Theater:Begegnungen mit der Schöpferin

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Alexander Schmiedel spielt den Erzähler, der unerwartet auf eine ältere Frau (Ellen Kießling-Kretz) trifft, die ihm erst das Leben rettet und die dann immer wieder kleine Wunder vollbringt, bis er erkennt, wer sie wirklich ist. (Foto: Max Richter/oh)

Die Neue Bühne Bruck inszeniert mit Axel Hackes Geschichte "Die Tage, die mich mit Gott verbrachte" eine philosophisch-unterhaltsame Reise, die sich mit den großen Fragen des Lebens beschäftigt

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist wohl der große Wunsch vieler Gläubiger: Einmal einen Tag mit dem Schöpfer persönlich verbringen, am besten noch im irdischen Leben. Wie sieht er aus? Was denkt er? Warum tut er was er tut und lässt was er lässt. Zahlreiche Literaten und Kreative haben sich dieses Motivs in Büchern und Filmen bereits angenommen. So auch der Kolumnist Axel Hacke, der im Magazin der Süddeutschen Zeitung schreibt. In seinem Buch "Die Tage, die ich mit Gott verbrachte" passiert dem Erzähler genau das: Plötzlich taucht ein alter Mann auf, der der Hauptfigur immer wieder begegnet und von ihr irgendwann als Gott erkannt wird. Was die beiden gemeinsam erleben, das zeigt die Neue Bühne Bruck, die nun eine Bühnenfassung des Buches inszeniert.

"Ich habe im Sommer nach einem Zweipersonenstück gesucht und da ist mir die Geschichte von Axel Hacke untergekommen. Ich habe das Buch dann im Urlaub an einem Tag durchgelesen und mich sofort in den Text verliebt", erzählt Regisseur Philipp Jescheck, der das Stück inszeniert. Der Text sei nur schwer in ein Genre einzuordnen, am ehesten würde Jescheck ihn als philosophische Reise mit Tendenz zur Komödie beschreiben. "Vielleicht ist es eine Art Erwachsenenmärchen. Mich hat der Text vor allem auch thematisch gepackt. Die Aussage ist, dass man die große Freiheit hat, sein Leben in die Hand zu nehmen, dafür aber Mut braucht. Genau in diesem Momenten entsteht dann das echte Leben. Ich finde Hacke beschreibt das sehr berührend".

Die erste Begegnung mit Gott hat der Erzähler, als dieser ihn von einer Bank schubst - wenige Sekunden später schlagt genau an der Stelle, an der er vorher gesessen ist, ein schwerer Glasglobus ein. Von nun an treffen der Protagonist und der Mann im grauen Mantel immer häufiger aufeinander, die Begegnungen sind meist voller magischer Momente und schließlich erkennt der Erzähler, mit wem er es hier zutun hat.

Die größte Änderung, die Jescheck gegenüber dem Text vornimmt, ist dass bei ihm kein Gott auftaucht, sondern eine Göttin, gespielt von Ellen Kießling-Kretz. Ihr zur Seite steht Alexander Schmiedel. "Gott ist in der Geschichte nicht das, was man sich vielleicht klassisch darunter vorstellt. Deswegen habe ich mir gedacht, es könnte auch eine Frau sein. Und Eva war da für mich genau die richtige. Sie spielt die Göttin nicht als übersinnliches Wesen, sondern ganz handfest", erklärt Jescheck seine Entscheidung.

Das Bühnenbild ist relativ reduziert gehalten, es zeigt das Büro des Protagonisten, von dem aus er seine Reisen mit Göttin unternimmt. Kleine Umbauten verwandeln das Büro dann mal in ein Café oder zum Friedhof, auch wieder eher symbolisch, so dass vor allem die Fantasie der Besucher gefragt ist. So wie es auch der Originaltext vorgibt, ist die Inszenierung eine Aneinanderreihung kleiner Episoden. Damit diese aber nicht auseinanderfallen und zerfasern, hat Jescheck eine kleine Rahmengeschichte entwickelt, in der der Erzähler zum Autor wird, der seine Geschichte aufschreiben möchte und zu dem das Geschehen immer wieder zurück kehrt.

Trotz der philosophischen Note versucht die Inszenierung nicht, dem Zuschauer irgendwelche Ratschläge oder ähnliches mit auf den Weg zu geben. Vielmehr soll es darum gehen, dass die Besucher dazu angeregt werden, ihre eigenen Schlüsse aus dem Abend zu ziehen. "Ich glaube, das ist auch der Kern des Stückes. Nicht das, was da ist zu bewerten, sondern einfach zu erkennen, dass es ist und das so zu akzeptieren", sagt Jescheck.

"Die Tage, die ich mit Gott verbrachte", Neue Bühne Bruck, Premiere am Freitag, 2. November, 20 Uhr. Nächste Termine: 4. November, 19 Uhr, 9. und 10. November, jeweils 20 Uhr und 25. November, 19. Uhr. Karten unter weitere Informationen gibt es online unter www.buehne-bruck.de

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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