Puchheim:Bilderbuchauftakt

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Schaumschläger: Die ersten Krüge mit Freibier, die Volksfestreferent Thomas Hofschuster von der Bühne herunterreicht, sind naturgemäß noch reichlich luftig. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Bürgermeister benötigt unter den Augen der Bierkönigin nur einen zweiten Schönheitsschlag zum Anzapfen. Und vom Himmel strahlt die Sonne. Dann hat das Volksfest begonnen.

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

"Vier, drei, zwei eins, Schlag" - und das Bier fließt aus dem Fass. Das Puchheimer Volksfest wird per Countdown eröffnet. Diese Aufgabe löst Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) unter den wachsamen Augen der bayerischen Bierkönigin Mona Sommer souverän. "Das war nur ein Schlag von eurem Bürgermeister", ruft Volksfestwirt Jochen Mörz anerkennend ins Zelt, "der zweite war nur noch ein Schönheitsschlag." Seidl bringt bei Sommerwetter im April ein zehntägiges Fest auf den Weg, das die Besucher erstmals auch mit einem "Ochs am Grill" genießen können.

Mona Sommer hätte das Anzapfen wohl genauso gut gemacht. Manchmal stellen sie bei Volksfesten, die die Bierkönigin aus Weitnau in der Nähe von Kempten besucht, ein zweites Fass auf und es kommt vor, dass sie einen Schlag weniger als der dortige Bürgermeister braucht, um den Zapfhahn zu platzieren. Das kommt dann beim jeweiligen Rathauschef nicht so gut an. Mona Sommer erinnert sich noch gut an das Volksfest in Olching vor knapp einem Jahr. Das war ihr erster Auftritt als Bierkönigin. Dort standen zwei Fässer bereit. Sommer legte drei Schläge vor, Bürgermeister Andreas Magg schaffte den Bieranstich mit zweien und ließ sich vom Zelt feiern. Doch zu früh gefreut: plötzlich schoss der Zapfhahn wieder aus dem Fass heraus und das Bier ergoss sich über Magg und andere Beteiligte. Die Bierkönigin, eine gelernte Brauerin und Mälzerin, triumphierte.

Bierkönigin Mona Sommer und Bürgermeister Norbert Seidl nach dem Anzapfen im Festzelt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Ich mache Bier beruflich in einer Familienbrauerei in Leutkirch", so die 25-jährige charmante Allgäuerin. In ihrer Freizeit macht sie Musik und ist seit vielen Jahren Schlagzeugerin in einer Band. In Puchheim hat Mona Sommer einen lockeren Auftritt. Seidl interviewt sie vor dem Bieranstich persönlich, und sie verkündet die Gewinner eines Preisausschreibens. Etwa 120 Termine wird sie in dem einen Jahr als bayerische Bierkönigin absolvieren. Der spektakulärste Termin war wohl die Eröffnung der Flugstrecke von München nach Bangalore in Indien, einem neuen Direktflug. "Am Freitag war der Hinflug und am Montag ging es zurück", erzählt Sommer. Als Brauerin trinkt sie natürlich auch Bier. In Puchheim nippt sie jedoch nur an der Mass, sie will noch am Abend mit dem Auto wieder nach Hause fahren. In der Regel trinkt sie alkoholfrei.

Das Bier, die Mass kostet 11,60 Euro, fließt in Puchheim zur Zufriedenheit des Wirts schon ganz prächtig. Die Stimmung ist prima an den ersten drei Tagen. Schon am Eröffnungsabend ist das Zelt sehr gut gefüllt. Junge Menschen im Dirndl, die mit Turnschuhen getragen werden, und in Lederhosen dominieren ganz eindeutig das Bild. Am Sonntag wurde der erste 200-Kilo-Ochse gegrillt. "Wir versuchen das mal", sagt Festwirt Mörz, am zweiten Wochenende soll es noch mal Ochse geben. Er preist auch den verbilligten Mittagstisch ab 9,90 Euro an. Die im vergangenen Jahr noch schwierige Personallage habe sich entspannt. Mörz hat genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die zehn Tage. "Die Leute brauchen offenbar wieder Geld", meint der Wirt.

Geld verdienen wollen auch die Fahrgeschäfte draußen. Der Autoscooter ist da, ebenso der "Phoenix" mit dem Schleudergang oder der "Musik Express". Gleich drei Wurfbuden, darunter "lustiges Eierwerfen", bieten Abwechslung und Spaß, ebenso die gute alte Schießbude. Am Montag sind die Senioren zu Essen und Trinken eingeladen. Abends gibt es Kabarett mit Michael Altinger. Es folgen der Tag der Betriebe und der Kindertag am Mittwoch. Die Partybands "Nachtstark" und "Sauwuid" werden am Freitag- und Samstagabend die vielen Dirndl und Lederhosen nochmals auf die Bänke treiben. Am Samstagmorgen wird geboxt. Das Volksfest endet am Sonntagabend standesgemäß mit einem Feuerwerk.

Dann wird Bierkönigin Mona Sommer noch ein- oder zweimal unterwegs gewesen sein. Im nächsten Monat endet ihre Regentschaft. Kürzlich war sie schon in Kulmbach, um ihre Nachfolgerin zu inspizieren. "Da gab es eine Schulung für die nächste Bierkönigin", erzählt sie. Fünf Prinzessinnen sind in die Endauswahl gekommen. Die Krönung durch den Brauerbund folgt dann am 16. Mai. Sommer schwankt zwischen Erleichterung und etwas Traurigkeit: "Dann übergebe ich meine Krone."

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