Kultur:Edigna nur auf Ukrainisch

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Die selige Edigna ist in der Ukraine eine wichtige Figur. Bis heute gibt es Wallfahrten zu ihren Gebeinen in der Kirche in Puch. (Foto: Johannes Simon)

Das Solidaritätsprojekt zum Jahrestag des Kriegsbeginns fällt wegen mangelnder finanzieller Unterstützung kleiner aus, als geplant. Zu sehen ist lediglich ein Theaterstück in Originalversion.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Mit einem großen Kulturtag sollte am 24. Februar, dem Jahrestag des Angriffs durch Russland, an das Schicksal der Menschen in der Ukraine erinnert werden. Nun ist klar, ganz so groß wie geplant, wird der Abend nicht werden - weil die Organisatoren nicht die nötige finanzielle Förderung bekommen haben, die sie für das gesamte Programm benötigt hätten. Gezeigt wird noch das geplante Theaterstück über die selige Edigna in seiner Originalversion, so wie es im Jahr 2018 von Fedir Balandin für ein Festival in Kiew inszeniert worden ist. Angedacht war eigentlich, eine deutsche Version der Inszenierung zu entwickeln. Nun gibt es noch ein Textbuch und Untertitel auf Deutsch, damit die Besucher dem Stück folgen können.

"Die Urversion ist auch sehenswert, sie zeigt, wie die Ukrainer Edigna und ihre Mutter Anna von Kiew sehen. So haben wir eine authentische Wiedergabe", sagt Andreas Lohde, der als Zweiter Vorsitzender des Edigna-Vereins das von der Stadt unterstützte Projekt organisiert. Er hatte die Originalinszenierung 2018 in Kiew gesehen und schon da den Wunsch, das Stück irgendwie nach Deutschland zu bringen. Damals habe er unter anderem auch Fedir Balandin kennengelernt, der nicht nur Regisseur ist, sondern auch Kulturreferent der Stadt Kiew. Seitdem stehen die beiden im regelmäßigen Kontakt, Baladin war bereits als Redner bei einer der wöchentlichen Mahnwachen gegen den Krieg in Fürstenfeldbruck zu Gast.

Dass die Organisatoren für den geplanten Kulturtag kein Fördergeld bekommen haben, liege an den "deutschen Bezuschussungsregularien, die mit einer Kriegssituation nicht kompatibel" seien, wie es Lohde diplomatisch ausdrückt. Näher wolle er sich dazu nicht äußern. Finanziert wird das Projekt nun über Spenden und einen Teil der Eintrittsgelder, der Rest geht wie geplant an die Brucker Hilfsorganisationen "Brucker helfen der Ukraine" und "Bürger in Not". Die Stadt Fürstenfeldbruck unterstützt das Projekt durch die Übernahme der Kosten für das Veranstaltungsforum, in dem das Stück aufgeführt wird.

Der finanziellen Situation fällt aber nicht nur die deutsche Version des Theaterstücks zum Opfer, sondern unter anderem auch ein Theaterprojekt, bei dem vom Krieg Betroffene eine Stimme erhalten hätten. Dennoch soll es im Anschluss an die Veranstaltung die Möglichkeit zum Austausch geben, mit den Künstlern etwa. Die Brucker Ehrenamtlichen sollen wie geplant die Chance bekommen, sich wie geplant vorzustellen. "Wenn auch nicht als Programmpunkt", wie Lohde sagt. Auch die deutsche Version des Stückes will er nicht ganz abschreiben, möglicherweise könne sie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. "Aber es wäre bedauerlich, wenn man so ein Projekt nur mit halbem Gas fährt, weil Fristen eingehalten werden müssen." Es seien auch noch andere Veranstaltungen rund um die Aufführung geplant, sagt Lohde. Konkretes könne er aber erst sagen, wenn auch sicher ist, dass es stattfinden wird.

Durch das Projekt sollen die Menschen wieder etwas stärker für die Situation der Menschen in der Ukraine sensibilisiert werden. In den vergangenen Wochen ist die Spendenbereitschaft zurückgegangen. "Die Sensibilität lässt nach, aber das ist ja auch verständlich. Deswegen müssen wir versuchen, auf anderer Ebene für Solidarität zu werben. Da sehe ich eben die große Chance der Kultur", sagt Lohde. Solidarität sei eben kein Sprint, sondern ein Marathon.

"Edigna", Veranstaltungsforum Fürstenfeld, 24. Februar, von 20 Uhr an. Karten für 30 Euro im Vorverkauf unter www.fuerstenfeld.de

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