Verkehrspolitik:Acht Umfahrungen auf einen Streich

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Brucks OB Pleil stellt Varianten für eine Verlegung der B 2 zur Diskussion. Drei davon sollen näher untersucht werden.

Von Gerhard Eisenkolb

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist der neue Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Klaus Peil (BBV) nicht mit dem Versprechen angetreten, koste es, was es wolle, eine Umgehungsstraße zu bauen. Durch die Planungen des Straßenbauamtes für eine neue Amperbrücke und Anträge von CSU und SPD ist er jedoch unter Zugzwang geraten. Seit einigen Tagen liegt deshalb den Stadtratsfraktionen eine Skizze der Stadtverwaltung mit acht Varianten für Umgehungsstraßen vor. Für den kommenden Montag hat Pleil die Fraktionsvorsitzenden zu einer Besprechung eingeladen, bei der eine Vorfestlegung auf drei Trassenvarianten diskutiert wird. Bei diesem Treffen geht es darum, ein Meinungsbild des Stadtrats zu bekommen. Mit den drei ausgewählten Varianten sollen sich dann die Straßenbaubehörden eingehend befassen.

Der Oberbürgermeister wurde bereits Anfang Mai kurz nach seinem Amtsantritt aktiv. Ende April war bekannt geworden, dass sich im Staatlichen Bauamt in Freising die Überlegungen zum Abriss der mehr als hundert Jahre alten, sanierungsbedürftigen Amperbrücke im Stadtzentrum konkretisieren. Mit einer neuen Brücke fällt die Tonnagebeschränkung von 16 Tonnen für Lastkraftwagen. Damit würde das Zentrum für den Durchgangsverkehr von Lkw geöffnet. Begonnen werden könnte mit den Arbeiten frühestens in vier Jahren. Pleil greift auch Lösungen auf, die eigentlich nach jahrelangen Debatten und Bürgerentscheiden längst als abgehakt galten. Dabei handelt es sich um große, teure Projekte wie die Deichenstegtrasse östlich des Marktplatzes.

Auch die Variante unter der Rothschwaiger Straße, die sogenannte Rothschwaiger Trasse, die die Straßenbaubehörden bisher für undurchführbar hielten, steht wieder zur Debatte. Das gilt auch für die nahe dem Hallenbad gelegene Puchermühltrasse über die Lände. Nur werden diesmal ohne Rücksicht auf die Kosten mit wenigen Strichen auf dem Stadtplan teilweise noch längere und damit auch erheblich teurere Tunnellösungen als früher präsentiert. Im Rathaus scheut man aber auch nicht vor völlig neuen Trassen zurück. So würde eine Umfahrung unterhalb des Engelsbergs südlich der Bahnlinie verlaufen, wie sie Andreas Lohde (CSU) im Wahlkampf angedeutet hatte. Diese Straße würde vor der Bahnunterführung unter der Ludwigshöhe nach links von der jetzigen Trasse der B 2 abzweigen, hinter der Bahn an Fürstenfeld vorbeiführen und dann mit einer neuen Brücke parallel zur Bahnbrücke über den Amperstausee geführt , um dann in die äußere Schöngeisinger Straße einzumünden.

Die Stadtverwaltung präsentiert auch die Umfahrung, die Pleil noch als Bürgermeisterkandidat im Wahlkampf präsentiert hatte. Diese großzügige Umfahrung tangiert das Stadtgebiet überhaupt nicht mehr. Hier würde die B 2 etwa in der Mitte zwischen dem Hoflacher und Münchner Berg in Höhe der Abzweigung nach Wagelsried zunächst nach rechts Richtung Eichenau geführt und würde dann beim Emmeringer Gewerbegebiet in Höhe des neuen Rewe-Supermarktes die Amper queren, um schließlich bei der Estinger Hagenkreuzung in die B 471 einzumünden.

Auffällig ist, dass auch weitere Vorschläge die Nachbargemeinden erheblich tangieren. So feiert auch die sogenannte Hölzltrasse unter Pleil ihre Auferstehung, die schon im Kommunalwahlkampf 1996 zu den Akten gelegt worden war, als der damalige CSU-Bürgermeister Max Steer um seine Wiederwahl fürchtete. Anstelle einer Brücke über den zwischen Fürstenfeldbruck und Emmering gelegenen Auenwald des Emmeringer Hölzls ist für die neue Hölzltrasse nun ein längerer Tunnel vorgesehen, der gleich hinter dem Schulzentrum auf dem Tulpenfeld beginnen würde. Diese Umfahrungsvariante würde am Münchner Berg in Bruck in Höhe der Nikolausbergsenke nach Norden über die Bahn zum Tulpenfeld geführt und bei der Dachauer Straße in Fürstenfeldbruck auf den Zubringer zur B 471 geführt.

Die Stadtratsfraktionen diskutieren intern auch wieder über den Verlauf einer Umgehung, die nach der Bahnunterführung zwischen dem Tulpenfeld und den Gleisen in Richtung Emmering und Eichenau verlaufen würde. Auch über die letzte der acht Varianten wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder diskutiert. Diese würde ausschließlich auf bereits bestehenden Straße verlaufen und über die Oskar-von-Miller- und die Fürstenfelder Straße zur Schöngeisinger Straße und über diese zur B 471 verlaufen.

Wie der Brucker OB am Donnerstag auf SZ-Anfrage erklärte, komme für ihn keine einzige der Varianten in Frage, bei der es sich um eine innerstädtische Verlegung der B 2 handelt. Einzig sinnvoll ist laut Pleil die von ihm angeregte großräumige Umfahrung im Osten über das Gebiet von Eichenau, Emmering und Olching. Diese Lösung würde allen etwas bringen, auch den drei Nachbargemeinden. Da Naturschutzgebiete tangiert werden, räumt Pleil der von ihm favorisierten Lösung keine großen Chancen auf Realisierung ein. Primär geht es dem OB darum, den Bau einer neuen Amperbrücke zu verhindern und die Planungshoheit für den Marktplatz zu bekommen. Beides ist möglich, wenn die B 2 nicht mehr durchs Stadtzentrum verläuft.

In die gleiche Richtung zielt ein SPD-Antrag, der fordert, dass die B 2 bei Germering auf der Westumfahrung, der A 99, bleibt und dann bis zur Ausfahrt Fürstenfeldbruck/Dachau auf die Stuttgarter Autobahn verlegt wird. Von der CSU geht der Vorstoß aus, eine Brucker Umgehung wieder in den Bundesstraßenverkehrsplan aufzunehmen, auch wenn die Frist dafür verstrichen ist. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte Andreas Lohde (CSU) bei einem Gespräch zugesagt, diese Initiative zu unterstützen.

© SZ vom 11.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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