Wegen Stalking vor Gericht:Sex, Lügen und ein Einbruch

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Sie soll ihrem Ex-Freund bis zu 60 SMS am Tag geschickt, ihn bedrängt, belästigt und schließlich die Reifen seines Wagens aufgeschlitzt haben.Vor Gericht bestreitet die 41 Jahre alte Angeklagte, ihrem früheren Partner nachgestellt zu haben

Sieben Jahre waren sie ein Paar. Ein Jahr nach der Trennung begannen die Belästigungen. Bis zu 60 SMS und Anrufe am Tag, manche beleidigend, andere einschmeichelnd, soll der 40 Jahre alte Ex-Freund fünf Monate lang bekommen haben. Seine Autoreifen wurden aufgeschlitzt, in seine Wohnung eingebrochen. Vor dem Amtsgericht Fürstenfeldbruck bestritt seine 41 Jahre alte Verflossene, die sich wegen Nachstellung, Beleidigung, Fälschung beweiserheblicher Daten und Einbruchsdiebstahls verantworten muss, am Montag jegliche Schuld. Der 40-Jährige dagegen erweiterte seine Vorwürfe sogar noch - deshalb setzte der Richter das Verfahren aus, um weitere Ermittlungen anzustellen.

Laut Anklage dauerte das Stalking von Dezember 2011 bis April. Gleich im Dezember wurden die Autoreifen zerstochen, im März ein Probeabo für eine Frauenzeitschrift auf seinen Namen bestellt. Ebenfalls im März, so der Vorwurf, habe die in Germering lebende Angeklagte "Hure" an dessen Rollladen und Satellitenanlage geschmiert und begonnen, Nachbarn und Vermieter ihres Ex-Freundes mit SMS und Anrufen zu belästigen. Am 16. Mai sei sie in die ehemals gemeinsame Wohnung eingebrochen, habe 550 Euro entwendet, ein Foto von sich in der Küche aufgestellt und in seinem Bett ein Exemplar besagter Zeitschrift hinterlassen.

Die Germeringerin bestritt die Vorwürfe. Ganz im Gegenteil werde sie von ihrem Ex belästigt, nachdem sie es nun endlich geschafft habe, sich endgültig von ihm zu trennen. Tatsächlich hatte sie ab Ende Januar SMS bekommen und an ihren Ex-Freund weitergeleitet, wie sie mit ihrem Handy nachwies. Doch wer die SMS geschickt hatte - Absender war die gleiche unbekannte Telefonnummer wie bei den SMS, die ihr Ex bekam - kann nicht nachvollzogen werden. Die Angeklagte mutmaßte, es sei eine weitere Frau im Spiel, die sich an ihnen beiden rächen will. Richter Johann Steigmayer verlas auszugsweise sowohl die SMS an den Ex-Freund als auch jene, die nach eigenem Bekunden der Angeklagten geschickt worden waren. Inhaltlich wird stets die glückliche, aber beendete Liebe der Angeklagten zu dem 40-Jährigen thematisiert, und dessen neue Frau immer wieder beleidigt. Der Wortlaut und das gebrochene Deutsch ähneln sich in beiden Fällen so sehr, dass der Richter ein Gutachten durch einen Sprachwissenschaftler erwog.

Dass eine weitere Frau im Spiel war, schloss der 40-Jährige aus: Nach der "extrem eifersüchtigen" Angeklagten habe es nur seine jetzige Frau gegeben. Er berichtete, dass er und sein Umfeld immer noch anonyme Anrufe bekommen, inzwischen aber mit unterdrückter Nummer. Dass ein Schlüssel für die früher gemeinsame Wohnung fehle - obwohl die Angeklagte ihren zurückgegeben hat. Und dass in den SMS immer wieder Details aufgetaucht seien, die nur die Angeklagte gekannt haben könne - zum Beispiel, dass sie ihn einmal im gemeinsamen Urlaub betrogen hatte.

Weil der Ex-Freund sehr unstrukturiert erzählte und weitere Ermittlungen, etwa zum Alibi der Germeringerin, angestellt werden müssen, setzte der Vorsitzende das Verfahren aus. Der 40-Jährige soll die erhaltenen SMS schriftlich analysieren und erläutern, weshalb er meint, sie könnten nur von der Angeklagten stammen. alin

© SZ vom 16.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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