Olching:Der Wandertag als Auslaufmodell

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Die Distanzen sind unterschiedlich, die Landschaft aber gleichbleibend idyllisch - auch wenn einige Teilabschnitte als Folge der Sturmschäden über Asphalt führen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgen am Wochenende der Einladung der Motorsportfreunde. Die jungen Generationen machen sich rar. Und auch die Zahl der Vereine nimmt deutlich ab.

Von Karl-Wilhelm Goette, Olching

14 Grad und böiger Wind - die gemäßigten Temperaturen sind den 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sommerwandertages der Motorsportfreunde Olching (MSF) am Sonntagmorgen durchaus entgegengekommen. Die Organisation der MSF-Wandertage ist wieder wie am Schnürchen gelaufen, ist es doch schon die 55. Auflage der Veranstaltung. Doch es gibt Krisenerscheinungen, die ernst zu nehmen sind. Gibt es doch immer weniger Teilnehmer beim organisierten Wandern, weil immer weniger aktive Vereine existieren und die Überalterung unter den Wanderfreunden zugenommen hat.

Da geht's lang: Drei Männer verschaffen sich am Vereinsheim der Motorsportfreunde einen Überblick über die Route. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das trifft auch auf die Olchinger Veranstalter zu. "Vor einigen Jahren kamen noch bis zu 1400 Teilnehmer an den beiden Tagen", erzählt Wanderabteilungsleiterin Monika Fandrych. Jetzt sind es noch an beiden Wandertagen zusammen 450 gewesen. Fandrych bringt an den Wandertagen selbst noch genügend Helferinnen und Helfer, vor allem für die Essens- und Getränkestände, zusammen. Auch die 92-jährige Erna Voggenreiter ist wieder dabei und hat Wurst- und Käsesemmeln vorbereitet. Aber bei der Hilfe vor und nach den Wanderungen hapert es. Fandrych selbst ist schon seit Montag zusammen mit ihrem Ehemann auf dem MSF-Vereinsgelände gewesen, um alles vorzubereiten. Mit zur Crew gehören seit langem Michaela Kluge, die die Startkarten ausgibt, und Bernhard Schoon, der für die Versorgung der Streckenposten zuständig ist. "Versorgungsfahrer" nennt er sich selber.

Sogar aus Crailsheim, Ansbach und Kufstein sind Vereine angereist

Die Strecken über sechs, zwölf und 21 Kilometer musste Streckenorganisator Andreas Streng kurzfristig umplanen. Nach dem heftigen Sturm vor zwei Wochen ist die landschaftlich schöne Amperroute nach Emmering nicht mehr begehbar. Diesmal mussten die Wanderfreunde auf Teerstraßen durch Esting und Gernlinden ausweichen. Das hat der Familie Krämer nicht so gut gefallen. "Am Fluss entlang war das viel schöner", sagt Rosemarie Krämer, die mit Tochter Eva-Maria und den Enkelinnen Elisabeth, neun, und Sarah,13, aus Taufkirchen angereist ist. Morgens um 6.30 Uhr sind sie schon losgefahren und haben dann die Zwölf-Kilometer-Runde in drei Stunden absolviert. Jetzt sitzen sie beim Essen und Trinken fest eingepackt in Pullover und Windjacke. "Es war sehr windig und hat auch geregnet", erzählt Rosemarie Krämer. Die Kinder haben gut durchgehalten. Auch der siebenjährige Lias hält seine gerade erworbene Wandermedaille stolz in der Hand. Sechs Kilometer ist er mit seiner Mutter Barbara Bleicher aus Nassenhausen gegangen. "Lias spielt auch American Football und hat viel Energie", sagt die Mutter. Sie gehört zu den Wanderfreunden Haspelmoor von 1973, dem aktivsten Wanderverein im Landkreis. Für diesen Verein ist auch Bernadette Scholl aus Mammendorf zwölf Kilometer unterwegs gewesen. "Ich bin schon mit 15 Jahren mit meinem Bruder gewandert", erzählt sie. Jetzt, mit 65 Jahren, feiert sie so etwas wie ihr 50-jähriges Wanderjubiläum. Das Gros der Teilnehmer geht sechs und zwölf Kilometer - etwa 50 trauen sich aber auch an die 21-Kilometer-Runde. Manche von den Dauergehern kommen am Samstag und Sonntag, um damit insgesamt die Marathondistanz zu absolvieren.

Die Plüsch-Kameraden im Tarnfleck kommen ganz ohne eigene Anstrengung voran. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nachwuchs wäre bei den organisierten Wanderern sehr erwünscht, ist jedoch die Ausnahme. Schaut man ins weite Rund, dominiert Ü60 und älter. Marion Filser, Bezirksvorsitzende für München und Oberbayern des Deutschen Volkssport-Verbandes (DVV), bestätigt die Überalterung im Wandersport. Sie verbucht nur noch 27 Vereine in ihrem Bereich. Vor fünf Jahren seien es noch 170 gewesen. Mit Corona sei ein großer Einbruch gekommen, weil viele ältere Vereinsvorstände aufhörten. Deprimierend für Filser: "Nur noch zehn Vereine sind aktiv." Vor einigen Jahren konnte jedes Wochenende noch irgendwo in Südbayern gewandert werden, jetzt nur noch höchstens einmal im Monat. In Olching sind erneut Wanderer von weit angereist. Crailsheim, Ansbach oder Kufstein aus Österreich ist auf der gemeldeten Vereinsliste zu lesen.

Auch Olching schränkt das Angebot ein, hat die Winter-Wandertage gestrichen. "Der Aufwand ist enorm", sagt Monika Fandrych, "da können wir nur noch die Sommer-Wandertage durchführen."

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