Windach/Maisach:Wolle, Fleisch, Milch

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Die 34. Maisacher Schafschau will dieses Nutztier als Produktlieferant ins Bewusstsein bringen. Organisator Stephan Graf erwartet 30 Aussteller und an die 1500 Besucher

Von Christian Hufnagel, Windach/Maisach

Vor dem Weg ins Büro geht es für Stephan Graf erst einmal hinaus zu seinen Tieren. Wenn andere noch schlafen, sieht er im Stall und auf der Weide nach ihnen: Prüft, ob ein Tier krank oder verletzt ist, steckt die Fläche um, die die Herde an diesem Tag abgrasen kann. Der Geoinformatiker nennt diese frühmorgendliche Beschäftigung "einen guten Ausgleich" zu seiner Tätigkeit im Vermessungsamt Landsberg. Im Hauptberuf arbeitet er am Computer in die Kataster die Daten ein, die draußen vermessen wurde. Sein Nebenerwerb führt ihn indes bei jedem Wetter an die frische Luft: Der Windacher ist Schafzüchter. Dem nicht genug, bekleidet er ein Ehrenamt, das einmal im Jahr in den Vordergrund tritt: Dann, wenn er als Vorsitzender des Maisacher Schäferstammtisches die schon traditionelle Schau mit organisiert, welche an diesem Sonntag im Bauhof bereits zum 34. Mal stattfindet (Beginn neun Uhr).

Graf bezeichnet die Veranstaltung als "einmalig" in Bayern. Das ist allein damit begründet, dass sich sonst nirgendwo so viele Vertreter dieses landwirtschaftlichen Erwerbzweiges treffen: Rund 30 Schäfer haben sich wieder angemeldet. Sie werden an die 100 Tiere ausstellen. Diese werden von einer vierköpfigen Jury bewertet. Und sowohl mit einem Einzeltier wie mit einer Gruppe ist ein Preis zu gewinnen. Letztgenannte Kategorie umfasst einen Bock und drei weibliche Tiere, die dann nach ihrer Homogenität beurteilt werden. Die Maisacher Schafschau zieht alljährlich bis zu 1500 Besucher an. Die Hälfte davon sei Fachpersonal, sagt der Vereinsvorsitzende: "Aber es kommen auch Städter aus München zu uns heraus."

Genau beäugt werden die Tiere, die auf der 34. Maisacher Schafschau am Sonntag ausgestellt werden. Eine Jury kürt das prachtvollste Exemplar. (Foto: privat)

Und an diese richtet sich das Hauptziel, nämlich "die Betrachtung des Schafes als Produktlieferant", wie Graf es formuliert. Da ist zuallererst natürlich die Wolle, deren Gewinnung in Maisach wieder demonstriert wird. Dürfte interessant werden zu beobachten, wie ein erfahrener Scherer ein Tier in kaum mehr als eineinhalb Minuten von drei bis fünf Kilogramm Wolle befreit. Zudem erfährt der Besucher Wissenswertes über die Milch. Ein Schaf bringt es dabei zwar nur auf fünf Prozent der Leistung einer Kuh, doch die Milch soll einen mandelartigen Beigeschmack haben - und deshalb vor allem Kindern munden. Für ihr Lammfleisch werden die Halter sicherlich auch werben, zudem Einblick in die Haltung geben und die verschiedenen Rassen - an die 20 werden es sein - vorstellen.

In jedem Fall dürfte ein sonntäglicher Ausflug die ein oder andere neue Erkenntnis mit sich bringen. Etwa die, dass es das traditionelle Berufsbild eigentlich gar nicht mehr gibt. Einen Wanderschäfer, der das ganze Jahr über mit seiner Herde über das Land zieht, den kennt selbst Graf, der 40 Mutterschafe hat und ein angesehener Züchter ist, nicht mehr. Aus der fast ausschließlichen Einnahmequelle des Verkaufs der Wolle hat sich damit das Verdienstprofil vollkommen gewandelt. Der Erlös wird aus dem Verkauf des Lammfleisches und staatlichen Subventionen erzielt, letzteres, wenn die Herden zur Landschaftspflege auf Wiesen eingesetzt werden, die mit Maschinen nicht gemäht werden können oder dürfen.

Freut sich mit seiner kleinen Tochter auf die Maisacher Schafschau: Organisator Stephan Graf. (Foto: privat)

Derart im Einsatz sind auch die Schafe des 38-jährigen Windachers. Wenn die Tiere auf Naturschutzflächen am nördlichen Ende des Ammersees grasen, schaut der verheiratete Familienvater von zwei Kindern auch nach Büroschluss wieder vorbei, steckt die Koppel neu ab und schaut, ob mit den Tieren alles in Ordnung ist. Der Nebenerwerbslandwirt spricht schon von einer "besonderen Beziehung", die er zu seinen Schafen habe, schließlich vertrauten sie ihm. Um das Verhältnis zu veranschaulichen, wählt er den Vergleich mit einem anderen Nutztier: "Kühe treibt man vor sich her. Schafe laufen einem aber nach."

© SZ vom 27.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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