Solidarität:Private Hilfe für Obdachlose

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Die Bruckerin Sabine Dindas bringt mit 30 Freiwilligen warme Kleidung, Schlafsäcke und Essen nach München und verteilt sie dort. Ihr "Projekt Peter" hat sie nach ihrem Onkel benannt

Von Elisabeth Deml, Fürstenfeldbruck

Jeden Sonntag fährt Sabine Dindas aus Fürstenfeldbruck zwischen 7 und 19 Uhr durch München und verteilt Sachspenden, Suppe, Kaffee und Tee an obdachlose Menschen. Die 43-Jährige alleinerziehende Mutter arbeitet hauptberuflich als Assistentin der Geschäftsleitung der Geschäftsleitung bei der Brucker ibarus gGmbH, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die Integration von Flüchtlingen und Hilfsbedürftigen einsetzt. Vor etwa drei Monaten hat sie die ehrenamtliche Hilfsaktion "Projekt Peter" gegründet, die von 30 Freiwilligen unterstützt wird. Sie helfen in München, weil dort die Anzahl obdachloser Menschen besonders hoch sei, erklärt Dindas. Die Helfer geben Kleidung, Schlafsäcke und Essen aus. Zwischen 11 und 16 Uhr stehen sie an der Münchener Freiheit, einem großen Platz in Schwabing. Das Projekt Peter benannte Dindas nach ihrem Onkel, der sich während seines Studiums als Sanitäter in Afrika für andere Menschen eingesetzt habe. Nach einer gescheiterten Ehe sei er alkoholabhängig geworden und in eine Abwärtsspirale geraten, wie viele Menschen, die auf der Straße leben. Er war jedoch nie obdachlos. "Geld spielt bei solchen Schicksalen nicht immer eine Rolle", sagt Dindas.

Sabine Dindas kennt die Orte, an denen sie in München Obdachlose antrifft. (Foto: Bayerischer Rundfunk)

"Die Stadt beschwichtigt immer, dass viel für Obdachlose getan wird. Das können wir leider nicht bestätigen", sagt sie. "Viele Obdachlose wissen nicht, was für Hilfe angeboten wird und wohin sie sich wenden können." Diese Aufgabe übernehme neben weiteren Hilfsprojekten nun auch das "Projekt Peter". Es sei bereits gelungen, sechs Obdachlose in Unterkünften und Entzugskliniken unterzubringen. Sie hätten auch beim "behördlichen Irrsinn" geholfen wie der Verlängerung von Pässen, der Eröffnung von Bankkonten und Anträgen auf Sozialhilfe. "Unser Ziel ist es, dass diese Menschen wieder in einem normalen Leben Fuß fassen können", sagt Dindas. Das Projekt Peter vernetze sich zudem mit weiteren Münchner Organisationen wie dem Evangelischen Hilfswerk. Man tausche Ratschläge und auch Sachgüter aus.

Zu den Ausgaben an der Münchner Freiheit kommen auch Senioren, die von ihrer Rente nicht leben können. (Foto: Bayerischer Rundfunk)

Auf Instagram, Facebook und der Internetseite "Projekt Peter Obdachlosenhilfe" erhält man Informationen, dabei geht es darum Vorurteile gegenüber Obdachlosen abzubauen. "Von klein auf lernt man, dass man Obdachlose nicht ansprechen soll, aber das ist nicht der Fall. Das sind ganz normale Menschen." Unter ihnen befänden sich auch gut ausgebildete Leute wie Lehrer und Ingenieure.

Ehrenamtliche, Sponsoren und Sachspenden sind stets willkommen. Neben Brillen, Rollkoffern und Rucksäcken werden im Winter vor allem Schlafsäcke, warme Kleidung und Isomatten benötigt. Die Ehrenamtlichen suchen nach einem neuen Lager für Sachspenden. Zudem soll die Hilfsaktion als Verein eingetragen werden, damit auch Geldspenden entgegengenommen werden können.

Momentan erreicht Dindas nach eigenen Angaben rund 500 obdachlose Menschen pro Woche. "Das ist bei aktuell 10000 gezählten Obdachlosen und Wohnungslosen in München sehr wenig. Dennoch sind wir froh um jeden, dem wir helfen können." Für einen Filmbeitrag hat kürzlich der Bayerische Rundfunk Dindas begleitet. Sie weiß, wo sie Obdachlose finden kann, um ihnen Essen und wärmende Kleidung zu bringen. An der Münchener Freiheit erscheinen zahlreiche Menschen, die auf die Sachspenden angewiesen sind, auch Senioren. "Es läuft doch irgendetwas schief, wenn viele Rentner lange gearbeitet haben und das Geld trotzdem nicht ausreicht", sagt Dindas. Ihre Hoffnung sei, eine Schnittstelle zwischen obdachlosen Menschen und den Behörden zu bilden. "Mein größter Traum wäre eine zentrale Beratungsstelle."

© SZ vom 05.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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