Verkehr:Weiter uneins über MVV-Tarifreform

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Martin Runge und der ÖPNV-Koordinator kommen zu unterschiedlichen Bewertungen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Auch die überarbeitete MVV-Tarifreform bedeute für einige Pendler erhebliche Preissteigerungen, kritisiert Martin Runge. Geblieben seien auch die Preissprünge zwischen Germering und Harthaus, Gröbenzell und Lochhausen sowie Puchheim und Aubing auf dem Weg in die Innenstadt. Für 97 Prozent der Zeitkartennutzer im MVV würde es günstiger, nur zwei Prozent müssten mit höheren Preisen rechnen, betont hingegen Hermann Seifert. Nach Ansicht des ÖPNV-Koordinators im Landratsamt sucht der Grünen-Politiker nach einem Haar in der Großküche.

Vergangenen Freitag hatten sich die Gesellschafter des MVV, die Stadt München und acht Landkreise im Umland, auf eine neue Variante der Reform geeinigt. Sie reagierten damit sowohl auf Kritik an ihrem Entwurf vom Juli als auch auf einen Geldsegen, den Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in Wahlkampfnöten versprochen hat: Der Freistaat subventioniert den MVV künftig mit 35 Millionen Euro im Jahr.

Die wesentliche Änderung aus Sicht der Pendler aus dem Landkreis ist, dass eine Übergangszone rund um München geschaffen. Wer aus dem Landkreis nur nach Pasing fährt, bezahlt nicht mehr den vollen Preis für den Münchner Innenraum. Vom Fahrpreis her würde Pasing mit Germering, Eichenau oder Olching in einer Zone liegen. Außerdem soll eine Reihe von Kommunen und Ortsteilen tariflich näher an München rücken. Statt mitten in einer Zone liegen sie nun auf der Grenze zur nächsten Tarifzone, außerdem wurden etwa Esting und Olching tariflich in einen Überlappungsbereich vereint. Runge würdigt diese Verbesserungen durchaus, er findet jedoch, dass Landkreis-Pendler immer noch schlechter gestellt seien, obwohl die Subvention durch den Beitrag des Freistaates verdoppelt wurden. "Die Landkreise haben sich vom Münchner OB wieder über den Tisch ziehen lassen", sagt Runge.

Wer aus Germering, Gröbenzell oder Olching nach Laim und eventuell weiter nach Allach oder Moosach fahre, müsse für Monatskarten bis zu 35 Prozent mehr bezahlen, die Wochenkarten würden um 48 Prozent teuerer und in den Ausbildungstarifen sogar um 49 Prozent. Das liegt daran, dass Laim nicht zur neuen Übergangszone gehört, sondern der volle Preis für die München-Zone zu berappen ist. Seifert hatte darauf selbst schon hingewiesen. Seinen Angaben zufolge seien davon allerdings nur 0,5 Prozent der Pendler betroffen. Außerdem hätte diese Gruppe den Vorteil, dass sie in der gesamten M-Zone, als auch weiter in die Innenstadt fahren könne.

Ein weiterer Kritikpunkt Runges ist, dass die Wochenkarten selbst für den Übergangsbereich in Pasing um elf Prozent teuerer werden. Das ist richtig, aber gewollt. "Das Ziel der MVV-Tarifstrukturreform ist die Entlastung derer, die besonders häufig im ÖPNV unterwegs sind", sagt Seifert. Die Reform soll aus Gründen des Umweltschutzes einen Anreiz schaffen, die öffentlichen Verkehrsmittel häufiger zu nutzen, deswegen werden Monats- gegenüber Wochenkarten bevorzugt.

Auch dass Preissprünge weiter bestehen, räumt Seifert ein. Runge hat ausgerechnet, dass Wochenkarten in Germering, Gröbenzell oder Puchheim 27,50 Euro und Monatskarten 88,90 Euro kosten werden, in Harthaus, Lochhausen und Aubing hingegen 17,10 Euro und 55,20 Euro. Seifert zweifelt aber, dass deshalb mehr Gröbenzeller mit dem Auto nach Lochhausen fahren werden, weil das Verkehrsaufkommen hoch ist und in Lochhausen nicht viele Gratis-Parkplätze verfügbar seien. Die Germeringer könnten außerdem mit dem Bus nach Harthaus fahren, künftig am Abend länger und auch am Samstag und an Sonn- und Feiertagen.

Schon die höhere Subvention durch den Freistaat verweise darauf, dass es fast ausschließlich "Tarifgewinner" geben werde, sagte Seifert. Außerdem bleiben die Preise mindestens zwei Jahre stabil, weil es 2018 keine Erhöhung geben wird.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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