Fürstenfeldbruck:Immer mehr Menschen beziehen Wohngeld

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Die Zahl der Wohngeldempfänger hat sich durch das neue Gesetz mindestens verdoppelt. (Foto: IMAGO/Felix Schlikis/IMAGO/Lobeca)

Auch im Landkreis Fürstenfeldbruck haben sich die Zahlen verdoppelt. Um die Bearbeitung zu beschleunigen, erhält das Sozialamt drei neue Stellen.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Um überhaupt ihre Miete bezahlen zu können, beziehen immer mehr Menschen Wohngeld - auch im Landkreis Fürstenfeldbruck. Das neue Wohngeld-Plus-Gesetz, das Menschen mit geringen Einkommen seit Jahresanfang entlasten soll, erweiterte den Kreis der Berechtigten deutlich. Auch ist die Höhe der staatlichen Unterstützung seither kräftig gestiegen. Um den höheren Verwaltungsaufwand auffangen zu können, erhält die Wohngeldstelle im Landratsamt Fürstenfeldbruck nun drei weitere Planstellen.

Schon im Vorfeld hatte Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin (CSU) mehrfach davor gewarnt, dass Wohngeldempfänger fortan mit deutlich längeren Wartezeiten und Bearbeitungsrückständen rechnen müssten. Die bereits im Stellenplan ausgewiesenen neuen Stellen ließ er dennoch zunächst nicht besetzen, weil die Personalkosten für die Kreisverwaltung bei den Haushaltsberatungen von den Kreisräten gedeckelt worden waren. Grüne und SPD sparten nun in der aktuellen Kreisausschusssitzung nicht mit spöttischen Bemerkungen. Die Aufregung im Vorfeld sei völlig unnötig gewesen, sagte Grünen-Kreisrätin Ingrid Jaschke. Und Petra Weber von der SPD freute sich, dass nun "eine gewisse Trotzphase" beendet sei.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Wohngeld im Landratsamt bearbeiten, warten schon länger auf Verstärkung. Seit vorigen Herbst seien sie "hoffnungslos überlastet", der Dienstbetrieb habe nur unter größten Anstrengungen und Gefährdung der eigenen Gesundheit aufrechterhalten werden können, heißt es aus dem Sozialamt des Landratsamtes. Schon seit Ankündigung der Wohngeldreform gab es immer mehr telefonische Anfragen dazu in der Behörde. Die Besetzung der Stellen sei "dringendst notwendig, um die bereits seit Monaten überlasteten Mitarbeiter gesundheitlich nicht weiter zu gefährden oder zu verlieren". Die aktuell 2,5 Stellen sollen bis zum Herbst auf 4,5 Stellen erweitert werden. Eine weitere halbe Stelle ist für die Bearbeitung von Bildungs- und Teilhabeleistungen für Kinder vorgesehen.

Das Wohngeld steigt von durchschnittlich 300 Euro auf 500 Euro

Die Anträge zum "Wohngeld Plus" wurden zum Jahreswechsel deutlich mehr: Im Januar verdreifachte sich ihre Zahl gegenüber dem Vorjahr, in den Folgemonaten blieb sie doppelt so hoch. Noch im Januar 2022 erhielten 768 Haushalte im Landkreis Fürstenfeldbruck Wohngeld, im Verlauf des Jahres 2023 waren es schon 1441. Das durchschnittlich ausgezahlte Wohngeld stieg von knapp 300 Euro im Jahresdurchschnitt 2022 auf derzeit mehr als 500 Euro. Es ist abhängig vom Gesamteinkommen eines Haushalts, der Anzahl seiner Mitglieder und der Höhe der zuschussfähigen Miete.

Für Herbst rechnet das Amt mit einer weiteren Zunahme von Wohngeldhaushalten, weil dann eine Übergangsregelung endet: Bislang seien nämlich Sozialamt und Jobcenter bei der Bewilligung von Sozialhilfe und Bürgergeld nicht berechtigt, auf das gegebenenfalls vorrangige Wohngeld zu verweisen, erläutert Johannes Ballmann, Abteilungsleiter Kultur, Soziales und Kommunalwesen im Landratsamt, auf Nachfrage der SZ: "Für Bewilligungszeiträume, die nach dem 30.6.2023 beginnen, gilt diese Übergangsregelung dann nicht mehr."

Allerdings sparen sich die Landkreise durch das neue Gesetz auch Kosten für die Unterkunft, die sie ansonsten anteilig für Bürgergeldbezieher übernehmen müssen, für Empfänger von Wohngeld jedoch nicht. Die Entlastung macht für den Kreis Fürstenfeldbruck 240 000 Euro im Jahr aus, womit die Personalkosten für die neuen Stellen "mehr als kompensiert" seien, heißt es in den Unterlagen, die an die Kreisräte ausgereicht wurden. "Wenn Bund und Land Wohltaten streuen - und auch bezahlen, dann soll es mir recht sein", kommentierte Karmasin in der Sitzung.

Wohngeldrechner helfen Anspruch prüfen

Wohngeld soll Menschen helfen, ihre Wohnkosten zu bezahlen. Es wird als Zuschuss an Haushalte gezahlt, deren Einkommen knapp oberhalb der Grundsicherungsgrenze liegt. Seit dem 1. Januar 2023 haben in Deutschland zwei Millionen Haushalte mit kleinen Einkommen Anspruch darauf und damit dreimal mehr als bisher. Es werden nunmehr nicht nur Miete und kalte Nebenkosten bezuschusst, sondern auch die Heizkosten. Wer ein geringes Einkommen hat, kann seinen Anspruch auf Wohngeld prüfen. Wohngeldrechner gibt es unter anderem auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und derjenigen des Landratsamtes Fürstenfeldbruck.

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