Aktion des Bund Naturschutz:Weg mit den ungeliebten Geschenken

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Reich gedeckt ist der Tauschtisch und für einige der ungeliebten Geschenke finden sich neue Abnehmer. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei der ersten Weihnachtstauschaktion in Gröbenzell herrscht unerwartet großer Andrang. Vom gläsernen Butterfass bis zum Bulldozer-Bausatz ist dort alles zu finden

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Häufig passt ein Weihnachtsgeschenk auch nach dem zweiten Hinsehen und Nachdenken nicht. Wohin damit? Zurückschenken? Geht nicht. Eine Lösung bietet die Geschenketausch in die Bücherei in Gröbenzell. Dort sitzt Ariane Zuber vom Bund Naturschutz (BN) zusammen mit ihrem Ehemann Walter Voit, ehemaliger Vorsitzender der Gröbenzeller Grünen, hinter zwei Tischen und nimmt ungeliebte Weihnachtsgeschenke in Empfang. Der Andrang ist so enorm wie unerwartet. "Schon zehn Minuten vor der Eröffnung der Tauschaktion standen die Leute bereits da", berichtet Zuber, die mit so einem Zuspruch zu ihrer Aktion nicht gerechnet hat. Das sollte noch mindestens zwei Stunden so weitergehen. Ständig wird gebracht. Manchmal auch mitgenommen - aber eher weniger.

"Viele Geschenke landen doch im Müll oder verstauben jahrelang im Schrank", sagt Zuber und freut sich, dass die Nachhaltigkeitsaktion ins Schwarze trifft. Die Tische füllen sich immer wieder. Eine echte Haarpuppe, ein schöner Krug, zwei Wollmützen und Dinosaurier-Figuren für Kinder liegen griffbereit; genauso wie zahlreiche Bücher. Carolin Schade legt ein neues rot-graues Geschirrtuch dazu. "Das gefällt mir einfach nicht", sagt sie und nimmt dafür eine schicke Umhängetasche vom Tisch. "Stimmt denn da die Wertigkeit?", fragt die Gröbenzellerin vorsichtig nach. "Sie nehmen einfach das, was ihnen gefällt", antwortet Ariane Zuber und lächelt zustimmend. Schade nimmt die Handtasche ("passt gut zum Mantel") und geht zufrieden von dannen.

Nils und seine Mutter Sylvia Schulze-Hoppe tauschen einen Bulldozer-Bausatz gegen eine Drei-Fragezeichen-CD. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Sylvia Schulze-Hoppe hat einen Bausatz für einen gelben Bulldozer mitgebracht. Für ihren zehnjährigen Sohn Nils "ist das zu simpel", sagt sie. "Dann machen wir einem anderen Kind eine Freude", sagt die Gröbenzellerin. Das passiert auch, ist doch der Bulldozer bald wieder vom "Gabentisch" verschwunden. Nils hat dafür eine "Drei-Fragenzeichen"-CD im Tausch mitgenommen. Er interessiert sich sowieso mehr für das Bärenbasteln am Tisch gegenüber, wo die Bücherei die Ukrainerin Alla Filick engagiert hat, den Kindern zeigt, wie man kleine und große Bären mit einem blauen Schal und Mütze verschönert. Natürlich bringen die Menschen nicht nur aktuelle Weihnachtsgeschenke vorbei. Da ist die Quarz-Kuckucksuhr mit Plastikgehäuse, die rein äußerlich mit dem Produkt aus dem Schwarzwald gar nichts zu tun hat. War wohl mal ein sehr überflüssiges Werbegeschenk gewesen. Die Uhr wird trotzdem von einem älteren Ehepaar mitgenommen. Dafür legt die Frau die pinken Antistresssocken und die Fußball-Bettwäsche der deutschen Nationalmannschaft wieder hin.

Julia Schindler bringt eine Salz- und Pfeffermühle zur Tauschbörse. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Immer noch bringen Menschen Geschenke vorbei. Julia Schindler hat unter anderem zwei neue Kräutermühlen für Salz und Pfeffer dabei. "Die brauche ich nicht mehr", sagt die Gröbenzellerin. Ariane Zuber nimmt sie entgegen und stellt sie auf den immer noch gut gefüllten Tisch. Da wurde auch eine seltsame silberfarbene Wandkonsole neben einem Nasenspülset abgelegt. Ins Auge fällt auch ein kleines Butterfass aus Glas mit Handkurbel, daneben stehen eine Weihnachtstasse und eine Christbaumkugel. Apropos Tassen. Eine ältere Frau aus Karlsfeld, deren Tochter in Gröbenzell wohnt, stellt einen schönen Geschenkkarton auf den Tisch und öffnet ihn. Zwei Tassen mit Deckel und goldfarbenen Löffeln kommen zum Vorschein. Sehen richtig teuer aus. "Das ist ein Geschenk von meinen Enkeln", sagt die Großmutter. Der Aufdruck auf den Tassen ist das Problem für sie. "Beste Oma der Welt" steht darauf, auf der anderen "bester Opa der Welt". Da findet sie sich nicht wieder. Fast eine Stunde stehen die Tassen dort und finden noch keinen Abnehmer.

Ariane Zuber ist außerordentlich zufrieden mit dem Verlauf der ersten BN-Geschenketauschaktion. "Ich betrachte das als einen weiteren Schritt gegen die Wegwerfgesellschaft und zur Schonung von Ressourcen", bekräftigt die langjährige Vorsitzende der BN-Ortsgruppe und sieht sich in einer Reihe mit den zahlreichen Repair-Cafés, die häufig ebenfalls vom Bund Naturschutz organisiert werden. Die übrig gebliebenen Geschenke muss sie wohl erst einmal einlagern und im kommenden Jahr wieder zum Tauschen anbieten.

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