Gröbenzell:Sandburgen und Völkerverständigung

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Der neue Spielcontainer in Gröbenzell soll ein Ort der Begegnung sein. (Foto: Gemeinde Gröbenzell/oh)

Der Verein "Start International" stellt der Gemeinde für drei Jahre einen Spielcontainer zur Verfügung - als Ort der Verständigung.

Von Fiona Rachel Fischer, Gröbenzell

Ein Seefracht-Container zum Spielen, das findet man seit kurzem in der Gemeinde Gröbenzell. Zwischen und vor die geriffelten Stahlwände passt allerlei Spaß: Kinder ab drei Jahren können hier klettern, schaukeln, rutschen, Sandburgen bauen und mit Kreide malen. So wird der Container zum Spielmobil. Diese ungewöhnliche Idee stammt von "KuKuk NGO Box". Das Unternehmen wandelt genormte Seefracht-Container in fundamentlose, mobile Spielplatzanlagen um. Für drei Jahre wird ein solcher Spielplatz in Gröbenzell zu finden sein. Der bunt bemalte Container wird der Gemeinde durch den Verein "Start International" für Kindernothilfe zur Verfügung gestellt. Die Organisation hat es sich nach eigener Aussage zur Aufgabe gemacht, eine Kultur des Miteinanders und des Friedens in der Welt zu fördern. Sie stellt dabei Kinder in den Mittelpunkt ihrer Arbeit, die von Flucht, Krieg und anderen Katastrophen betroffen sind.

Kunstschaffende, Pädagogen und Therapeutinnen fördern mit Projekten den kreativen Selbstausdruck der Kinder. Egal ob beim Tanzen, Malen oder Theaterspielen - bei den Aktionen sollen die Kinder Sozialkompetenzen üben und sich selbst in der Gruppe wahrnehmen lernen. Das Ziel dabei ist, Kinder nach traumatischen Erlebnissen zu stabilisieren. "Für viele Kinder reicht eine Stabilisierung die Freude macht, ihnen zeigt, was sie gut können, sich wieder sicher fühlen", sagt Myrtha Faltin vom "Start"-Vorstand.

Zu diesem Zweck wurde der Verein im Jahr 2008 in Gröbenzell gegründet. Seine Mitglieder kommen aus ganz Europa und engagieren global. Bei etwa 200 Einsätze in weltweiten Krisenregionen war der Verein schon vor Ort. Mit künstlerischen Projekten in fremde Kulturen zu kommen bringt einige Herausforderungen mit sich. "Wir wollen nicht kulturell überwältigen", erklärt Faltin. Der Respekt vor anderen Kulturen bedeute, dass Hilfskräfte ihre eigenen kulturellen Werte vor denen der Krisenregion zurückstellten.

Seit der Pandemie konzentriert sich der Verein stärker auf seine Arbeit in Deutschland, arbeitet zum Beispiel auch mit Opfern der Flutkatastrophe im Ahrtal und Geflüchteten aus der Ukraine gearbeitet. Unter dem Namen "Start mobil" bietet der Verein zudem seit Frühjahr 2021 künstlerische Projekte und Spielaktionen mit Kunsttherapeuten im öffentliche Raum an, so auch wiederholt in Gröbenzell. Gründungsmitglied und Vorsitzende Myrtha Faltin ist selbst Gröbenzellerin. Damit ist der Verein in der Gemeinde verwurzelt.

Der Gemeinderat hat 10000 Euro für den Container zur Verfügung gestellt

Eine langfristige Spielaktion des Vereins ist nun für drei Jahre in Form des KuKuk-Containers hinter dem Pflanzlgarten 2, Höhe Schubertstraße, in Gröbenzell zu Gast. Der Gemeinderat stellte für Aufbau und Abnahme der Spielanlage 10000 Euro außerplanmäßige Haushaltsmittel zur Verfügung. Der Container wurde bereits von spielfreudigen Kindern eingeweiht und steht allen offen.

Bei dem Projekt soll der Fokus auf dem Kontakt von Kindern mit unterschiedlicher kultureller Herkunft liegen. "Frieden fängt zuhause an und Völkerverständigung eben am Spielplatz." Wenn Faltin das sagt, meint sie auch das Zuhause ihres Vereins. Denn auch hier wäre genug Bedarf für Völkerverständigung. Myrtha Faltin zufolge gibt es in Gröbenzell um die 100 Nationalitäten, darunter viele Geflüchtete.

Doch wie kann Völkerverständigung auf dem Spielplatz funktionieren? Eine gewisse Grundhemmung, mit anderen Kulturen in Kontakt zu treten, müsse laut Faltin erst einmal überwunden werden. Doch dafür brächten Kinder die besten Voraussetzung mit. "Das entsteht aus der menschlichen Begegnung und dafür gibt der Spielplatz den Raum." Konkrete Aktionen oder Anregungen, um Familien mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen am Spielcontainer zu versammeln, sind bisher nicht geplant.

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