Theater:Der Meister übergibt an den Schüler

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Schon als Schüler hat Schmiedel (rechts) in der Theatergruppe von Molocher gespielt, später ist er zu ihm an die Neue Bühne gekommen. Nun übernimmt der 39-Jährige die Leitung des Amateurtheaters. (Foto: Günther Reger)

Nach 35 Jahren verlässt Harald Molocher die von ihm gegründete Neue Bühne Bruck. Sein Nachfolger wird Alexander Schmiedel, der bereits seit 2004 dort als Schauspieler mitwirkt

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Die Neue Bühne Bruck, eines der innovativsten und etabliertesten Amateurtheater im Großraum München, ist seit ihrer Gründung vor 35 Jahren mit einem Namen untrennbar verbunden: Harald Molocher. Zumindest war es bis zum Sonntag so. Denn da hat der Bühnen-Gründer auf der Mitgliederversammlung seinen Rücktritt bekannt gegeben. Als Nachfolger für den 65-Jährigen wurde Alexander Schmiedel zum Vorsitzenden gewählt, ihm zur Seite steht künftig Philip Schultheiß als Vertreter.

Der Grund für Molochers Rückzug ist pragmatisch. Vor etwa einem Jahr ist die Familie nach Muhr am See umgezogen, wo Molocher die Intendanz der Altmühlsee Festspiele übernommen hat. Die 150 Kilometer Fahrt seien dann doch zuviel geworden, erzählt er. "Da kann ich die Bühne nicht so betreuen, wie ich mir das vorstelle. Man hat ja viel Verantwortung, für die Schauspieler, die Zuschauer, die Regisseure, die Stücke. Ich war einfach nicht mehr am Puls, aber genau so habe ich 35 Jahre lang gearbeitet", erzählt Molocher. Abgegeben habe er die Leitung trotzdem nur, weil er die Bühne auch weiterhin in guten Händen weiß. "Alex und Philip sind jetzt seit einem Jahr mehr oder weniger bereit. Bei ihnen ist die Bühne in guten Händen, sonst hätte ich das nicht gemacht. Wenn die beiden es nicht schaffen, dann schafft es niemand".

Schmiedel und Molocher arbeiten schon seit etwa 20 Jahren zusammen, Schmiedel hat bereits in Molochers Schülertheatergruppe gespielt, ist seit 15 Jahren an der Neuen Bühne, war lange Jahre Pressesprecher. "Wir wollen das Theater im Sinne von Harald weiterführen. Aber auch alles stärker auf mehrere Schultern verteilen. Harald war ja eher ein Einzelkämpfer", sagt Schmiedel. Der 39-Jährige hat aber bereits einige Ideen, wie er die Bühne weiterentwickeln möchte. Eine seiner Vorstellungen ist ein Förderverein, mit dem Besucher, die der Bühne gewogen sind, diese auch unterstützen können.

"Es gibt da mehrere Sachen, an denen wir dran sind. Inhaltlich stellen wir uns vor, vier Stücke pro Spielzeit zu machen, dazu ein Kinderstück. Ich hätte gerne einmal im Jahr einen Klassiker auf dem Spielplan, Goethe, Schiller oder auch mal Brecht. Das ist in den letzten Jahren zu kurz gekommen." Ansonsten sei er ein großer Fan der Zwanzigerjahre. Etwa ein bis zwei "Kracher" soll es jede Spielzeit geben, dazu ein Nischenstück, etwas Unbekanntes, Experimentelles.

Für Schmiedel heißt seine neue Position, dass er als Schauspieler erst einmal kürzer treten muss. "Meine große Passion ist es selbst zu spielen, aber ich glaube, dass es mit der Zeit schwieriger werden wird. Ich habe mir jetzt erst einmal auferlegt, dieses Spielzeit nicht mehr selbst auf der Bühne zu stehen. Mal sehen wie lange das anhält", sagt Schmiedel. Zusammen mit seiner Frau Christina, die auch Schauspielerin an der Neuen Bühne ist, hat der gebürtige Berliner drei Kinder: "Für die möchte ich ja auch noch Zeit haben".

Auch Molocher will sich künftig noch Zeit für sein "Kind" Neue Bühne nehmen. "Ich glaube nicht, dass man etwas, was man vor 35 Jahren gezeugt und dann hochgepäppelt hat, einfach so hinschmeißt. Deswegen werde ich natürlich da sein", betont der pensionierte Lehrer. Auch sonst werde er dem Theater weiter treu bleiben, beteuert er. Etwa als Intendant der Altmühlsee Festspiele. Außerdem gebe es mehrere Anfragen von Theatern dort in der Gegend. Jetzt allerdings konzentriert er sich erst einmal auf eine Rolle in Augsburg, den Miller in "Kabale und Liebe".

© SZ vom 19.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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