Tassilo:Zwischentöne

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Seit sieben Jahren spielt das Trio "Café Voyage" auf den Bühnen im Landkreis und im Münchner Umland. Mit ihren mal launigen, mal nachdenklichen Texten haben sie sich ein treues Publikum aufgebaut. Bald soll das zweite Album erscheinen

Von Florian J. Haamann, Eichenau

Es ist eine Band, an der man im Landkreis - und eigentlich im kompletten Münchner Umland - kaum vorbei kommt, wenn man ab und zu an kulturellen Veranstaltungen oder Festen teilnimmt oder kleine Locations besucht: Café Voyage . Die Musik, die das Trio aus Günter Renner, Maria Friedrich und Klemens Jackisch macht, lässt sich dabei nur schwer einer Kategorie einordnen: Chansons, Singer-/Songwriter, Jazz. Mal ernst, mal unterhaltsam. Meistens auf Deutsch, manchmal auf Bairisch, Englisch, Italienisch oder Französisch. Irgendwo dazwischen bewegen sich dich drei. Meistens. Deshalb ordnet man sie gerne der "Weltmusik" zu, einem Genre, das immer ganz wunderbar klingt, wenn man sich nicht genau festlegen kann.

Zusammengefunden haben die Musiker 2014. Bandleader und Sänger Günter Renner und Gitarrist Klemens Jackisch kennen sich schon von früheren Projekten. Die Cellistin Maria Friedrich bekommen sie von einer Bekannten über die Musikschule empfohlen. "Man trifft sich, spielt ein wenig zusammen und merkt, dass es passt", beschreibt Renner die Anfangszeit. Schnell merken die drei zudem, dass es nicht nur irgendwie "passt". "Was uns zusammenhält ist, dass wir uns mögen und uns unterstützen."

Die meisten Texte für Café Voyage schreibt Renner. "Meistens habe ich die Idee eines Satzes oder Refrains, und dann arbeite ich den Text Stück für Stück aus. Zweimal ist es mir sogar so gegangen, dass ich eine Textzeile geträumt habe." Aktuell arbeitet das Trio an seinem zweiten Album. "Milch und Honig" heißt es und sollte bereits im vergangenen Jahr erscheinen. Wegen der Pandemie musste die Fertigstellung immer wieder verschoben werden. Nun könnte es bald wirklich soweit sein, hofft der 60-jährige Renner.

Das Land, in dem Milch und Honig fließen, die Utopie einer perfekten Welt, die aktuell weiter entfernt scheint denn je, also ist es, an dem sich das Trio entlang arbeitet. Vieles deutet darauf hin, dass es dabei etwas ernster zugeht als beim Debütalbum "Das wollen wir mal sehen ..." von 2017, das viel von Sehnsüchten und Hoffnungen erzählt hat. "Manche der neuen Texte sind sehr persönlich. Es geht um Leid, Verunsicherung. Wenn ich Texte schreibe, bin ich von dem beeinflusst, was aktuell um mich herum passiert. Deswegen schreibe ich gerade eher so etwas gesellschaftliches, als ein Liebeslied", sagt Renner. Keinesfalls aber werde die Platte ein Klagelied. "Es geht uns um die Zwischenräume, das Zwischen-den-Zeilen. Was auf jeden Fall geblieben ist, ist unsere Energie", sagt der Musiker, der hauptberuflich Lehrer an einer Förderschule ist.

Durch diesen Beruf sei er von der Krise nicht so betroffen wie andere Künstler - wie etwa Bandkollegin Maria Friedrich. Die 42-Jährige arbeitet als selbständige Musikerin, hat aktuell kaum Auftritts- und Unterrichtsmöglichkeiten. "Da wird es dann schon existenziell, und man fragt sich, wie die das alle schaffen", sagt Renner.

Auch für Café Voyage hatte die Pandemie Folge. Die Verschiebung des Albums gehört dazu, aber auch die vielen ausgefallenen Konzerte. Noch ganz genau kann sich Renner an das bisher letzte Konzert erinnern, vorigen Oktober in Aubing. Vor einem Publikum auf Abstand und mit Masken. "Das war schon eine sonderbare Stimmung. Man meidet den Kontakt, alles ist soweit von einander entfernt." Schöner sei da schon der Sommer gewesen, als die Musiker während der kurzen Lockerungsphase einige Auftritte hatten. "Da hatten wir tolle Outdoor-Konzerte, das Wetter hat meistens auch super gepasst".

Reich werde man mit den Aufritten und den CDs natürlich nicht, sagt Renner lachend. Aber darum geht es bei ambitionierten Hobby-Formationen wie Café Voyage ja auch nicht. Vielmehr geht es darum, gemeinsam an etwas zu arbeiten, wofür man brennt, Spaß hat und den Fans damit eine schöne Zeit zu bereiten. Und genau das ist es, was Renner, Friedrich und Jackisch seit nun sieben Jahren erfolgreich schaffen.

Wer selbst einen Kandidaten für den Tassilo Preis vorschlagen möchte, kann dies bis zum 30. April per Mail an tassilo@sz.de tun.

© SZ vom 16.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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