SZ-Serie: "Bodenschätze" (Teil 7):Ein beliebtes Schmuckstück

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Radanhänger sind in der Bronzezeit weit verbreitet. Ein besonders schönes Exemplar zeigt der Historische Verein in Gilching

Von Florian J. Haamann, Gilching

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer großen Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden in den kommenden Wochen alle Ausstellungsstücke vorgestellt.

In der Bronzezeit waren Radanhänger als Schmuck für Frauen der letzte Schrei. Und so gehört ein solches Exponat unbedingt in eine archäologische Ausstellung, die etwas über die Entwicklung der Gesellschaft erzählen will. Einen besonders schönen und gut erhaltenen bronzenen Radanhänger zeigt die Ausstellung des Historischen Vereins im erweiterten Landkreisgebiet in Gilching.

Gefunden wurde er bei einem Grabhügel bei Rottenried. Das dortige Grabhügelfeld ist bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt und bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren dort insgesamt 13 Hügelgräber zu sehen. Inzwischen sind die meisten von ihnen durch landwirtschaftliche Nutzung fast komplett eingeebnet worden. Erstmals gegraben wurde dort vor 1900 durch Julius Naue, einen umstrittenen Autodidakten. Die Funde wurden zu Teil im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt, sind aber während es Zweiten Weltkriegs größtenteils verloren gegangen.

Der Gilchinger Radanhänger lässt sich auf die Zeit zwischen 1450 und 1300 vor Christus datieren. Er hat einen Durchmesser von fünf Zentimetern, eine Öse und einen Innenring. Er besteht aus einem Speichenkreuz. Aus dieser Zeit gibt es im Münchner Raum aus Frauengräbern zahlreiche ähnliche Funde, zusammengefasst werden sie unter dem Begriff "Speichenschema E". Interessant ist, dass in Südbayern an verschiedenen Orten mehrere Räder gefunden wurden, die sehr wahrscheinlich in der gleichen Stein-Gussform hergestellt worden sind.

Als kultisches Symbol gewinnt das Rad in dieser Epoche in Europa immer mehr an Bedeutung. Durch Holzfunde in Mooren und Feuchtböden können die Archäologen sagen, dass es damals bereits Bohlenwege gab, die mit Wagen befahren wurden. Außerdem werden in der Bronzezeit durch zunehmende Rodung die Wälder lichter, es entsteht ein immer besseres Wegenetz - ein wichtiger Faktor für die Entwicklung von Handel und Wohlstand. Gedeutet werden können die Anhänger auch als Sonnenzeichen. In Siedlungen, Gräbern und Depots sind solche Sonnensymbole immer wieder zu finden.

In den Gräbern sind die Radanhänger üblicherweise im Bereich des Oberkörpers oder in der Bauchgegend der bestatteten Person zu finden, einzeln oder paarweise. Ob sie allerdings als Anhänger getragen oder auf die Kleidung genäht wurden, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Auch in frühmittelalterlichen Gräbern sind diese bronzezeitlichen Anhänger gefunden worden - offenbar wurden sie als "Antiquitäten" über lange Zeiträume weitergegeben.

Ausstellung "Bodenschätze", bis 27. September. Der Radanhänger ist zu sehen im Rathaus Gilching, Rathausplatz 1, jeweils montags, dienstags, donnerstags und freitags von 8 bis 12 Uhr und mittwochs 7 bis 12 Uhr, zusätzlich donnerstags von 17 bis 19 Uhr. Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog

© SZ vom 30.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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