Neubauprojekt:Dauerbaustelle Turnhalle

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Rot bedeutet Stopp: Noch können Puchheims Schulturnhallen nicht ihren Sportbetrieb aufnehmen. (Foto: Johannes Simon)

Am Schulzentrum in Puchheim werden zwei neue Sportstätten gebaut. Schon seit mehr als drei Jahren. Nun muss die Inbetriebnahme erneut verschoben werden.

Von Heike A. Batzer, Puchheim

Die beiden Turnhallen am Schulzentrum in Puchheim werden zur Dauerbaustelle. Eigentlich sollten sie schon vor anderthalb Jahren ihren Betrieb aufnehmen. Doch so wie es aussieht, wird das auch in diesem Schuljahr nichts mehr. Damit ist der Plan, sie nach den Pfingstferien noch für die restlichen Wochen bis zu den Sommerferien nutzen zu können, geplatzt.

Die schlechte Nachricht teilte kurz vor den Pfingstferien Sabine Stannecker, Referatsleiterin Kreiseigener Hoch- und Tiefbau im Landratsamt Fürstenfeldbruck, am Ende einer Sitzung des Kreisausschusses mit. Der Grund für die neuerliche Verzögerung sind die fehlenden Brandschutztüren. Man habe beim Hersteller nachgefragt und auch Interimsmaßnahmen geprüft, erläuterte sie den Kreisräten: "Aber das macht keinen Sinn." Nachfragen seitens der Kreisräte gab es keine. Landrat Thomas Karmasin (CSU) kommentierte die neuerliche Verzögerung lediglich mit dem Satz: "Wir nehmen es betroffen zur Kenntnis."

Wann die beiden Sporthallen - eine in Dreifach-, die andere in Zweifachausführung - nun endgültig ihrer Bestimmung übergeben und von Gymnasium, Realschule und Vereinen genutzt werden können, ist noch unklar. Sie sei vorsichtig, derzeit eine Aussage darüber zu treffen, sagte Stannecker der SZ.

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Gymnasium und Realschule, die beide auf dem Schulcampus beheimatet und gleichermaßen von dem Problem betroffen sind, hoffen dennoch, dass der Sportunterricht wenigstens zum neuen Schuljahr wieder in gewohnter Form stattfinden kann. Ausweichquartiere fanden die Schulen in den vergangenen Jahren in Hallen des FC und TC Puchheim sowie in Olching. Doch die reichen nicht aus. Realschulleiter Herbert Glauz berichtet auch von "Sport in der Aula", seine Kollegin vom Gymnasium, Monika Christoph, davon, dass in den Gängen im Schulhaus Tischtennis gespielt werde. Extrem flexibel würden die Sportlehrer reagieren, betont Glauz und Christoph sagt: "Wir bemühen uns, ein Bewegungsangebot zu machen, aber die Möglichkeiten sind begrenzt." Dann und wann muss der Sportunterricht auch ganz ausfallen, gerade in diesem Frühjahr, in dem das Wetter vorwiegend nass und kalt und für Sport auf den Außenanlagen kaum geeignet war.

Es dauert und dauert und dauert: Außenansicht der neuen Puchheimer Schulturnhallen. (Foto: Johannes Simon)

Exakt vor einem Jahr berichtete die SZ vom gleichen Sachstand: Damals hieß es, es sei fraglich, ob die beiden Hallen bis zum Beginn des neuen Schuljahres - gemeint war 2022/23 - fertig würden. Improvisieren mussten die Schulen damals schon, denn auch die Traglufthalle, die zwei Jahre als Übergangslösung diente, war zu diesem Zeitpunkt schon abgebaut. Sie hatte immerhin garantiert, "dass wir damals für fast jeden Sport ein Indoorangebot machen konnten", erinnert sich Monika Christoph.

Schon die beiden alten Turnhallen am Puchheimer Schulzentrum waren in ihren letzten Jahren für die Schulen phasenweise nicht nutzbar, als der Landkreis 2015 dort Geflüchtete unterbrachte. Ein Jahr später beschlossen die Kreisräte, die Drei- und die Einfachhalle aus den Siebzigerjahren abzutragen und als Drei- und Zweifachhalle neu aufzubauen. Weil man Zeit und Geld sparen wollte, wurden beide Hallen gleichzeitig abgerissen. Bei den Abbrucharbeiten wurden Schadstoffe gefunden, das Projekt verzögerte sich und damit von Anfang an auch der Neubau. "Schon jetzt ein Sorgenkind", sagte Grünen-Kreisrat Martin Runge damals über das Bauvorhaben. Der Spatenstich erfolgte kurz vor Weihnachten 2019. Dann kam auch noch Corona dazwischen. Eine "unendliche Aneinanderreihung unglücklicher Umstände", sagt Realschulleiter Glauz.

Auf einer Seite ist nur die dunkle Holzverschalung zu sehen. (Foto: Johannes Simon)

Vor einem Jahr tauchten dann Probleme am Sichtbeton auf, ein Gutachten musste erstellt werden. Zwischenzeitlich bemängelte die SPD-Kreistagsfraktion die "monolithisch wirkende Fassade" und die "schwarzen Fassadenbretter". Zudem wurde der Landkreis von der mit dem Abbruch beauftragten Firma verklagt, das Urteil steht noch aus.

Die neuen Turnhallen, deren Kosten laut Kreistagsbeschluss auf 18 Millionen Euro gedeckelt wurden, sollten ursprünglich Ende 2021 fertig sein. Damals gab es noch keinen Ukraine-Krieg und keine Lieferverzögerungen. Ob sie tatsächlich im Herbst 2023 - zu Beginn des nächsten Schuljahres - in Betrieb gehen können, kann derzeit niemand sagen. Das Puchheimer Gymnasium möchte im neuen Schuljahr wieder ein Sportadditum anbieten "und dafür brauchen wir diese Halle", sagt Monika Christoph. Herbert Glauz nimmt die Situation mittlerweile mit Humor, wie er sagt, "aber freilich nervt's". Im Sommer 2024 wird er in Ruhestand gehen. Bis dahin würde er die Inbetriebnahme der Sporthallen gerne noch miterleben.

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