Wissenschaft:Kluger Blick aufs große Ganze

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Die Welt besser zu verstehen und dieses Wissen weiterzugeben, das ist der Antrieb von Harda-Distrid Miebach. (Foto: Günther Reger)

In ihrem aktuellen Buch beschäftigt sich die Fürstenfeldbrucker Autorin Harda-Distrid Miebach mit der Frage, warum der Mensch handelt, wie er handelt.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist ein Mammutprojekt, dass die Brucker Autorin und Philosophin Harda-Distrid Miebach mit ihrem aktuellen Buch vorlegt. Schon Titel und Untertitel der Arbeit lassen erahnen, dass es keine einfache Lektüre ist, die die Lesenden hier erwartet: "Epochenwandel - Holismus im 21 Jahrhundert. Ganzheitlichkeit in der Wissenschaft: Von immanenter Naturdominanz / immerwährend-systemrelevanten Gehirn-, Geist- und Psyche-Reaktionen zur Welt-Gehirn Beziehung". Oder einfacher gesagt, Miebach will auf den etwa 600 Seiten erklären, warum der Mensch im Kleinen und im Großen so handelt, wie er handelt, und warum er es trotz aller Erkenntnisse und Erfahrungen nicht schafft, sein Verhalten so zu ändern, dass er sein eigenes Überleben auf dem Planeten langfristig sicherstellen kann. Warum er immer wieder unvernünftig handelt, obwohl die Wissenschaft längst erkannt hat, was das Gebot der Stunde wäre.

Dafür sammelt die 84-Jährige in sechs Kapiteln die neuesten Forschungen namhafter Wissenschaftler zu den unterschiedlichsten Themen, die allesamt mit dem Menschsein und den Beziehungen unter den Menschen und ihrer Beziehung zur Umwelt handeln, seien es Kriege, aktuelle Erkenntnisse aus der Neurologie und Psychologie oder der Stand und die Zukunft der Künstlichen Intelligenz. Miebachs großer Verdienst dabei ist es, dass sie einen detaillierten Überblick über den Stand in allen menschen-, zukunfts- und umweltrelevanten Themen gibt und diese in mühevoller Arbeit klug miteinander verbindet und daraus mögliche Erkenntnisse zieht. Dabei lässt sie immer wieder auch große Philosophen und Wissenschaftler wie Aristoteles, Galileo Galilei und Immanuel Kant zu Wort kommen, anhand derer sie die großen Zusammenhänge darstellt.

Zwar ist Miebachs Grunderkenntnis ernüchternd, "dass der Mensch außer Stande war und ist, zum einen aus gravierenden, selbst verursachten Fehlhandlungen der Vergangenheit generationsübergreifend, zukunftsorientiert, langfristig differenziert zu lernen und zwar gleichermaßen zum Wohle von Mensch und Natur. Wir sind und waren in der Lage, zwar richtige Schlüsse zu ziehen, aber es gelang und gelingt uns nicht, unser Gehirn zukunftsrelevant als Nicht-Wiederholungstäter wirklich lernfähiger zu machen". Das führt sie zurück auf zwangsläufige gesellschaftliche Prozesse und bewusste und unbewusste Prozesse in Gehirn und Psyche. Dennoch verharrt sie nicht in einer pessimistischen Zustandsbeschreibung, sondern zeigt auch auf, welche Lösungsansätze und Erkenntnisse existieren. Ein ganzes Kapitel widmet sie deshalb etwa der multidisziplinären Resilienz, in dem sie untersucht, welche nachhaltigen Zukunftsideen es gibt. Beispielhaft zeigt sie anhand der Corona-Pandemie, wie schnell die Menschheit-Weltgemeinschaft handeln kann, wenn sie muss. Miebach zeigt aber auch, dass es auch deshalb zur Pandemie gekommen ist, weil die Menschheit entsprechende Warnungen aus der Wissenschaft lange ignoriert hat.

Die Welt besser zu verstehen, das war Miebachs großes Ziel, als sie nach dem Renteneintritt noch einmal studiert hat, in Italien, Spanien und Deutschland. Mit 69 hat sie dann in Philosophie promoviert. Mit ihren Büchern möchte sie nun ihr Wissen weitergeben - vor allem an die jüngeren Generationen.

Harda-Distrid Miebach, "Epochenwandel - Holismus im 21. Jahrhundert", Cuvillier Verlag, 610 Seiten, 115 Euro.

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