SZ-Adventskalender:Von Babykleidung bis Mittagessen

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Was Bedürftige aus dem Landkreis dringend benötigen

Die "Streichhölzer" des Puchheimer Jugendkammerorchesters haben in diesem Jahr bei ihrem Benefizkonzert 500 Euro für den SZ-Adventskalender eingespielt. (Foto: Simone Michielsen)

Während es für viele Menschen im Landkreis selbstverständlich ist, ihre Lieben zu Weihnachten zu beschenken, können sich so manche selbst kleine Dinge nicht leisten. Mit Hilfe der Spendenbereitschaft unserer Leser möchte der SZ-Adventskalender einigen von ihnen nun eine Freude bereiten.

Ausstattung für die Zwillinge

Nichts wünscht sich Hasan A. sehnlicher, als dass seine beiden Kinder wieder ganz gesund werden. Erst vor wenigen Wochen sind die Zwillinge als Frühchen auf die Welt gekommen. Eines der Babys hatte sich gleich nach der Geburt einen schweren Infekt zugezogen und musste zwei Wochen lang auf der Intensivstation des Krankenhauses versorgt werden. Noch immer ist es sehr schwach. Mittlerweile konnte die Familie beide Kinder aus dem Krankenhaus mit nach Hause nehmen. Aber wegen der schwierigen finanziellen Lage der Familie konnten die Eltern bis auf die beiden Bettchen noch keine Ausstattung für ihre Kinder besorgen. Bei der Anschaffung einer Babyerstausstattung und eines dringend benötigten Zwillingskinderwagens will der SZ- Adventskalender helfen.

Die Familie, die in Puchheim lebt, ist vor etwa drei Jahren wegen des Kriegs aus ihrer Heimat Irak geflüchtet. Insgesamt in fünf Unterkünften waren sie untergebracht, bis sie schließlich die Anerkennung erhielten und in ihre eigene Wohnung ziehen konnten. Hasan A. arbeitet auch in Deutschland wieder als Bäcker, dem Beruf, den er in seinem Heimatland erlernt hat und in dem er aufgeht. Wegen der Sorge um seine Kinder ist er allerdings derzeit unbezahlt von seiner Arbeit freigestellt. Auch um seine Frau sorgt sich Hasan A., denn seit ihrer Schwangerschaft leidet sie unter einer Gesichtsnervenlähmung. Er und seine Frau haben lange versucht, Kinder zu bekommen. Dass es nun endlich geklappt hat, freut die jungen Eltern, auch wenn die Schwangerschaft für Kalila A. beschwerlich war und sie häufig aufgrund von Komplikationen ins Krankenhaus musste. Die Babyerstausstattung und ein Zwillingskinderwagen würden für die beiden immerhin eine kleine Sorge weniger bedeuten.

Möbel für die Wohnung

Seit der Trennung von ihrem Mann sind die wirtschaftlichen Bedingungen für Ingrid Z . sehr schwierig geworden. In der Ehe hatte sie dem Mann die finanziellen Angelegenheiten anvertraut und sich um die Erziehung der vier Kinder gekümmert. Dies allerdings war ein schwerer Fehler, wie sich nun herausgestellt hat. Ihr Mann ist privat versichert und die Familie somit per Familienversicherung mitversichert. Ingrid Z. musste allerdings SGB-II-Leistungen beantragen, weil sie sonst finanziell nicht zu Recht gekommen wäre. Damit einher geht aber ein großes Problem: Die Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse ist für Arbeitslose, die in Hartz-IV Leistungsbezug sind, ausgeschlossen. Somit muss Z. den Basistarif der privaten Krankenkasse bezahlten - ein hoher Betrag für die alleinerziehende Frau. Unterhalt seitens des Vaters wird mit den Leistungen verrechnet, sodass wenig übrig bleibt. Sie möchte gerne ein Studium beginnen, um sich und ihren Kindern eine bessere Perspektive geben zu können. Und für die neue Wohnung braucht sie einiges an Anschaffungen, die sie aus dem Regelsatz nicht finanzieren kann.

Kleidung und Schuhe

Julia B. ist eine ältere alleinstehende Frau mit drei Katzen. Die Tiere sind ihr extrem wichtig. Sie sagt, für sie sind ihre Familie. Nun hat B. die Diagnose Krebs bekommen. Sie hat bereits Metastasen im Bauch und musste sich einer sehr schwerwiegenden Operation unterziehen. Zu ihrem Glück hat sie eine sehr aufopferungsvolle Bekannte, die sich um die Katzen, aber auch um viele Belange von B. kümmert. Diese sagt, dass sie nicht wüsste, was sie ohne diese Hilfe machen sollte. Durch die Krankheit ist die Frau sehr geschwächt und bräuchte eigentlich sofort eine Unterstützung: Jemanden, der ihr die Wäsche wäscht, sich um die Tiere kümmert und den Haushalt erledigt. Sie selbst sitzt aktuell im Rollstuhl. Das Krankenhaus hatte sie entlassen und in Reha geschickt. Sie hatte nichts dabei und somit wirklich nur den OP-Kittel an. Ihre Bekannte konnte dies nicht ertragen und meinte nur, "das geht doch nicht - das kann man doch nicht machen". Aktuell kümmert sich eine Betreuerin um die finanziellen Belange und hat auch bereits einige Pflegedienste angerufen, damit sich jemand um Julia B. kümmert. Allerdings bislang erfolglos. In diesem Tagen wird B. aus der Reha entlassen - sie durfte diese aus Kulanz etwas verlängern. Nun weiß sie nicht, wie sie die Zeit zu Hause bewältigen soll. Die Bekannte ist über die Feiertage nicht zu Hause. Zu allem Ärger ist auch noch die Waschmaschine kaputt gegangen und durch die Krankheit hat B. massiv Gewicht verloren und braucht neue Kleidung und Schuhe. Von der kleinen Rente und der Unterstützung vom Amt kann sie dies nicht kaufen. Eine Situation, die sie immer mehr verzweifeln lässt.

Fahrtkosten fürs Studium

An die schlechten Jahre erinnert sich Carina S. aus Puchheim nur mit Kopfschütteln zurück. "Ich erkenne mich nicht wieder", gibt sie zu. Ihr wildes Leben als Jugendliche hatten die junge Frau dicht an den Abgrund gebracht. Doch dann wurde sie schwanger und Carina S. änderte ihr Leben radikal. Heute kümmert sich die Alleinerziehende verantwortungsvoll um den mittlerweile fünfjährigen Max, hat einen Job angenommen und im vergangenen Jahr ihr Abitur an der Abendschule mit einem Einser-Notenschnitt absolviert. Jetzt hat die junge Mutter, deren Eltern aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind, als erste in ihrer Familie sogar ein Studium angefangen. Ihre Familie unterstützt sie, wo sie kann, doch der Vater ist krank und hat nur eine kleine Rente. Carina S. stottert immer noch ihre Schulden aus der Vergangenheit ab. Sie sind zwar nicht einmal vierstellig, trotzdem kommt die junge Frau nicht davon los. Immer wieder kommt etwas dazwischen. Der kleine Max wächst schnell und bräuchte Kleidung und Carina würde sich über ein Semesterticket für ihre S-Bahnfahrten zur Universität freuen.

Unterricht am Keyboard

Der sechsjährige Andreas lebt als zweites gemeinsames Kind mit seinen Eltern und seiner ein Jahr älteren Schwester in einerDrei-Zimmer-Wohnung in Fürstenfeldbruck. Er besucht die schulvorbereitende Einrichtung der Pestalozzischule. Im Januar erwartet die Mutter ein weiteres Kind. Andreas leidet unter einer extremen Anpassungs- und Aufmerksamkeitsstörung, ihm ist es bisher nicht möglich, aus gemachten Erfahrungen zu lernen und sein Verhalten so zu steuern, dass er sich oder andere Kinder nicht in Gefahr bringt. So braucht er jederzeit einen direkten Ansprechpartner, der ihm Sicherheit vermittelt und ihm Anleitung gibt, wenn er nicht weiß, wie und was er machen kann. Erholung und Entspannung findet er in der Musik. So spielt er zu Hause gerne Keyboard. Seine Mutter wünscht sich für ihn Unterricht am Keyboard, sodass er diese Fähigkeit ausbauen und sich so vielleicht auch einmal einige Zeit alleine beschäftigen kann. Die Familie lebt derzeit vom Lohn des Vaters und ergänzendem Wohngeld. Sonderausgaben wie Keyboardunterricht und auch besondere Anschaffungen für das Baby kann sie sich im Moment nicht leisten.

Kleine Geschenke

Der neunjährige Christian lebt mit seiner Mutter und seinen drei Schwestern in Fürstenfeldbruck. Frau Y. hat ihre ersten drei Kinder sehr jung bekommen, leider ging dann die Beziehung zum Vater ihrer Kinder in die Brüche. Dieser liebt seine Kinder und hält auch nach wie vor Kontakt zu ihnen, ist aber ansonsten wenig verlässlich. Unterhalt kann sie von ihm nicht erwarten. Weil sie dem Staat nicht auf der Tasche liegen wollte, arbeitete sie immer trotz der hohen Belastung, obwohl sie alleinerziehend war. Inzwischen ist sie zwar mit ihrem neuen Lebensgefährten verheiratet, trotzdem weiß sie oft nicht, wie sie die Ausgaben für die mittlerweile vier Kinder bezahlen soll, zumal sich schleichend ein Schuldenberg angehäuft hat. Der kleine Christian ist entwicklungsretardiert und besucht die zweite Klasse eines Sonderpädagogischen Förderzentrums. Für das tägliche Mittagessen dort müsste die Familie der Schule monatlich 50 Euro überweisen, ein Betrag der aktuell nicht stemmbar ist. Außerdem wünscht sich die Mutter nichts sehnlicher, als ihren Kindern einmal wieder etwas schenken zu können. Diese würden sich so sehr ein ferngesteuertes Auto, eine Figur für die Tonie-Box, das ist eine für Kinder entwickelte Hörspielanlage, oder eigene Bücher wünschen.

Eine warme Mahlzeit

Der sechsjährige Stefan lebt mit seinen Eltern und zwei Brüdern (zehn und drei Jahre alt) im Landkreis Fürstenfeldbruck. Seit diesem Schuljahr besucht er mit viel Freude die erste Klasse im Ganztag an der Pestalozzi-Schule. Auch das gemeinsame Mittagessen gehört hier zum Schulalltag dazu. Die Finanzierung der warmen Mahlzeit stellt die Mutter von F. jedoch aufgrund familiärer Veränderungen vor ein unlösbares Problem. Die Eltern haben sich getrennt, leben aber noch unter einem Dach, da der Vater bisher keine geeignete Wohnung gefunden hat. Die Ehe der Eltern ist so zerrüttet, dass der Vater lediglich die gemeinsame Miete zahlt, sich sonst aber nicht am Lebensunterhalt der Familie beteiligt. Somit stehen der Mutter für sich und die drei Söhne nur das Kindergeld und ein geringes Einkommen aus einer neuen geringfügigen Beschäftigung zur Verfügung. Sie hat beim Jobcenter einen Antrag auf Leistungen gestellt, dieser ist jedoch noch nicht entschieden. Deshalb ist es ihr unmöglich, den kleinen monatlichen Betragt für die warme Schulmahlzeit ihres Sohnes zu finanzieren.

Ein Büchergutschein

Berta I. ist eine genügsame Frau. Sich mit wenig zufrieden geben zu müssen, das hat sie schon als Kind in Rumänien gelernt. Neun Jahre war sie alt, als ihr Arbeitsleben begann. Lange Zeit arbeitete sie auf Reisfeldern. Für die Arbeit musste sie im Wasser stehen, denn Reispflanzen mögen es gerne nass. Der Gesundheit war die dauernde Nässe nicht förderlich. Aber auch nach der Ernte ist die Verarbeitung von Reis eine anstrengende und gesundheitsgefährdende Sache. Beim Dreschen atme man sehr viel Staub ein, sagt die Frau, die heute in Germering wohnt. Ihren chronischen Husten führt sie auf den eingeatmeten Staub zurück. Und auch außerhalb der Arbeit war die Kindheit der 83-Jährigen schwer. Der Vater verließ die Familie und das Land, die Mutter arbeitete in der Sowjetunion. Mitte der Neunzigerjahre wanderte sie mit ihrem Mann ebenfalls aus. Als Angehörige der deutschen Minderheit bekam sie rasch einen deutschen Pass. Doch finanziell blieb ihr Leben eng beschränkt. 1995 kam sie nach Germering. Das Paar bezog eine möblierte Wohnung, eigene Sachen hatten I. und ihr Mann nur wenige. Dazu musste sie auf ihre Rente verzichten, die Ausreise sei nur unter dieser Bedingung gestattet worden, erzählt die Germeringerin. Seitdem lebt sie von der Grundsicherung - und der Tafel, wie sie im Gespräch immer wieder betont. Ohne diese Einrichtung würde sie nicht über die Runden kommen. Fortbewegen kann sie sich nur mithilfe eines Rollators. Das macht es ihr schwer, in der Winterzeit ihre Wohnung zu verlassen. Zudem hat sie Angst davor, sich eine Erkältung zuzuziehen, die ihren chronischen Husten verschlimmert. Deshalb ist der Winter die Zeit des Lesens für sie.

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(Foto: Catherina Hess)

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© SZ vom 24.12.2018 / BERJ, FLHA, pat, ano - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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