Verkehr:Radler ohne Regeln

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Defektes Licht: Vier Fünftel aller Räder, die die Brucker Polizei kontrollierte, entsprachen nicht wie auf diesem Symboldbild den Vorschriften. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei Kontrollen im ganzen Stadtgebiet stellt die Fürstenfeldbrucker Polizei zahlreiche Verkehrsverstöße von Radfahrern fest. Auch sind ihre Gefährte in den meisten Fällen nicht richtig ausgerüstet

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Radfahren wird immer beliebter. Den Drahtesel zu verwenden statt das Auto, gerade wenn Kurzstrecken zu absolvieren sind, ist auch aus Umweltgründen erwünscht. Mit den Verkehrsregeln als auch mit der sicherheitstechnischen Ausrüstung ihrer Gefährte nehmen es viele Radfahrer indes nicht so genau. Das stellt die Polizei regelmäßig bei Fahrradkontrollen fest.

Eine ganze Woche lang kontrollierten jetzt Polizisten der Brucker Inspektion an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet. Dabei wurde das Verhalten von knapp einem Viertel - 23 von etwa hundert - der kontrollierten Radfahrerinnen und Radfahrer von den Polizisten beanstandet, beinahe 80 Prozent der Fahrräder entsprachen nicht den gesetzlichen Vorgaben. Häufigstes Fehlverhalten der Radler war, den Gehweg als Fahrspur zu benutzen. Nur Kinder bis zehn dürfen das (Kinder unter acht Jahren müssen es sogar) sowie mittlerweile auch begleitende Erwachsene. Die Polizisten trafen außerdem auf fünf Radfahrer, die während der Fahrt Musik hörten. Ist diese zu laut und beeinträchtigt das Gehör, darf die Polizei 15 Euro Verwarnungsgeld aussprechen. Ein Radfahrer fuhr bei Rot über die Ampel.

Beim "Rotlichtverstoß", wie das Delikt korrekt heißt, wird es richtig teuer. 60 Euro Bußgeld wird fällig, wenn die Ampel gerade umgeschaltet hat. Wenn andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden, kostet es 100, kommt es zum Unfall, dann 120 Euro. In allen Fällen kommt ein Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei dazu.

Die Beamten freilich nutzten auch ihren Spielraum, bei Verstößen bis 35 Euro nicht automatisch Verwarnungsgelder auszusprechen, sondern auch auf Aufklärung zu setzen. Die Radfahrer hätten oft Verständnis für ihr Fehlverhalten gezeigt und Besserung gelobt, schreibt Polizeihauptkommissar Oliver Erhardt in seiner Mitteilung.

Das freilich ist nicht immer so. Die Einsicht ertappter Radler sei häufig "überschaubar", sagt Germerings stellvertretender Inspektionsleiter Andreas Ruch der SZ. Und manche Radfahrer würden sich auch "in moralisch besserer Position" wähnen als Autofahrer. Die Germeringer Polizei hatte Anfang Juli in allen fünf Kommunen ihres Dienstbereichs Radfahrer kontrolliert und dabei 31 Verkehrsordnungswidrigkeiten ausgemacht. Die meisten befuhren einen Radweg in falscher Richtung.

Wenn es abends nun wieder früher dunkel wird, rückt auch die richtige Ausrüstung der Räder in den Fokus. "Erst wenn der Radfahrer durch vorschriftsmäßige Ausrüstung von den anderen Verkehrsteilnehmern gesehen wird, können diese Rücksicht auf ihn nehmen", sagt Oliver Erhardt. Die Realität zeichnet indes ein anderes Bild: Vier Fünftel der Räder, die die Brucker Polizisten kontrollierten, entsprachen nicht den gesetzlichen Vorgaben. Es fehlten häufig Beleuchtung sowie seitliche Reflektoren. Die Entwicklung, dass Fahrradlichter eigens aufgesteckt werden müssen, führt dazu, dass viele Radler gar kein Licht dabei haben oder es nicht aufgeladen ist. Gelegentlich müsse man diese Dinge eben warten, betont Fürstenfeldbrucks Inspektionsleiterin Nina Vallentin. Der Germeringer Kollege Ruch stimmt ihr zu: "Man muss sich darum kümmern." Seiner Beobachtung zufolge verhalten sich die älteren Radfahrer dabei deutlich verantwortungsbewusster als die jungen.

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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