Tassilo-Kulturpreis:Smarter Blick in die Zukunft

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Mit einer Lesung aus ihrer Utopie "Pantopia" fesselt Preisträgerin Theresa Hannig das Publikum. (Foto: Johannes Simon)

Für ihre Science-Fiction-Romane erhält die Fürstenfeldbrucker Autorin Theresa Hannig den Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung. Bei der Verleihung im Münchner Künstlerhaus fesselt sie das Publikum mit einer Lesung.

Von Clara Dünkler, München/Fürstenfeldbruck

Kein Geschirr klappert, kein gedämpftes Getuschel an den Tischen - das Publikum lauscht gebannt. Mit einer beeindruckenden Bühnenpräsenz trägt Theresa Hannig aus ihrem Sience-Fiction-Roman Pantopia vor. Sie gestikuliert mit den Händen, verändert ihre Stimme je nach Charakter und lässt die Figuren lebendig werden. Ihre Geschichte spielt in einer nicht all zu fernen Zukunft, in der eine Künstliche Intelligenz Bewusstsein erlangt. "Theresa Hannig zeichnet sich als Autorin durch ihre weitsichtigen und smarten Perspektiven aus, die sich mit den rasanten Veränderungen der Digitalisierung auseinandersetzten", sagt Moderator und SZ-Kulturredakteur Florian Haamann in seiner Laudatio auf die Autorin. Seit 2017 begleitet er den Werdegang der Fürstenfeldbruckerin, die an diesem Abend mit dem Tassilo-Preis der SZ ausgezeichnet wird.

SZ-Chefredakteurin Judith Wittwer und Ressortleiter René Hofmann begrüßen die Gäste der Tassilo-Preisverleihung im Münchner Künstlerhaus. (Foto: Robert Haas)

Zum zwölften Mal ehrt die Süddeutsche Zeitung Kulturschaffende aus der Region mit dem Tassilo-Preis. Bei der fröhlichen Feier im Festsaal des Münchner Künstlerhauses wurden am Donnerstagabend neben Hannig zwölf weitere Preisträgerinnen und Preisträger ausgezeichnet. Vor einem begeisterten Publikum wurde die Vielfalt der kulturellen Landschaft des Münchner Umlands präsentiert. Chefredakteurin Judith Wittwer betonte bei der Begrüßung den Stellenwert der Kultur für die Süddeutsche Zeitung: "Wenn Kultur nicht stattfindet, fehlt uns was."

Über den Kulturpreis freut sich Hannig besonders, da es nicht selbstverständlich sei, auch in der eigenen Region für sein Schaffen Anerkennung zu finden. Sichtlich glücklich betrachtet sie die verliehene Urkunde: "Da bin ich schon sehr stolz, die werde ich mir noch einige Male anschauen."

Auch wenn Hannigs Werke Utopien oder Dystopien sind, bleibt sie bei der Auswahl der Schauplätze der Region treu. "Der Lokalkolorit ist mir wichtig. Wenn meine Geschichten schon in der Zukunft spielen, möchte ich mich wenigstens beim Ort auskennen", sagt Hannig und lacht. Andere Autoren ließen ihre Werke in London und Paris spielen, aber für sie sei München "die große, weite Welt."

Preisträgerin Theresa Hannig im Gespräch mit Moderator und SZ-Kulturredakteur Florian Haamann (Foto: Johannes Simon)

Hannig ist nicht nur als Autorin tätig, sondern gibt auch Workshops, engagiert sich für soziale Projekte und ist politisch aktiv. "Gerade in der Science-Fiction-Industrie gibt es zu wenig Aufmerksamkeit für Autorinnen." Dementsprechend freut es Hannig besonders, dass sie auf ihrer Tassilo-Urkunde explizit für ihren Einsatz geehrt wird, schreibende Frauen in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. "Es ist ein schönes Gefühl, wenn man merkt, dass der eigene Einsatz etwas verändert", strahlt sie.

Mit ihren Geschichten möchte Hannig nicht nur unterhalten, sondern hat auch das Anliegen, auf aktuelle gesellschaftliche Debatten aufmerksam zu machen. Gerade deswegen übt sie gemeinsam mit ihrer Stimmtrainerin Christina Schmiedel, ihre Texte szenisch vorzutragen. Es sei ein Kalkül, denn Hannig wolle das Publikum mitreißen. Nach der gelungenen Lesung, ist die 38-Jährige erleichtert. "Jetzt kann ich mich entspannen und endlich anstoßen." Schnell werden noch Erinnerungsfotos mit der Familie gemacht, die Preisträgerin glücklich in der Mitte.

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