Fürstenfeldbruck:Runder Tisch unterstützt Unser Land

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Während der Pandemie ist der Absatz der regionalen Produkte gestiegen, doch seit einiger Zeit hat sich der Trend umgekehrt. (Foto: Johannes Simon)

Weil der Umsatz der Regionalvermarkter gesunken ist, haben Ernährungsrat und Andreas Birzele (Grüne) Akteure aus der Branche eingeladen. Gemeinsam sollen neue Vermarktungsideen entstehen.

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

15 Prozent Umsatzrückgang musste die Unser-Land-GmbH in den vergangenen zwei Jahren verzeichnen. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 und dem gleichzeitigen Abebben der Corona-Pandemie bemerkt die GmbH, die die Solidargemeinschaft Brucker Land als Initiator der regionalen Vermarktungsgruppe sowie die neun weiteren Mitglieder in wirtschaftlichen Belangen vertritt, bisher nicht gekannte Einbußen. Ein runder Tisch mit Vertretern aus verschiedenen Branchen vom Brucker Bauernmarkt über die Gastronomie bis zur Politik will der seit drei Jahrzehnten bestehenden Regionalinitiative mit Fachwissen und neuen Ideen aus der Krise helfen. Unlängst traf sich der Kreis erstmals in der Landwirtschaftsschule in Puch. Am Ende des Austauschs wollte man beim Landkreis nachhaken wegen des Bezugs von Unser-Land-Getränken für die Sitzungen.

Das ist ein Ergebnis dieses ersten Treffens zur Unterstützung von Brucker und Unser Land. Außerdem haben die etwa zwei Dutzend Anwesenden weitere regelmäßige Treffen im Turnus von etwa vier Monaten vereinbart. Gemeinsam will man Ideen entwickeln, die die insgesamt 120 regional erzeugten Produkte attraktiver machen. "Uns geht es nicht schlecht, auch die GmbH steht nicht vor dem Konkurs", erklärt Adriane Schua zu Beginn des Gesprächs, zu dem der Fürstenfeldbrucker Ernährungsrat und der Grünen-Landtagsabgeordnete Andreas Birzele geladen hatten. Wie die Vorsitzende des Dachvereins Unser Land ausführt, ist die Struktur der Regionalinitiative mit ihrem Ursprung im Landkreis Fürstenfeldbruck etwas kompliziert und wird deswegen oft vermischt.

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Da gibt es einmal die insgesamt zehn Solidargemeinschaften - von Augsburg Land im Norden bis Werdenfelser Land im Süden - die in Vereinen in zwölf Landkreisen sowie in München und Augsburg organisiert sind und laut Schua die ideellen Werte hinter Brucker Land und Co. vertreten. Zum anderen gibt es die Unser Land GmbH, die für Vermarktung, IT-Infrastruktur und Marketing der insgesamt 120 Produkte verantwortlich ist. "Brucker Land war der erste Landkreis, wo die Solidargemeinschaft gegründet wurde", unterstreicht Schua, die neben dem Dachverein auch die Solidargemeinschaft Oberland (Miesbacher und Tölzer Land) leitet.

Vertreter aus verschiedenen Branchen, von Gastronomie bis Politik, kommen beim runden Tisch zusammen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit seiner Gründung Anfang der Neunzigerjahre, berichtet Judith Schermann, die Geschäftsführerin der Unser Land GmbH, "hat die Biobranche nur ein Wachstum gekannt". Während der Pandemie seien die regionalen Produkte sogar noch mehr gekauft worden, da die Menschen kaum Gelegenheit zum Geld ausgeben gehabt hätten und zugleich eine gesunde Ernährung sehr wichtig gewesen sei. "Man hatte gehofft, dass dieser Zustand anhält", räumt sie ein. Doch spätestens seit Anfang 2022 sei der Umsatz eingebrochen. Wie Schua ergänzt, liege das nur zu einem Teil an den Konsumenten. "Wir haben auf der einen Seite den preissensiblen Verbraucher", sagt sie. Auf der anderen Seite würden immer neue Vorschriften die Arbeit der Erzeuger erschweren und die Produkte immer teurer machen.

"Die Eier sind ein großes Thema", nennt Schermann ein Beispiel. Aufgrund von Gesetzesinitiativen, Preissteigerungen und anderen Faktoren kosten die Eier bei Unser Land jetzt 30 Prozent mehr, außerdem können derzeit nur 14 von ehemals 22 Produzenten ihre Eier an den Regionalvermarkter liefern. "Das Ei ist ein Beispiel davon, ein Zweites ist die Lkw-Maut", nennt Schua einen von vielen weiteren Gründen für die steigenden Kosten, die auf die Produkte umgelegt und letztlich von den Verbraucherinnen und Verbrauchern bezahlt werden. Kreisrat Hubert Ficker junior rät den Akteurinnen, den Fokus nicht auf den hohen Preis zu legen: "Das ist betrieblicher Wahnsinn, wenn man sagt, ich bin teurer als die anderen." Am Beispiel hochpreisiger Fahrzeuge empfiehlt er die Vorteile in den Vordergrund zu stellen.

"Wir wollen die Außer-Haus-Versorgung und Lieferservices angehen", berichtet die GmbH-Geschäftsführerin von ihrem mühsamen Versuch, neue Absatzmärkte zu erschließen. Ihr Augenmerk legt Schermann auch auf die öffentliche Hand. Gerade bei den Getränken, die die Kommunen und Landratsämter kostenlos beispielsweise bei Sitzungen anbieten, könnte die Regionalinitiative eine dauerhafte Einnahmequelle generieren. "Es ist eine Sisyphus-Arbeit", deutet sie an, dass Gemeinden, Städte oder Landkreise bislang nicht zu den Stammkunden gehören.

Beim Landratsamt Fürstenfeldbruck jedenfalls scheinen die Bemühungen der Geschäftsführerin erste Wirkung zu entfalten, wie eine Nachfrage ergab. "Derzeit plant das Regionalmanagement gemeinsam mit der Kantine des Landratsamtes Fürstenfeldbruck eine Testphase, in welcher die Kantine Flaschen des Apfelsaftes des Vereins Brucker Land Solidargemeinschaft einkauft." Der Sprecherin zufolge sollen die regionalen Getränke in der Kantine verkauft sowie in den Sitzungen von Kreistag und Ausschüssen gereicht werden. "Nach der Testphase evaluiert die Kantine, ob der Verkauf des Apfelsaftes des Vereins Brucker Land Solidargemeinschaft e.V. fortgesetzt wird."

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