Umfrage:Was erwarten Sie von der Städtepartnerschaft?

Nach 25 Jahren scheint in die Städtepartnerschaft zwischen dem oberbayerischen Eichenau und dem ukrainischen Wischgorod neuer Schwung zu kommen. Wie stellen sich die Wischgoroder die künftigen Beziehungen vor?

Von Erich C. Setzwein

Wirtschaftliche Zusammenarbeit

1 / 6
(Foto: Erich C. Setzwein)

Sergiy Schadan, 28, kennt Eichenau schon, seit er zwölf war. Sein Vater Kolja Schadan ist Leiter des Kinderhauses von Novi Petrivzi, schon mehrere Besuche haben ihn nach Eichenau geführt. Sergiy arbeitet in der Wirtschaftsabteilung des ukrainischen Außenministeriums und ist seit 2016 Stadtrat in Wischgorod für die Partei Julia Timoschenkos. Er sagt: "Ich habe die Hoffnung, dass wir nun auch wirtschaftlich zusammenarbeiten." Er wolle diesen Prozess, der sicher nicht leicht werde, unterstützen. Wichtig sei, dass die Ukrainer auch Deutsch lernten. Er selbst habe die Sprache schon gesprochen, als er nach Eichenau kam und habe sie dort weiter gelernt. Er findet es wichtig, dass die Eichenauer das Kinderhaus weiter unterstützen, damit die Kinder dort gute Entwicklungsmöglichkeiten bekommen.

Beratung beim Aufbau eines Pflegeheims

2 / 6
(Foto: Erich C. Setzwein)

Ekaterina Bodnartschuk, 40, hat 17 Jahre als Anästhesistin in der Notaufnahme des Krankenhauses von Wischgorod gearbeitet, ehe sie nach dem Wahlsieg von Olexiy Momot mit dessen Team ins Rathaus von Wischgorod einzog. Sie kümmert sich nun auch um die Partnerschaftsangelegenheiten mit Eichenau und hat vor, die Besuche von Eichenauer Kindern und Jugendlichen zu fördern. Die Kinder sollen erleben, wie Wischgoroder Kinder leben, sie sollen gemeinsam nationale Gerichte kochen und bei Ausflügen den Landkreis kennenlernen. Ihr großer Traum aber ist es, mit Unterstützung und Beratung aus Eichenau ein völlig neues Pflegekonzept für alte Menschen aufzubauen. "Ich will das ändern, dass Alte in Heime abgeschoben werden, wo sich niemand um sie kümmert und wo sie dahinvegetieren."

Den Freundeskreis jünger machen

3 / 6
(Foto: Erich C. Setzwein)

Anna Iwaschtschenko, 22, führt in ihrem Lebenslauf ein Praktikum in der Gemeindeverwaltung Eichenau auf. Vier Wochen hat sie 2014 das Innenleben des Rathauses erkunden können, zwei Jahre zuvor war sie das erste Mal in der Gemeinde zu Gast gewesen. Die Studentin glaubt, dass die Jugend in den Beziehungen zwischen Wischgorod und Eichenau "eine ganz entscheidende Rolle" spielt. Im Sommer kommenden Jahres will sie ihren Master-Abschluss in Politikwissenschaften und internationalen Beziehungen machen, danach strebt sie mithilfe eines Stipendiums ein Osteuropa-Studium an der Uni Regensburg an. Sie will die engen Beziehungen zum Eichenauer Freundeskreis erhalten und appelliert an die jungen Eichenauer, sich im Wischgorod-Verein zu engagieren und zusammenzuarbeiten: "Ich habe dazu Lust!"

4 / 6
(Foto: Erich C. Setzwein)

Elena Glava, 42, ist im Rathaus von Wischgorod die Ansprechpartnerin für die Städtepartnerschaften. Sie sieht in den sich nun erneuernden Beziehungen eine große Chance für beide Kommunen. "Es ist ein neuer Schwung, die Verwaltung ist aktiver geworden", sagt sie und hofft, dass es auf vielen Ebenen zu einem Austausch kommt. So will sie sich darum kümmern, dass der Besuch der Eichenauer Fußballer, der 2014 wegen der Auseinandersetzungen auf dem Kiewer Majdan abgesetzt worden war, nun stattfinden kann. Sie kann sich ein Fußballturnier vorstellen, aber auch ein Jugendsportfest mit Kindern und Jugendlichen aus den anderen Partnerstädten. Die Voraussetzungen dafür seien vorhanden oder würden geschaffen. Ihr Bürgermeister jedenfalls sei "sehr offen für neue Ideen".

5 / 6
(Foto: Erich C. Setzwein)

Andrey Kovpak, 37, erwartet nach den 25-Jahr-Feiern in Wischgorod und Eichenau eine "erneuerte Partnerschaft". Kovpak, heute Unternehmer, ist in Eichenau kein Unbekannter. Er kam mit der dritten Kindergruppe nach Eichenau, hat während seines Studiums in München in Eichenau gewohnt und war dort Mitglied im Schützenverein. Er hofft, dass es in der Gemeindeverwaltung und auch im Landratsamt Praktikumsplätze für Studenten gibt. "Sie sollen Politik in der Realität kennenlernen." In einer weiteren Phase der Beziehungen sollten private Kontakte zwischen Familien entstehen. Am besten so, wie er sie in seiner Eichenauer Zeit bei Monika und Hans Hösch erlebt habe. Mit Begeisterung sagt er: "Nach mehrjähriger Pause ist die Partnerschaft auf neuem Niveau, und ich darf dabei sein."

6 / 6
(Foto: ERICH C. SETZWEIN; Erich C. Setzwein)

Inna Schubko, 48, ist Direktorin des Gymnasiums "Intellekt" und möchte, dass mehr ihrer Schüler nach Eichenau kommen. Voraussetzung dafür sei aber, dass sie im Deutschunterricht sehr gute Ergebnisse abliefern. Die Möglichkeit, mit einer Schülergruppe nach Eichenau zu gelangen, solle motivierend wirken. Ebenso erhofft sich Schubko in Eichenau weitere Motivation für die ukrainischen Schüler, Deutsch zu lernen. Sie wünscht sich, dass es zu einem echten Schüleraustausch kommt und dass die deutschen Schüler die Unterschiede des ukrainischen Schulsystems und der Unterrichtsformen kennenlernen sollten. "Die Kinder lernen von einander sich zu verstehen, ohne die Sprache des anderen zu kennen", sagt die Pädagogin voller Überzeugung. Eltern, die Eichenauer aufnehmen wollten, gebe es genug.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: