Umwelt:Findiger Altbürgermeister

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Nach 20 Jahren des Tüftelns hat sich Türkenfelds ehemaliger Rathauschef eine Sogturbine patentieren lassen. Georg Klaß ist überzeugt davon, dass mit seiner Erfindung klimaneutral Energie erzeugt werden kann

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Als vor elf Jahren Georg Klaß als ehrenamtlicher Bürgermeister von Türkenfeld seinen Abschied nahm, war klar, dass dies für den Ingenieur für Energie und Umwelttechnik nicht Ruhestand bedeutet. Seit langen schon ging es ihm im Kopf um, wie man klimaneutral Energie erzeugen kann. Nun ist dem Tüftler mit der Entwicklung einer Sogturbine eine dezentrale, flexible und sogar mobile Lösung zur Energiegewinnung ohne den Einsatz von Brennstoffen oder seltener Ressourcen gelungen. Jahrelang hat Klaß an seiner Erfindung gearbeitet, jetzt hat er seiner Meinung nach den Durchbruch geschafft. Das Patent auf die Sogturbine hat er bereits erfolgreich angemeldet.

Der findige Ingenieur ist überzeugt, dass mit seiner Neuentwicklung ein wertvoller Beitrag zur Energiewende geleistet werden kann. Erneuerbare Energien seien das Thema der Stunde. Auch weil der Transport von Strom die Infrastruktur vor schwer lösbare Herausforderungen stelle, habe er seine Forschung auf dezentrale, flexible und möglichst auch mobil einsetzbare Lösungen konzentriert.

Etwa 20 Jahre hat Klaß an der Turbine gearbeitet. Als der Energiewendeverein Ziel 21 im Landkreis auf den Weg gebracht worden sei, habe er sich gedacht, dass man mit den bekannten Lösungen das Klimaziel kaum erreichen werde, erinnert er sich. Immer wieder habe er Versuche gemacht, zudem seien seine begrenzt gewesen und ab und an habe er auch Denkpausen gebraucht. "So einfach fällt einem das nicht ein. Jahrelange Versuchsreihen zeigen nun aber Erfolge", versichert der Ingenieur. Das Besondere an seiner Erfindung sei, dass diese sowohl zur Stromerzeugung, als auch in stationärer Verwendung zur Kühlung verwendet werden könne. Seine Sogturbine lasse sich sinnvoll mit geringem technischen Aufwand als kleine Anlage bauen, wodurch eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes vermieden werde, erklärt der Altbürgermeister.

Dezentral platziert könne so der jeweils erforderliche Strombedarf vor Ort produziert werden, Energiespeicher oder große Überlandstromleitungen seien dann nicht mehr erforderlich. Ausgangsidee für die Forschung war laut Klaß die Tatsache, dass Energie nicht verloren geht, sondern je nach Gebrauch in einen anderen Zustand umgewandelt wird. Die dabei entstehende Entropie bewirke, dass der Energiezustand auf ein niedrigeres Niveau umgewandelt werde. Mit anderen Worten: Verbrauchter Strom wird in der Arbeitsmaschine zu Wärme, die an die Umgebung abgegeben wird. Diese so entstandene Umgebungsluft sei ein "riesiger Energiespeicher, der zudem überall verfügbar ist" erläutert der 80-jährige Erfinder.

Mit der Sogturbine werde, nach dem Beispiel der Natur wie bei einem Tornado, die innere Energie der angesaugten Luftströmung in kinetische Energie umgewandelt. Mit der damit erzielten Bewegungsenergie werde dann eine Turbine zur Stromerzeugung angetrieben, so die Erklärung des Ingenieurs zur technischen Funktion. Gleichzeitig kühle damit, ebenso vergleichbar zum Wirbelsturm, die Luft ab. Bei einem Einsatz als Klimagerät werde somit beispielsweise Strom erzeugt und nicht verbraucht. Laut Klaß kann die Sogturbine aber auch in mobilen Objekten wie Autos, Nahverkehrsmitteln, Rohrpostsystemen als Antriebseinheit verwendet werden. Eine Vielzahl weitere Einsatzgebiete sei denkbar. "Die Erzielung des Effekts ist also klimaneutral und es werden keine Energieträger benötigt", fasst der Altbürgermeister zusammen, der nun hofft, dass die Konzeption zur weiteren Entwicklung für den praktischen Einsatz Lizenznehmer findet. Kontaktaufnahme ist unter "info@klass-filter".de möglich.

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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