Verkehr:Gleis eins nur für Ausnahmefälle

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Züge sollen bis 2026 offenbar am Brucker Mittelbahnsteig halten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Im Zeitraum von 2020 (Elektrifizierung der Strecke München - Lindau) bis zu der für 2026 geplanten Eröffnung der zweiten Stammstrecke in München sollen Regionalzüge auf der Strecke München - Buchloe zwischen fünf und 21 Uhr fast durchgehend im Stundentakt in Fürstenfeldbruck halten. Das geht aus Fahrplanausschreibungen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) hervor. Ein Schreiben der BEG vom Juni, das der SZ vorliegt, lässt darauf schließen, dass diese Züge am Mittelbahnsteig halten werden, möglicherweise auch nach der für 2022 anvisierten Fertigstellung des Außenbahnsteigs an Gleis eins. Der soll, jedenfalls in der Planung bis 2026, offenbar nur für Störfälle wie vorzeitiges Wenden oder außergewöhnliches Überholen benutzt werden - für S-Bahnen ebenso wie für Regionalzüge. Bahnexperte Ralf Wiedenmann, 57, Präsident eines Schweizer Regionalbahn-Fahrgastverbandes, der sich als ehemaliger Puchheimer immer noch sachkenntnisreich in Diskussionen um die S 4 einschaltet, zitiert die BEG: "Die Nutzung des geplanten neuen Bahnsteigs Gleis eins in Fürstenfeldbruck ist für die Züge des Vorortverkehrs aus fahrplantechnischen Gründen im Regelfall nicht möglich." Dass die BEG an Gleis eins einen 76 Zentimeter hohen Bahnsteig bauen will, ist für Wiedenmann schlüssig. Denn der solle "im Störfall auch von Regionalzügen genutzt werden, die 55 Zentimeter Einstiegshöhe aufweisen". Welche Höhendifferenz Regio-Fahrgäste am 96 Zentimeter hohen Mittelbahnsteig in Bruck überwinden müssen, hängt vom eingesetzten Zugtyp ab.

In Bruck hatten Vertreter der Bahn vor einer Woche die Pläne für den neuen Außenbahnsteig vorgestellt. Dass dieser mit 76 Zentimetern Höhe einen Kompromiss darstellen soll zwischen S-Bahn und Regionalzug, war bei vielen Stadträten auf Unverständnis gestoßen. Tenor: S-Bahnen können bereits am Mittelbahnsteig halten, der Außenbahnsteig sollte deshalb passgenau auf die Regionalbahnen mit ihrer niedrigeren Einstiegshöhe zugeschnitten werden.

Ähnlich äußert sich Thomas Brückner vom Brucker Verkehrsforums, der den Anspruch auf eine Nutzbarkeit für Gehbehinderte und Personen mit Kinderwagen in Erinnerung ruft: "Was hilft ein barrierefreier Zugang zum Bahnsteig, wenn ich mit dem Rollstuhl nicht in den Zug komme?" Gewendet werden könnten S-Bahnen heute schon im Bahnhof Buchenau, der dafür über ein drittes Gleis verfüge.

Zudem schlägt das Verkehrsforum eine zusätzliche Rampe vor, um an beiden Seiten des Bahnhofsgebäudes schnell zu Busbahnhof, Taxistand, Parkdeck sowie Fahrradständern zu gelangen. Die Treppe vom Bahnsteig an Gleis eins würde Brückner gerne neben die Treppe zur Unterführung verlegen, um auch hier den kürzesten Weg aus der Unterführung auf den neuen Bahnsteig zu ermöglichen.

Großen Unmut ausgelöst hatten die Vertreter der Bahn mit dem Hinweis, dass sie weder die Reparatur der bestehenden Bahnsteigüberdachung zusagen könnten noch eine Überdachung im Bereich der Fahrscheinautomaten. Man dürfe Fahrgäste "nicht im Regen stehen lassen", warnt Brückner. Der geplante Abbruch des gesamten Daches im Bereich der heutigen Treppe sei nicht nachvollziehbar. Nach Fertigstellung der neuen Treppe und des Aufzuges solle der gesamte Bereich der Treppen, des Aufzuges und der westlichen Rampe überdacht werden. "So spart man auch noch Schneeräum- und Streukosten im Winter."

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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