til Antonie Wiesbeck, Eichenau

Als Igor Axinger an einem Tag im Mai 2021 am Eichenauer Bahnhof steht und auf die S-Bahn Richtung Innenstadt wartet, sieht er, wie sich einige Jugendliche an einem Zeitungsstand zu schaffen machen. Ein 19-jähriger Schüler passiert ihn und beobachtet die Situation aus der Ferne. Drei der Jugendlichen gehen an Axinger vorbei auf den Schüler zu. Er verliert sie zunächst aus den Augen. "Als ich dann zwei Schritte zurück mache, sehe ich, dass der junge Mann auf dem Boden liegt und sie auf ihn eintreten", erinnert sich der 52-jährige Eichenauer. Er geht sofort dazwischen, hält einen der Täter an der Weste fest - und schlägt die Angreifer so in die Flucht.

Für ihren Einsatz verleiht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nun Igor Axinger und 30 weiteren Bürgerinnen und Bürgern aus ganz Bayern die Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit. Damit werden seit 1994 jedes Jahr Menschen ausgezeichnet, "die sich durch mutiges und beherztes Einschreiten in besonderer Weise um die Innere Sicherheit in Bayern verdient gemacht haben". Auch Eichenaus Bürgermeister Peter Münster (FDP) erschien zur Verleihung, um Axinger persönlich zu gratulieren. Er bewundere dessen Mut. "Es gelingt mir selbst ab und zu einzuschreiten. Aber so eine brenzlige Situation hatte ich noch nie."

Auch Karoline Blau-Kiefer aus Emmering verfolgt damals das Geschehen von der nahgelegenen Bushaltestelle aus: "Das waren unheimlich viele Jugendliche. Es wirkte so, als seien es rivalisierende Gruppen gewesen." Die heilpädagogische Förderlehrerin macht durch das Fenster der Haltestelle Beweisfotos. Die helfen der Polizei später bei der Identifizierung der Tatverdächtigen. Auch für Blau-Kiefer gibt es eine Medaille. Und Fritz Cording, Zweiter Bürgermeister von Emmering (FW), gratuliert persönlich.

"Nur durch Ihre Aufmerksamkeit und schnelle Reaktion konnte wahrscheinlich Schlimmeres verhindert und das Tatgeschehen aufgeklärt werden", heißt es in der Laudatio auf Axinger und Blau-Kiefer, die am Montag im Odeon des Bayerischen Innenministeriums verlesen wird. Auf der Bühne schütteln Herrmann und der bayerische Polizeipräsident Michael Schwald ihnen die Hände.

Ihr Engagement soll andere inspirieren

"Sowas sollte eigentlich selbstverständlich sein", findet Karoline Blau-Kiefer. Deshalb habe sie auch überlegt, ob sie überhaupt zur Verleihung gehen soll. Letztlich habe ihr Ehemann, der sie begleitet, sie aber davon überzeugt. Igor Axinger wird von Partnerin und Tochter begleitet. Warum es bei aller Bescheidenheit wichtig ist, die "Helden des Alltags" zu ehren, macht Herrmann deutlich. "Fast noch wichtiger" als die Anerkennung der couragierten Bürgerinnen und Bürger sei deren Vorbildfunktion in der Öffentlichkeit. Im Idealfall bringe das Wissen um ihren Einsatz andere dazu, sich zu fragen: "Wie würde ich selbst in so einer Situation handeln? Habe ich schon mal weggeschaut?"

Igor Axinger hat, wie die anderen Geehrten auch, nicht weggeschaut. Für ihn war augenblicklich klar, dass er handeln musste: "Da macht man sich nicht so viele Gedanken. Ich habe noch einer älteren Dame mein Fahrrad in die Hand gedrückt und bin hingelaufen." Angst hat der Fahrzeugschlosser nicht gehabt: "Dafür war wenig Zeit." Er würde immer wieder so handeln, versichert er.

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