Starkbierfest:Ein OB, der auf dem Lastenfahrrad feiert

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Stefan Kröll, Nachfolger von Jürgen Kirner als Krüglredner, bei der Arbeit auf der Bühne im voll besetzten kleinen Saal des Veranstaltungsforums. (Foto: Jana Islinger)

Krüglredner Stefan Kröll nimmt bei seiner Premiere vor allem die Stadt Fürstenfeldbruck und ihre Lokalpolitik aufs Korn.

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Ein Schlag, ein Spritzer, noch ein Hieb, dann hat Christian Götz das Fass Starkbier am Samstagabend angezapft und den 15. Fürstenfelder Salvator eröffnet. "Ozapft is'" ruft der Oberbürgermeister, und fortan fließt das süffige Bier. Die Kapelle So&So spielt "ein Prosit der Gemütlichkeit" und Tanja Grandlhuber vom Veranstaltungsforum begrüßt die 300 Besucherinnen und Besucher sowie den neuen Krüglredner Stefan Kröll, "auf den wir uns alle schon erwartungsvoll freuen".

Der beginnt zunächst moderat - "etwas zu brav", wie ein Besucher feststellt - , dann aber legt der 54-jährige Kabarettist los und bringt, wie es sich bei einem Starkbierfest gehört, den Saal zum Kochen, als er Landrat Thomas Karmasin "der sich wohl gerade beim Windeln wickeln befindet", OB Götz und die Stadträte derbleckt. Die große Politik und ihre Protagonisten lässt der Redner aus, außer Hubert Aiwanger, den "Demo-Minister", den er sich nicht vorstellen kann, wenn er mit seinem "Dialekt-Englisch" eine Delegation aus dem Ausland empfängt.

Bruck im Schatten der Landeshauptstadt ist für Stefan Kröll "ein besonderer Ort". Wenn er vom Silbersteg aus auf die Amper blickt oder beim Wiedemann einen Kaffee trinkt, könne er verstehen, warum sich die Menschen hier wohlfühlen. War das ernst gemeint oder wollte der Kabarettist seine Rede mit Schmeicheleien versöhnlich ausklingen lassen? "Möglich wäre letzteres schon", meint ein Gast, hatte sich Kröll doch zuvor über das Sparkassengebäude, den "größten Kachelofen der Welt", "schön greislich an der Straße" gelegen, lustig gemacht und gelästert hatte, dass Bruck keinen großen Biertempel wie München habe.

Dafür gebe es das Ameisenstüberl von Markus Droth, "der als Bürgermeisterkandidat durchgängig zur Verfügung steht und wie eine Ameise darauf hinarbeitet". Im ausverkauften kleinen Saal sorgen solche Anspielungen für kräftigen Applaus, der aber erst so richtig aufbrandet, als der Krüglredner Götz auffordert: "Mehr Power, Herr Oberbürgermeister!". Ruhig geworden sei es seit dessen Amtsübernahme im Stadtrat, wäre da nicht die Alex Zierl. Statt seinen Wahlsieg ausgelassen zu feiern, habe der OB einen "Fahrrad-Korso" mit einem Lastenfahrrad angeführt, während der Bund Naturschutz Meisenknödel gedreht habe und Freunde ein neues Körnermüsli kreiert hätten, "statt es krachen zu lassen".

OB Christian Götz (links) zapft an, assistiert von Gerhard Kohlfürst vom Restaurant Fürstenfelder (Mitte) und Josef Wildgruber von der Paulaner Brauerei. (Foto: Jana Islinger)

Dass die Stadt sparen muss und daher den jährlichen Verlust des Veranstaltungsforums auf 1,5 Millionen gedeckelt habe, kritisiert Kröll mit dem Hinweis, dass das "vergleichbare Germering" für sein Kulturzentrum drei Millionen übrig habe. Sparen könnte man, wenn nicht ständig am Sitzungssaal rumgebaut würde, rät der Redner. Mehr Geld von der Sparkasse zu fordern, sei auch kein Weg, das Loch in der Kasse zu stopfen, denn die Bank müsse Rücklagen bilden "damit endlich die greisliche Fassade wegkommt". Aufgefallen ist Kröll, dass bei der Brucker CSU nicht der Stoiber-, sondern der "Lohde-Janker" getragen wird, und dass Andreas Lohde seine Wahlschlappe noch immer nicht verkraftet hat, "weil er doch der bessere ist - glaubt er". Lohde lasse sich mit dem Lachen von Katharina Schulze wecken, "da muss er sofort raus und draufhauen, denn CSU und Grüne, das ist für ihn eine "No-Go-Area", weiß Kröll.

Als CSUler der alten Garde bezeichnet er Franz Höfelsauer, "der hat einen Hausaltar, statt einer Madonna steht dort der Franz Josef Strauß". Die Stadträte Philipp Heimerl und Mirko Pötzsch sind für ihn der "Doppel-Wumms" der SPD. Dass Olchings Bürgermeister Andreas Magg "dem Karmasin im Gnack" sitzt und ihn ablösen will, arbeitet er in einem Rap ab. Szenisch erzählt er von Ereignissen im neuen "Piratentreff" Tortuga von Andreas Rothenberger, wo "Ober-Störtebeker" Klaus Wollenberg die in Germering geraubte Schatzkiste auf den Tresen knallt.

Verärgert gibt sich der Krüglredner darüber, dass ihm niemand erzählt hat, dass der Swinger-Club nicht erweitert werden darf - "warum auch immer". Kröll ist mit einem lange anhaltenden Applaus auf seine überhaupt erste Krüglrede sehr zufrieden und auch OB Götz findet, dass es gut war und dass Kröll wieder kommen darf. Als weiteres Highlight bekommen die Besucher noch mit, wie es der Kabarettistin Alice Köfer auf der Bahnfahrt von Berlin nach Bruck ergangen ist. Zudem erklärt ihnen die vorjährige Paulaner-Solo-Siegerin gesanglich in verschiedenen Rollen, zum Beispiel als Edith Piaf, wie eine Wärmepumpe funktioniert.

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