Stockwerk-Gebäude:Rechenzentrum zieht nach Gröbenzell

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Ein potenter Dienstleister bayerischer Zahnärzte gibt seinen Standort in Allach auf und verlegt seine Büros ins neue Stockwerk-Gebäude - weil die Gewerbesteuer in Gröbenzell niedriger ist.

Erich C. Setzwein

Im Grunde könnten die Gröbenzeller Gemeinderäte ihren Haushaltsberatungen in wenigen Wochen entspannt entgegensehen. Auch wenn der diesjährige Etat unter Aufsicht des Landratsamtes steht und eine Konsolidierung dringend angemahnt wurde, so dürfte sich um die Extra-Einnahmen vom kommenden Jahr an niemand Sorgen machen. Denn mit der Zahnärztlichen Rechenzentrum für Bayern GmbH (ABZ-ZR) bekommt die Gröbenbachgemeinde am 1. Januar einen höchst potenten Gewerbesteuerzahler.

Abrechnungen von 45.000 Zahnärzten werden bald im Stockwerk-Gebäude in Gröbenzell erstellt, wenn dort ein neues Rechenzentrum in Betrieb genommen wird. (Foto: AP)

Nach 15 Jahren in München-Allach werden die 50 Mitarbeiter zum Jahreswechsel ins neue Stockwerk-Gebäude an der Oppelner Straße 3 ziehen. Das Rechenzentrum gehört zur Dr.-Güldener-Gruppe, die Abrechnungen für medizinsiche Berufe erledigt, laut Firmenangaben 45.000 Kunden in Deutschland hat und ein Abrechnungsvolumen von vier Milliarden Euro verzeichnet. Wie viel davon beim ABZ-ZR für die Zahnärzte fakturiert wird, und was letztlich als Gewerbesteuer übrig bleibt, ist unter Verschluss. Christian Stock, Eigentümer der Gewerbe-Immobilie spricht dagegen ganz offen davon, dass sein neuer Mieter Gröbenzells größter Steuerzahler wird.

Hauptgrund für den Umzug aus dem Münchner Stadtteil Allach nach Gröbenzell war nach Auskunft von ABZ-ZR-Geschäftsführer Martin Beer der Hebesatz von 330 Punkten. In München langt die Stadt bei der Gewerbesteuer hin, 490 Prozentpunkte sind dort festgesetzt. Eine Alternative wäre für das Rechenzentrum auch die Gemeinde Gräfelfing im Würmtal gewesen, wo nur 250 Punkte als Hebesatz festgeschrieben sind. Ein weiterer Grund war laut Beer das neue Gebäude von Stockwerk. Auf zwei Etagen sind mehr als 600 Quadratmeter angemietet worden. "Das Konzept im Stockwerk hat etwas", schwärmte der Geschäftsführer.

Mit dem Einzug des Rechenzentrum ist auch das jüngste Stockwerk-Gebäude - parallel zum in Auflösung befindlichen Möbelgeschäft Fahr gelegen - nun innerhalb kurzer Zeit fast vollständig belegt. Stock zufolge gibt es nur noch zwei Büros mit Flächen um die 70 Quadratmeter. Am Donnerstag erst eröffnete der Drucker- und Projektorhersteller Epson sein erstes "Solution-Center" für Handelspartner auf 320 Quadratmetern. Auch Epson hatte sich im Großraum München umgesehen und als Alternativstandort Gräfelfing im Blick.

Dass das ABZ der große Heilsbringer für die Gemeinde Gröbenzell sein könnte, das sieht Bürgermeister Dieter Rubenbauer nicht so. Es sei aber ein "erfreulich stabiles Unternehmen", das die Gewerbesteuereinnahmen sichern werde. Auch Gewerbereferent Martin Schäfer freut der Neuzugang. "Das wäre nicht passiert, wenn die Gewerbesteuer auf 380 Punkte angehoben worden wäre", ist sich Schäfer sicher. Die SPD-Fraktion hatte die Erhöhung um 50 Punkte gefordert, war mit einem entsprechenden Antrag aber gescheitert.

© SZ vom 02.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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