Tassilo:Musik als Bildung fürs Herz

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Mit Blech und Zipfelmützen: das Jugendblasorchester beim Auftritt in Eichenau; am Pult: Dirigentin Therese Schwarz. (Foto: Günther Reger)

Vor 21 Jahren gründet Therese Schwarz das Jugendblasorchester des Musikvereins Eichenau. Bis heute leitet sie das Ensemble und versucht dabei, dem Nachwuchs nicht nur das Spielen beizubringen, sondern auch Freude und Respekt zu lehren

Von Florian J. Haamann, Eichenau

Herzensbildung. Ja, das sei das richtige Wort, sagt Therese Schwarz nach kurzem Überlegen. Das richtige Wort, um zu beschreiben, was ihr bei ihrer Arbeit als Leiterin und Gründerin des Jugendblasorchesters des Eichenauer Musikvereins so wichtig ist - und warum sie diese Aufgabe nun seit mehr als 20 Jahren erfüllt. Schwarz war selbst erst Mitte 20, als sie entschieden hat, dass "ihr" Musikverein endlich wieder in die Nachwuchsförderung einsteigen sollte. Dutzende junge Menschen haben durch sie seitdem ihre Leidenschaft für die Musik entdeckt. Für diese kontinuierliche Jugendarbeit sind Therese Schwarz und ihr Jugendblasorchester nun für den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung nominiert.

Herzensbildung also. "Es ist so wichtig, dass sich junge Menschen nicht nur in einer Blase bewegen, sondern außerhalb der Schule in ihrer Freizeit auch mit Jugendlichen mit anderen Hintergründen zusammen kommen. Dass sie lernen, auch andere Fähigkeiten wertzuschätzen. Dass man sich auf andere einstellen kann, weil man da diese eine gemeinsame Sache hat, die man mag", sagt die 47-jährige Schwarz.

Dabei sei es damals, im Jahr 2000, gar nicht so einfach gewesen, die Verantwortlichen von der Gründung eines Jugendblasorchesters zu überzeugen. Es sei schon die Frage gestellt worden, ob man so etwas überhaupt brauche. "Aber ich war damals von zwei Seiten getrieben. Ich war überzeugt davon, dass unser Verein Nachwuchs braucht, weil sonst irgendwann nur noch ein Haufen alter Leute da sitzt. Und außerdem war es das, was ich gelernt habe. Warum also nicht in meinem Heimatverein?", erinnert sich Schwarz, die an der Berufsfachschule für Musik eine Ausbildung zur Leitern im Laienmusizieren absolviert und die Lehrberechtigung für Klarinette erworben hat. Also haben die Verantwortlichen Schwarz einfach mal machen lassen. Angefangen hat es ganz klein mit Blockflötenunterricht. Nach und nach sind dann Orchester und Ausbildungsangebot gewachsen.

Und Stück für Stück gab es dann auch immer mehr Anerkennung von Innen und Außen. "2019 waren wir dann schwer unterwegs und echt gut gebucht. Wir waren im Ausland, konnten eigenständig Auftritte wahrnehmen. Wir sind langsam zur Marke geworden. Dann kam 2020 mit unserem 20-jährigen Jubiläum - und Corona. Jetzt können wir wohl wieder von vorne anfangen", so Schwarz. Denn durch die Lockdowns musste das Jugendblasorchester die großen Jubiläumsaktionen, für jedes Quartal war eine geplant, absagen. Gemeinsame Proben sind digital schwer möglich. Und so sind vom vollen Programm nur noch Online-Theorieunterricht und regelmäßige digitale Spieleabende geblieben - damit der Zusammenhalt gestärkt wird und nicht alles zerfällt.

Angst vor der Zeit nach der Pandemie hat Schwarz trotzdem nicht. "In der Jugendarbeit ist man es gewohnt immer wieder neu anzufangen. Eichenau ist ein Ort mit großer Fluktuation, die Leute ziehen ständig um. Manche bleiben, andere sind bald wieder weg, es ist einfach ein schnelles Geschäft." Belastender seien da schon die räumlichen Bedingungen. Der Verein hat keine eigenen Probenräume, seit vergangenem Sommer ist er in der Schule untergebracht. In den alten Räumen gab es Probleme mit einer Anwohnerin wegen der Lautstärke. "So bleibt uns mal die Cafeteria und mal der Werkraum, weil sonst keine Räume frei sind. Aber irgendwann in ferner Zukunft soll ja das Haus 37 gebaut werden, mit eigenen Probenräumen für uns. Die Hoffnung ist, dass es da dann besser wird."

Mittlerweile hat Schwarz den organisatorischen Teil der Arbeit im Jugendblasorchester abgegeben, um sich als Dirigentin komplett auf die musikalische Ausbildung konzentrieren zu können. "Mir ist es nicht wichtig, auf welchem Leistungsstand jemand ist. Natürlich ist es schön, wenn man ein Wertungsspiel hat und in der höchsten Kategorie antritt. Aber mir ist es vor allem wichtig, das eine Person nachdem wir uns gesehen hat mehr kann als vorher. Das hat mir schon immer gefallen", beschreibt Schwarz ihren Ansatz. Preise zu gewinnen, sei für sie dabei nie das große Ziel gewesen. Umso mehr würde sie nun die Nominierung für den Tassilo und die Aufmerksamkeit freuen, die das Orchester dadurch erhält.

Wer selbst einen Kandidaten für den Tassilo Preis vorschlagen möchte, kann dies bis zum 30. April per Mail an tassilo@sz.de tun

© SZ vom 09.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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