Die evangelische Theologin, Expertin für Mystik und Autorin Marion Küstenmacher aus Gröbenzell verbindet mit der Adventszeit weit mehr als nur die Vorbereitung auf festliche Weihnachtstage. Für sie ist diese Zeit auch so etwas wie der Türöffner zum Weihnachtswunder, zum Innersten der eigenen Seele, und damit letztlich zu Gott. Also zum Kern dessen, was sie mit Religion verbindet. Ihr in diesem Herbst erschienenes Buch "Aufbruch ins Licht", das wie ein Adventskalender mit einem täglich zu öffnenden Türchen als persönlicher spiritueller Wegbegleiter durch die Weihnachtszeit konzipiert ist, versteht sie als Anleitung zur Besinnung. Die Leserinnen und Leser sollen sich anrühren lassen, in das Geheimnis dieser besonderen Zeit einzutauchen und sich auf den Weg zu machen, das Licht zu entdecken, das in ihrem Innersten verborgen ist.
Anrühren lassen kann man sich, wie Küstenmacher im SZ-Gespräch ausführt, von Vielem. Das kann ein Engelchen sein, der Kerzenschein des Adventskranzes, ganz profan im Supermarkt ein zufällig beim Einkaufen gehörtes Weihnachtslied oder eine Erinnerung an die Kindheit. Diese Dinge seien nicht nur Kitsch, sondern gehörten auch zum Advent, meint sie. Ebenso wie der Song "Driving Home for Christmas" von Chris Rea, als dessen Urversion des Nach-Hause-Findens sie in der Einleitung zu ihrem Buch das Weihnachtsevangelium bezeichnet. Für jeden Tag zwischen dem 1. Dezember und dem 6. Januar erwartet die Leserinnen und Leser ein eigenes Kapitel.
Der Puchheimer Bäcker Martin Schönleben ist Buchautor, Blogger und Entertainer. Welche Leckereien zur Weihnachtszeit empfiehlt also einer, der sein Leben hinter dem Herd verbracht hat?
Jedes Kapitel ist der Versuch, passend zum jeweiligen Tag einen kleinen Moment "Seelenzeit" zu bieten. Jeder der Texte soll einerseits zum Nachdenken anregen, andererseits zur Entdeckung der erneuernden Kraft der Weihnachtszeit. Als spirituelle Impulse dienen Zitate oder Texte von Philosophen, Mystikern, Theologen, aus der Bibel, Gedichte, auch solche von der Autorin, und Lieder. "Alles beruht auf Erfahrungen, die Menschen gemacht haben", so Küstenmacher.
Die Weihnachtserzählungen der beiden Evangelisten Matthäus und Lukas sind laut der Theologin auch zwei Metaphern, die für unterschiedliche Erleuchtungserfahrungen stehen. Bei Matthäus sei das Licht, der Aufbruch zum Licht, die große Metapher. Bei Lukas die Menschwerdung Gottes, die Geburt Gottes im Seelengrund. Letztlich seien solche Erfahrungen das, was Menschen heutzutage dringend bräuchten. "Wir kranken an der fehlenden Attraktivität der Botschaft", sagt sie und vergleicht die aktuelle Situation der Christen in Deutschland mit der Wanderung des Volkes Israel nach dem Auszug aus Ägypten durch die Wüste.
Marion Küstenmacher stammt aus einer gemischt konfessionellen Familie, sie beschäftigte sich schon immer mit anderen Religionen und sie sagt, sie sei als Theologin im aktuellen postkonfessionellen Zeitalter eher bei kirchenfernen Christen unterwegs. Durch die Weihnachtsgeschichte hat sie noch etwas gelernt: Die Erneuerung kommt nicht aus der Mitte, sie kommt von den Rändern der Gesellschaft. Für die Autorin ist das ein Grund, optimistisch und dafür offen zu sein, woher die Impulse zu kommen, um das Belebende aufzunehmen.
Marion Küstenmacher, Aufbruch ins Licht, Mit Adventsmystik, Weihnachtszauber und Rauhnächtekraft gestärkt ins neue Jahr, Kösel-Verlag 2023, München, 18 Euro
