Tassilo:Vom Glück in der Musik

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Harfe, Gitarre, Schlagzeug und Co.: Ela Marion präsentiert auf der Bühne all die Instrumente, die sie spielen kann und von denen sie bei ihren Auftritten begleitet wird. Die Musikinstrumente nennt sie ihre Freunde. (Foto: Guoling Wen/oh)

Die Olchinger Sängerin, Songwriterin und Multi-Instrumentalistin Ela Marion will mit ihren Liedern nicht nur unterhalten, sie hat eine Mission

Von Andreas Ostermeier, Olching

Ela Marion ist Songwriterin, Sängerin und Multi-Instrumentalistin. Als solche tritt die Olchingerin auch auf. Auf der Bühne spielt sie etliche Instrumente, ist sie das "One-Woman-Orchestra". Und das Repertoire dieses Orchesters besteht aus Ela-Marion-Songs, denn die 44-Jährige komponiert und textet alle ihre Lieder selbst. Musik sei, so sagt sie, ihre Liebe, und Musik ist auch ihre Botschaft. Zu singen, das mache die Menschen gut, lautet die Überzeugung der Künstlerin. Dazu erzählt sie eine Geschichte. Einmal wartete sie auf die S-Bahn, mithilfe ihrer Ohrstöpsel Musik hörend. Sie wurde auf einen alten Mann aufmerksam, der nicht weit von ihr entfernt stand und über ausländisch aussehende Menschen schimpfte. Der Mann war ziemlich aufgebracht. Sie ging zu ihm hin, gab ihm einen ihrer Ohrstöpsel und sagte, er solle sich mal die Musik anhören. Der Mann willigte ein, und kurz darauf strahlte er und lobte die zu Herzen gehenden Melodien. Seinen Groll hatte er vergessen. "Böse Menschen haben keine Lieder", heißt es in einem Sprichwort - so lässt sich auch das Credo von Ela Marion zusammenfassen.

Dass Singen und Musikmachen Menschen gut tut, das ist das Credo der Olchingerin. Sich selbst im Musizieren immer besser zu machen, das ist ihr Anspruch an sich selbst. 16 Instrumente spielt sie inzwischen, Grenzen zwischen Schlag-, Blas-, Streich oder Zupfinstrumenten kennt sie nicht. Im Haushalt der Eltern in München gab es Akkordeon, Klavier, Gitarre und Flöte. Als Kind erlernte Ela Marion sie alle. Fürs Studium wurde das Klavier zum Hauptinstrument, doch die Multi-Instrumentalistin wollte auch nach dem Studium neue Instrumente kennen und spielen lernen. Die Instrumente spielen, darauf legt sie Wert. Vom "Beherrschen" eines Instruments hält sie nichts. Ein Instrument ist kein Unterworfener, der beherrscht werden müsse, sagt sie. Ein Musikinstrument ist für Marion ein Freund. Und mit möglichst vielen Freunden geht sie auf die Bühne. Bei einem Auftritt ist sie umgeben von Schlagzeug und Klavier, E-Bass und Flöten - und freilich der geliebten Harfe, um nur einige ihrer Bühnenfreunde zu nennen.

Freilich kann sie bei einem Song nicht sämtliche Instrumente gleichzeitig spielen. In Konzerten und für Tonaufnahmen arbeitet Marion deshalb mit Loops. Das bedeutet, dass sie selbst die Partien etlicher Instrumente einspielt und aufnimmt. Die Aufnahmen werden dann im Konzert verwendet. Marions Stimme aber ist immer live. Vor gut fünf Jahren hat Marion ihre Debüt-CD herausgebracht. "All About Love" heißt sie, und die Lieder auf der CD handeln viel von der Liebe und anderen großen Gefühlen. Marion sucht unverkennbar nach der Harmonie, in der Musik ebenso wie außerhalb.

Auch deshalb hat sie die Corona-Pandemie schwer getroffen. In den vergangenen zwölf Monaten hat sie kaum ein Konzert spielen können, weil Auftritte vor Publikum meist untersagt waren. Für jemanden, der die Musik und das gemeinsame Singen so liebt wie die Olchingerin, ist ein solcher Entzug der Bühne hart. Schließlich ist diese nicht nur eine Auftrittsfläche, sondern fordert einen Künstler und bringt ihn dazu, Neues auszuprobieren. "Man fiebert von Konzert zu Konzert", sagt Marion. Hinzu kamen und kommen die finanziellen Schwierigkeiten, die für die Künstlerin mit der erzwungenen Ruhe entstanden sind. Marion hat sich einiges einfallen lassen, um trotz der fehlenden Auftritte ihre Musik Hörern zugänglich machen zu können. Streaming-Konzerte gehörten dazu, oder die Idee zu Erlebnis-Workshops für Familien sowie zu Exklusivkonzerten für Pärchen oder einen kleinen Kreis von Leuten in ihrem Studio in Olching. Erfolgreich war Marion damit nicht, und das schon deshalb, weil die meisten ihrer Ideen nicht zu den Auflagen passten, mit denen die Verbreitung des Coronavirus in Schach gehalten werden sollte und soll.

Betroffen von der Pandemie ist auch Marions Lieblingsprojekt, ein Musikzentrum für Alt und Jung, fürs gemeinsame Singen und Musizieren. "Blaue Insel" nennt Marion das Zentrum in Olching. Dort möchte sie mit Menschen arbeiten, die einfach Spaß am Musizieren haben. Denn: "Musikmachen macht glücklich", sagt die Künstlerin. Noch steht die Pandemie diesem Glück im Weg, hoffentlich nur noch kurze Zeit.

© SZ vom 17.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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