Wild:Auf der Pirsch voll im Plan

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Ein junger Rehbock. (Foto: BJV)

Beim Rehwild erreichen die Jäger im Landkreis die vorgeschriebenen Abschüsse, bei den Wildschweinen schwanken die Zahlen. Zudem müssen sie bei der Jagd sehr aufpassen, weil so viele Menschen und Hunde unterwegs sind

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Die Jäger haben im Jagdjahr 2020/21 im Landkreis zehn Prozent mehr Rehe geschossen als im Jahr zuvor. 2602 Tiere waren es genau, wie die Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbands mitteilt. Dass viel mehr Menschen und auch Hunde als sonst im Wald unterwegs sind, macht den Jägern ihre Aufgabe schwerer, sie müssen besser aufpassen, und das Wild ist weniger leicht zu finden.

Der derzeitige Ansturm der Erholungssuchenden auf die Wälder und die zunehmende Anzahl von Hundebesitzern stelle die Jägerschaft vor enorme Herausforderungen, sagt Michael Pöllmann, Sprecher des Kreisjagdverbands. Tags wie nachts müssten die Jäger wegen des hohen Freizeitdrucks mehr als sonst darauf achten, dass sie die Sicherheit von Spaziergängern, Wanderern und Radlern im Wald gewährleisten - also nicht aus Versehen jemanden anschießen.

Pöllman bezeichnet das als "oberste Prämisse". "Wir machen unseren Job für Natur, Umwelt und ein gutes Gleichgewicht mit großer Passion und hoffen, dass sich das vielerorts verstärkt auftretende Verhalten unvernünftiger Waldbesucher bald wieder normalisiert."

Traditionell werden die Abschusszahlen jährlich auf der Hege- und Naturschau der Öffentlichkeit präsentiert, samt Trophäen. Eigentlich sei die Schau gesetzlich vorgeschrieben, sagt Pöllmann. "Jedes Revier muss die männlichen Stücke der Öffentlichkeit zeigen." Im Einverständnis mit der Jagdbehörde falle sie heuer erneut aus, die öffentliche Information erfolgt über die Presse. Bei den Rehen wurden dem Bericht der Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbands zufolge knapp zehn Prozent mehr Tiere geschossen als im Jahr zuvor. Damit seien die Ziele des Dreijahresplans gut erreicht, teilt Pöllmann mit. Die Jäger leisteten so einen wichtigen Beitrag zur Schaffung klimastabiler Mischwäldern. Rehe fressen vor allem im Winter bevorzugt junge Laubbäume und Tannen ab und lassen die stacheligen Fichten stehen.

Beim Schwarzwild, also den Wildschweinen, fiel der Abschuss laut Bericht mit 502 Stück um etwa 40 Prozent geringer aus als im Vorjahr, als 869 Wildschweine erlegt wurden. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr stark. "Ob die Gründe dafür im vergangenen Mastjahr oder dem coronabedingt starken Freizeitdruck zu suchen sind, ist schwer zu beurteilen", sagt Pöllmann. In Mastjahren gibt es viele Bucheckern und Eicheln, die Schweine finden viel zu fressen und vermehren sich stark. Der Freizeitdruck bedingt, dass sich die Tiere zurückziehen und für die Jäger schwerer zu finden sind.

In jedem Fall könnten die mittlerweile legalisierten Nachtsichtgeräte nicht sinnvoll verwendet werden, wenn bis an die Waldgrenzen heran Mais angebaut werde, erklärt Pöllmann. Denn dann wechseln die Tiere direkt aus dem Wald ins Feld und sind für die Jäger nicht zu sehen. Die Wildschweine hätten aber auch nicht mehr Schäden für die Landwirte verursacht. Die Tiere können auf der Suche nach Nahrung ganze Felder und Wiesen umgraben.

Die Kreisgruppe legte auch Zahlen für den Abschuss von Rabenvögeln vor - bejagt werden dürfen Rabenkrähen, Elstern und Eichelhäher. Pöllmann erklärt das damit, dass all diese Vögel Nesträuber sind und Eier sowie Jungvögel erbeuten und fressen. Rabenkrähen seien ein echtes Problem, wo Niederwild wie Fasane und Rebhühner ausgewildert würden. Diese Tiere haben es ohnehin schwer, weil in der ziemlich ausgeräumten Landschaft natürliche Verstecke wie Büsche, Feldraine oder hohe Wiesen fehlen. Raubwild und Krähen hätten dann leichtes Spiel. "Da kommt alles zusammen", sagt der Jägersprecher.

Im Landkreis wurden im abgelaufenen Jagdjahr 821 Rabenkrähen geschossen, außerdem 42 Eichelhäher und 39 Elstern. Saatkrähen stehen unter Naturschutz. Feldhasen werden Pöllmann zufolge nur selten erlegt, der Bestand erhole sich nach der Hasenpest wieder, die in den Jahren 2019 und 2020 die Bestände drastisch dezimiert hat.

Pöllmanns Fazit: Das vergangene Jagdjahr sei trotz der pandemiebedingten Sondersituation insgesamt für alle Beteiligten sehr erfolgreich verlaufen. Das führt er auf das große Engagement der Jägerschaft und auf die gute Zusammenarbeit mit Wald- und Grundbesitzern sowie mit den Landwirten zurück.

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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