Wiedereröffnung Kino:Anna Netrebko - live in Gröbenzell

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60 Jahre gibt es das Gröbenzeller Kino, jetzt wird das Filmhaus völlig umgebaut. Beim Programm setzt Betreiberin Petra Löw auf Kassenschlager - und Oper.

Erich C. Setzwein

Im Hintergrund eine der berühmtesten Filmmelodien, gespielt von Anton Karas auf der Zither, auf der Leinwand Joseph Cotton, der dem geheimnisvollen Orson Welles auf den Fersen ist. Alles in schwarz-weiß, spannend bis zum Schluss und keine Massenware war "Der dritte Mann" in seinem Erscheinungsjahr 1950, jenem Jahr, in dem Ludwig Mair aus Unterschweinbach in Gröbenzell vom Bahnhofswirt zum Lichtspielhausdirektor wurde.

Inhaberin Petra Löw begutachtet Schweißarbeiten im Zuschauerraum des Gröbenzeller Kinos. Im Juli soll das umgebaute Filmhaus wieder öffnen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

60 Jahre nach der Gründung des Kinos lässt seine Enkelin Petra Löw in diesen Tagen das Haus an der Puchheimer Straße umbauen, um Anfang Juli mit einem neuen Konzept und 3D-Technik wieder zu eröffnen. Trotz einiger bautechnischer Probleme ist die quirlige Kinobetreiberin überzeugt, dass der Terminplan eingehalten wird.

Die Gröbenlichtspiele gehören zu den wenigen Häusern in der Branche, die nur über einen Filmsaal verfügen. "Eigentlich ist das nicht mehr wirtschaftlich", sagt das "Gröbenzeller Urgewächs", wie Löw sich selbst bezeichnet. Ihr zweites Standbein, über das sie nun auch den aufwendigen Umbau finanzieren kann, ist das Kino "Filmstation" in Gilching, wo in zwei Sälen Vorführungen stattfinden.

Als Löws Opa vor 60 Jahren das Kino eröffnete, war Kintopp in Gröbenzell nichts Unbekanntes. Als Wirt der Bahnhofsgaststätte überließ Mair einem fahrenden Filmvorführer den Saal. Mair, zwischenzeitlich auch Zweiter Bürgermeister von Gröbenzell, plante aber ein eigenes Kino. Um den Rohbau zu finanzieren, verkaufte er 500 Schafe. Der Bau von damals sieht äußerlich ungefähr noch so aus wie zu seiner Entstehungszeit, nur im Innern wird in wenigen Tagen alles verändert sein.

Statt der 228 Plätze auf einer Ebene werden es nur noch 181 Sitze auf Stufen sein, damit die Kinobesucher besser auf die Leinwand sehen können. Die Loge wird abgeschafft, dafür werden in den letzten beiden Reihen Ledersessel installiert. Das Foyer wird vergrößert, so dass man sich dort auch länger aufhalten könne, erläutert Löw beim Rundgang durch die Baustelle. Es wird ein neues Café geben, das auch nach den Vorstellungen noch geöffnet sein kann.

Aufgegriffen wird wieder das Seniorenkino mit ausgewählten Filmen für diese Altersgruppe. Löw veranstaltet die Reihe zusammen mit dem Oekumenischen Sozialdienst Gröbenzell und auch der Sozialdienst Olching nimmt das Angebot wahr. Eine Vorführung besonderer Art sollen die Live-Übertragungen aus der New Yorker Metropolitan Oper werden. Deren samstägliche Matinee wird zeitgleich per Satellit in ausgewählte Kinos übertragen.

Start mit Shrek

Nach dem Erfolg in einem Münchner Kino wird das Opernpublikum von Oktober bis Mai 2011 in den Gröbenlichtspielen unter anderem Anna Netrebko hören und sehen. Die Übertragung mit der Sopranistin in Don Pasquale am 13. November ist bereits ausgebucht, für andere Aufführungen, darunter Wagners Rheingold und die Walküre, gibt es noch Karten.

Wie auch in Gilching, so wird man das renovierte Gröbenzeller Kino für private Vorstellungen mieten können, für Geburtstags- oder Firmenfeiern etwa. Ob im privaten Rahmen oder am Kino-Montag: Neue Technik wird in Gröbenzell das dreidimensionale Sehen von Filmen ermöglichen. Mit "Für immer Shrek 3D" will Petra Löw am 7. Juli starten, falls bis dahin die Germeringer Firma Kinoton die entsprechenden Geräte liefern kann. Löw will die Besucher aber nicht enttäuschen: "Wenn's bis dahin nicht klappt, zeigen wir ihn zuerst in 2D, wenn die Technik da ist, dreidimensional."

© SZ vom 24.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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