Lesenswert:Wohlfühllektüre mit Happy End

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"Vilma zählt die Liebe rückwärts", Gudrun Skretting, erschienen beim dtv, 22 Euro. (Foto: Nicola Bräunling)

In ihrer aktuellen Kolumne stellt Nicola Bräunling "Vilma zählt die Liebe rückwärts" von Gudrun Skretting vor.

Kolumne von Nicola Bräunling

Neulich sprach mich eine Kundin an. "Frau Bräunling", sagte sie, "ich lese Ihre Kolumne wirklich gerne, aber die Bücher, die Sie besprechen, sind immer so düster." Kurz nachgedacht und festgestellt: Die Dame hat recht. Ich lese tatsächlich am allerliebsten Bücher, die mich emotional ein wenig aufwühlen und das sind in der Regel Titel, die Probleme, gesellschaftliche Schwierigkeiten, falsche Strömungen oder private Kümmernisse thematisieren. Über diese Bücher denke ich viel nach und mache sie somit hier zum Thema. Aber ich kann durchaus auch anders. Manchmal muss es auch bei mir ein knackiger Krimi, ein fieser Psychothriller oder eine herzzerreißende Liebesgeschichte sein. An richtig gutem Humor, der leider nicht so leicht zu finden ist, und an schönen Naturgeschichten habe ich ebenfalls zwischendurch viel Freude.

Und besonders in Zeiten wie diesen, die geprägt sind von weltweitem Unfrieden und Schmerz, gibt es nichts Schöneres, als in das abzutauchen, was ich "Wohlfühllektüre" nenne. Ein Buch, das herzig ist, sich leicht und locker lesen lässt und garantiert ein Happy End hat. Genau so eines ist "Vilma zählt die Liebe rückwärts" von Gudrun Skretting, erschienen im dtv Verlag.

Vilma lebt allein und ein wenig absonderlich in dem geerbten Haus ihrer Großtante, bei der sie aufwuchs, und sie leidet sehr unter dem frühen Tod ihrer Mutter. Sie hält sich von anderen Menschen fern, mag keine Kontakte, ist etwas zwanghaft und wird von ihrer Umwelt nicht richtig für voll genommen. Vilmas Mutter starb, als sie vier Jahre alt war, ihr Vater tauchte nie auf. Eines Tages erhält sie einen Stapel Briefe von ebendiesem Vater, der, offenbar auf dem Weg zu ihr, in einem Flugzeug verstarb. Sie soll ihn nun identifizieren, der Pathologe und ein Pfarrer stehen ihr zur Seite. Zum ersten Mal wird Vilma gezwungen, Kontakte aufzunehmen, was ihr schwerfällt und sie erstmal auf völlig merkwürdige Wege führt. Nach und nach aber öffnet sie sich, nicht zuletzt durch die Briefe des unbekannten Vaters, die einige Geheimnisse ihres Lebens lösen. Und sie entdeckt, wie wichtig Kontakt, Freundschaft und vielleicht auch Liebe sein kann.

Mit Büchern wie diesem überstehen wir leicht die dunkle Jahreszeit und den düsteren Januar. Sie hinterlassen ein wärmendes Gefühl und zeigen uns, dass die Welt nicht immer nur schlecht ist. Die Lektüre, die uns etwas beklommen zurücklässt, heben wir uns am besser für hellere Tage auf.

Nicola Bräunling ist Inhaberin der Buchhandlung Bräunling in Puchheim. Regelmäßig stellt sie im Wechsel mit Katrin Schmidt und Helen Hoff von der Buchhandlung Lesezeichen in Germering ihr aktuelles Lieblingsbuch vor.

Der Laden von Nicola Bräunling ist als "Bayerns Buchhandlung des Jahres 2021" ausgezeichnet worden. (Foto: Leonhard Simon)
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