Verkehr:B-2-Debatte flammt wieder auf

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Nach jahrelanger Blockade taucht bei der Bürgerversammlung im Brucker Westen überraschend eine Planskizze der Bezirksregierung mit einer Richtung Westen verlegten Bundesstraße auf. Anlieger von dort warnen schon einmal vor der Verkehrsbelastung

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Bundesstraße 2 könnte aus der Innenstadt von Fürstenfeldbruck in den Westen verlegt werden. (Foto: SZ)

Die Bundesstraße 2 könnte formal in den Westen der Stadt verlegt werden. Es wäre die Voraussetzung dafür, dass Fürstenfeldbruck die Planungshoheit für den Marktplatz erhält und den Auto- und Schwerverkehr dort beruhigen oder sogar ganz aussperren könnte. Zudem wäre damit der Streit beendet, ob ein Neubau der als dringend sanierungsbedürftig eingestuften Amperbrücke für 40-Tonner ausgelegt werden muss. Bekannt wurde der Vorschlag, den die Regierung von Oberbayern der Stadt unterbreitet hat, am Rande der Bürgerversammlung-West. Anlieger der Landsberger Straße warnten eindringlich vor einer Heraufstufung zur Bundesstraße und der damit verbundenen Verkehrsbelastung.

Eine Besucherin der Bürgerversammlung hatte Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) am Donnerstagabend mit der Planskizze konfrontiert, die ihr "zugespielt worden" sei. Es sei "ein Hohn", falls versucht werde, ohne schlüssiges Gesamtverkehrskonzept "den Verkehr zu uns raus zu verlegen". Raff räumte ein, es habe Gespräche mit der Regierung von Oberbayern gegeben. Das zuständige Freisinger Straßenbauamt habe den Entwurf für die Verlegung der B 2 vorgelegt. Derzeit führt die Bundesstraße 2 am Landratsamt vorbei, durchschneidet das Stadtzentrum und stellt im Nordwesten die Verbindung zu Mammendorf her. Die neue Variante würde, von Richtung Germering kommend, westlich in die Oskar-von-Miller-Straße abzweigen, am Kloster entlangführen, nach der Querung der Amper ein Stück nördlich die Schöngeisinger Straße entlanglaufen, dann westlich abknicken und auf der Landsberger Straße südlich des Waldfriedhofs verlaufen und nach einem Stück auf der Bundesstraße 471 etwa auf Höhe des Pucher Meers wieder in die gewohnte B 2 einmünden.

Alle Fraktionsvorsitzenden haben Erich Raff zufolge den Plan erhalten, bislang hat sich aber offenbar noch niemand dazu geäußert. Raff erwartet eine Debatte in den Fachausschüssen erst im Frühsommer. Man mache "sich Gedanken", sei sich aber darüber bewusst, dass die Verlegung der täglich etwa von 18- bis 19 000 Autos befahrenen Straße "ein sehr, sehr heikles Thema" ist. Das weiß auch der Brucker Stadtplaner Martin Kornacher. Ihn hat es sichtlich überrascht, dass Regierung und Straßenbauamt über eine westliche Umfahrung des Stadtzentrums nun doch mit sich reden lassen, nachdem sie bislang immer abgewunken hatten. Stefan Meier, Fachbereichsleiter Straßenbau in Freising, begründete die reservierte Haltung damit, dass eine Bundesstraße nun mal gewisse Voraussetzungen zu erfüllen habe und in der Lage sein muss, weiträumigen Verkehr aufzunehmen. Gleichwohl kommt nach Gesprächen von Vertretern der Stadt, der Regierung und des Bauamts nun Bewegung in die Sache. Zunächst wäre eine Heraufstufung einer westlichen Trasse und im Gegenzug die Herabstufung der aktuellen Bundesstraße zur Gemeindestraße ein rein formaler Akt, der am Status Quo und der Verkehrsbelastung nicht zwangsläufig viel ändern würde. Kornacher empfiehlt, sich mit dem "überlegenswerten Vorschlag" zu befassen. Letztlich sei es eine politische Entscheidung. Die Stadträte sieht auch Meier in der Pflicht. Er machte am Freitag aber auch klar, dass der Vorschlag mitnichten die Realisierung der neuen Trassenführung bedeutet - selbst im Falle eines entsprechenden Stadtratsvotums. Zwar sei eine Herauf- oder Herabstufung "ein formaler Akt", den die Behörde durchaus in Eigenregie und relativ schnell erledigen könne. In der Praxis und angesichts der Situation in Fürstenfeldbruck sei aber klar: "Einfach geht da mal gar nichts." Zu prüfen ist vor allem, ob "der Straßenraum, die Radien und Knotenpunkte" die Mindestanforderungen erfüllen beziehungsweise entsprechend umgestaltet werden können. Bei allen Unwägbarkeiten gibt sich Meier gleichwohl optimistisch, weil nun "Bewegung in die Thematik kommt". Er sei gespannt, wie sich das entwickelt. Wie lange es bis zu einer denkbaren Herabstufung der Hauptstraße dauern könnte, darüber möchte Meier nicht spekulieren. Eine Entscheidung über Umstufungen werde wohl nicht mehr in diesem Jahr getroffen.

Aus der Politik gibt es bislang nur vereinzelte Stimmen. CSU-Fraktionschef Andreas Lohde sagte am Rande der Bürgerversammlung, es gebe "Leute im Stadtrat", bei denen die westliche Trasse auf Zustimmung stoße. Er selbst zählt sich nicht dazu. Verkehrsreferent Mirko Pötzsch (SPD) war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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