Weihnachtslieder:Ihr Sängerlein kommet

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Seit vier Jahren laden Bezirksrätin Gabriele Off-Nesselhauf und Ernst Schusser, Leiter des Volksmusikarchivs, zum gemeinsamen vorweihnachtlichen Singen in Germering ein

Von Florian J. Haamann, Germering

Es ist eine schöne vorweihnachtliche Tradition, die Bezirksrätin Gabriele Off-Nesselhauf und Ernst Schusser, Leiter des Volksmusikarchivs, vor der alten Dorfkirche Sankt Jakob etablieren. Seit vier Jahren wird dort kurz vor Weihnachten gemeinsam gesungen. Unter dem Motto "Jeder kann singen" treffen sich Interessierte, um bekannte Weihnachtslieder und unbekanntere bayrische Volksweisen anzustimmen. Am Sonntag nun findet das gemeinsame Singen zum vierten Mal statt.

Im vergangenen Jahr waren es bereits 60 Sänger aller Altersklassen, die sich vor dem Christbaum versammelt haben. Wetterbedingt, es hat in Strömen geregnet, musste sich die Gruppe zwar in die Kirche zurückziehen, der Stimmung hat das aber keinen Abbruch getan, wie Off-Nesselhauf erzählt. "Gerade für die Kinder ist es natürlich spannend, es ist relativ dunkel, als Beleuchtung dienen ein paar Kerzen und Taschenlampen. Das ist natürlich eine besondere Stimmung. Die große Beliebtheit der Veranstaltung erklärt sich Off-Nesselhauf damit, dass sich viele Menschen beim Singen einfach wohlfühlen - aber viel zu selten die Möglichkeit dazu haben. Da sehe man auch daran, wie gut besucht die anderen offenen Singen im Landkreis sind, etwa die von den Kreisheimatpflegerinnen veranstalteten. "Ich glaube, den Leuten gefällt das, weil sie im Alltag oft mehr konsumieren als agieren. Das hat auch mit den Lebensumständen zu tun, jeder muss schauen, dass er eine Arbeit hat, Zeit für die Familie findet. Da bleibt oft zu wenig Raum", so Off-Nesselhauf.

Beim offnen Singen im Germering geht es deswegen auch nicht darum, alle Töne perfekt zu treffen. Vielmehr stehen der Spaß und das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund. "Es ist einfach etwas fürs Gefühl. Wir sind oft zu verkopft. Bei uns sollen sich die Leute wohlfühlen, da schaut keiner, wie singt mein Nachbar." Gesungen werden dabei natürlich bekannte Weihnachtslieder. "Im Schlager würde man von Gassenhauern sprechen." Etwa "Ihr Kinderlein kommet" oder "Alle Jahre wieder". Allerdings sucht Schusser immer auch weniger bekannte bayerische Lieder raus. "Der größte Unterschied ist da wohl die Darbietung. Hackbrett und Zither, Zwiefacher und die Rhythmik sind in Norddeutschland eher unbekannt", sagt Off-Nesselhauf. "Ich glaube einfach, die Bayern drücken ihre Gefühle, das was sie bewegt, anders aus".

Den beiden Organisatoren liege viel daran, dass das Brauchtum nicht vergessen werde. "Ich glaube, wir müssen wissen, wo wir herkommen und wo unsere Wurzeln sind. Bei aller Globalität darf man nicht vergessen, dass es diese Art von Kultur gibt. Ich bin überzeugt davon, dass das auch einigen kann." Sie wolle zeigen, dass Tradition nicht miefig sein müssten.

Stimmlich unterstützt wird die Bezirksrätin von ihren Schwiegertöchtern. "Das ist sehr international bei uns, eine kommt aus Kolumbien, die andere aus den USA." Das setzt sich dann auch vor dem heimischen Christbaum fort. "Weihnachten hat für uns einen hohen Stellenwert. Deswegen ist es bei uns immer eine große Familienfeier", sagt Off-Nesselhauf. Weil die Gäste, Schwiegertöchter, Cousins und Cousinen aus der ganzen Welt kommen, sei an diesem Abend die Amtssprache Englisch. "Das ist unser gemeinsamer Nenner, damit wir uns alle verstehen können."

"Weihnachtslieder gemeinsam singen", Sonntag, 22. Dezember, 18 Uhr vor der Kirche Sankt Jakob, Alte Kirchenstraße Unterpfaffenhofen. Liedhefte können vor Ort für einen Euro erworben werden .

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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